Mehr Firmen-, weniger Privatpleiten

Die Trends des ersten Quartals setzen sich weiter fort: Die Zahl der Firmeninsolvenzen hat sich um fast acht Prozentpunkte erhöht, während sich die Pleiten im Privatbereich auf den niedrigsten Stand seit neun Jahren belaufen.

Die endgültigen Zahlen der Creditreform-Firmeninsolvenzstatistik für das erste Halbjahr 2016 zeigen, dass der im ersten Quartal begonnene Trend weitergeht: Die Zahl der Firmeninsolvenzen hat sich um fast acht Prozentpunkte auf knapp 2.800 Verfahren erhöht. Die eröffneten Verfahren sind dabei um 11,5 Prozentpunkte auf 1.704, die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzen um zwei Prozentpunkte auf 1.104 gestiegen. Bei allen Insolvenzverfahren waren in Summe rund 8.000 Arbeitsplätze betroffen, die Insolvenzverbindlichkeiten werden auf ca. eine Milliarde Euro geschätzt.

Eine typische Insolvenz betrifft ein Einzelunternehmen bzw. ein Unternehmen mit weniger als fünf Arbeitnehmern, vornehmlich im Bau(neben)gewerbe. Die Pleite erfolgt oft nach Rückständen beim Finanzamt oder bei der Gebietskrankenkasse.

„Mangel an Grundwissen“

Die Hauptinsolvenzursache liegt in kaufmännischen Fehlern der Inhaber bzw. Geschäftsführer. Dazu Creditreform-Geschäftsführer Rainer Kubicki: „Es überrascht immer wieder, wie oft es am kaufmännischen Grundwissen mangelt. Lediglich Umsatz zu machen ist zu wenig. Das Begleichen von Abgaben und Steuern, die Einhaltung von Zahlungsvereinbarungen und das Beherrschen des Einmaleins der Buchhaltung gehören zu einer ordentlichen Unternehmensführung.“

Gegen den Österreich-Trend verzeichneten die Bundesländer Kärnten (minus 12,8 Prozent) und Steiermark (minus 6,4 Prozent) einen Rückgang an Insolvenzen. Die größten Zuwächse meldeten das Burgenland (plus 35,9 Prozent), Vorarlberg (plus 35,0 Prozent) und Oberösterreich (plus 17,2 Prozent).

Bauwesen am stärksten betroffen

In Wien herrschte die höchste relative Betroffenheit. Elf von 1.000 Firmen schlitterten in die Insolvenz. Österreichweit wurden im Durchschnitt nicht ganz acht Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen gezählt. Die am stärksten betroffene Branche war mit einem Zuwachs von fast 19 Prozent das Bauwesen mit 23 Insolvenzen je 1.000 Branchenunternehmen. Rückgänge verzeichneten hingegen der Tourismus und das Transportwesen.

Privatpleiten weiter rückläufig

Bei den Privatinsolvenzen zeichnet sich ein ganz anderes Bild ab: Sie sinken nach Jahren des Anstiegs weiter kräftig auf den niedrigsten Stand seit neun Jahren. Die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren ist in Österreich um 4,6 Prozent auf rund 4.200 Verfahren gesunken. Die Höhe der Schulden wird auf rund 490 Millionen Euro geschätzt. Die Durchschnittsverschuldung betrug laut Schuldnerberatern 75.000 Euro. Hauptgläubiger sind Banken, Versicherungen, Mobilfunkbetreiber und Leasingunternehmen.

Wiener doppelt so stark vertreten

Ein Blick auf die einzelnen Bundesländer zeigt ein differenziertes Bild: Während Wien (minus 14,3 Prozent), Kärnten (minus 9,4 Prozent) und Vorarlberg (minus 7,3 Prozent) große Rückgänge verzeichnen, steigt im Burgenland (plus 12,5 Prozent), in der Steiermark (plus 12,4 Prozent) und in Oberösterreich (plus 7,1 Prozent) doe Zahl der Insolvenzverfahren. Mit fast 14 von 10.000 erwachsenen Personen sind die Wiener doppelt so stark von einer Insolvenz betroffen als der österreichische Durchschnitt mit rund sieben von 10.000 zahlungsunfähigen Erwachsenen.

Die Insolvenzursachen sind seit Jahr und Tag dieselben: Jobverlust, Krankheit oder ein sonstiger persönlicher Schicksalsschlag oftmals in Kombination mit der üblichen Lebensgewohnheit, dass über einen längeren Zeitraum einfach mehr Geld ausgegeben als verdient hat,

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