Zahl geringfügig Beschäftiger steigt stark

Die Zahl der geringfügigen Jobs ist in Österreich seit dem Jahr 2000 um 75 Prozent gestiegen. Die Gewerkschaft ortet ein „gewisses Maß an Missbrauch“ durch die Unternehmen.

2000 waren 196.772 Menschen geringfügig beschäftigt, 2016 waren es bereits 345.632. In diesem Zeitraum stieg die Anzahl der unselbstständig Beschäftigten um 16 Prozent. Für den IHS-Ökonomen Helmut Hofer gibt es verschiedene Gründe für den Boom bei Mini-Jobs bis 425,70 Euro monatlich. Generell problematisch sieht er die Entwicklung aber nicht.

Für Arbeitslose, Studenten, junge Mütter und Pensionisten sei eine geringfügige Stelle ein interessanter Zuverdienst, so der Arbeitsmarktexperte. Bei Arbeitslosen wird bis zur Geringfügigkeitsgrenze das Arbeitslosengeld nicht gekürzt. Jeder geringfügig Beschäftigte ist unfallversichert, aber nicht kranken-, pensions-, und arbeitslosenversichert. Mehr als 60 Prozent der Jobs entfallen auf Frauen.

Für Ökonomen nur problematisch, wenn unfreiwillig

Problematisch ist für den Arbeitsmarktökonomen eine geringfügige Beschäftigung nur dann, wenn sie nicht freiwillig erfolgt und gleichzeitig mehrere geringfügige Jobs gemacht werden. Dann könne aus dem Sprungbrett in den Arbeitsmarkt eine Falle werden, sagte Hofer im APA-Gespräch.

Balkengrafik über die Anzahl der atypisch Beschäftigten in Österreich

Grafik: ORF.at; Quelle: APA/Stat/AK/BMS

Die geringfügig Beschäftigten müssten sich darüber im Klaren sein, dass sie keine Pensionszeiten sammeln. Sie können sich aber für 60 Euro im Monat in der Pensions- und Krankenversicherung selbst versichern. Dann haben sie Anspruch auf Krankengeld und Wochengeld. Wie viele Unternehmen geringfügig Beschäftigte einstellen würden, um die Sozialversicherungspflicht zu umgehen, kann man laut dem Ökonomen schwer abschätzen.

Gewerkschaft ist kritisch

Die Gewerkschaft ortet bei geringfügig Beschäftigten ein „gewisses Maß an Missbrauch“ durch die Unternehmen. Bei Verdacht schalte man sofort die Krankenkasse ein, sagte GPA-djp-Bundesgeschäftsführer-Stellvertreter Karl Dürtscher zur APA. Den Wildwuchs bei den freien Dienstnehmern, etwa in der Erwachsenenbildung, bei Call-Centern und Medien, habe man in den vergangenen Jahren eindämmen können. Nach einem Hoch von 27.372 freien Dienstverträgen im Jahr 2006 ist die Zahl bis 2016 auf 15.818 gesunken.

Auch andere atypische Beschäftigungsverhältnisse haben seit dem Jahr 2000 deutlich zugenommen. Die Zahl der neuen Selbstständigen stieg von damals 21.059 auf 49.499 im Jahr 2016 und die Anzahl der Leiharbeiter stieg von 30.120 auf 70.862.

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