Erstmals mehr als fünf Millionen Pkws

In Österreich ist die Fünfmillionengrenze bei der Anzahl der Pkws überschritten - exakt waren es Ende April 5.002.266. Aneinandergereiht ergäbe dies eine 25.000 km lange Autokolonne. Darauf macht der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) aufmerksam.

Es dauerte bis zum Jahr 1968, dass mehr als eine Million Pkws mit österreichischem Kennzeichen unterwegs waren. Bereits zehn Jahre später - im Jahr 1978 - waren es mehr als zwei Millionen. Für die dritte Million brauchte es wieder etwas länger, nämlich 13 Jahre bis zum Jahr 1991, während nur acht Jahre später, im Jahr 1999, bereits vier Millionen Autos in Österreich gemeldet waren. Nach einer statistischen Bereinigung durch die Statistik Austria wurde im Jahr 2003 noch einmal die Viermillionengrenze überschritten. Im gleichen Zeitraum ist die Einwohnerzahl um nur 742.000 Personen gestiegen.

Abnahme nur in Wien

„Mit Ausnahme von Wien hat in diesem Zeitraum in allen Bundesländern die Anzahl der Autos stärker zugenommen als die Bevölkerungszahl“, stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer fest. Während heute die Motorisierung in den Städten deutlich niedriger ist als in den Regionen, war es bis Anfang der 1990er Jahre genau umgekehrt.

So gab es im Jahr 1991 beispielsweise in Graz 411 Pkws pro 1.000 Einwohner, im Bezirk Deutschlandsberg hingegen nur 395. „Früher galt Autobesitz als ein Zeichen von Wohlstand. Heute ist es ein Indiz von Mangel: Mangel an Nahversorgung, Mangel an öffentlichen Verkehrsverbindungen, Mangel an Freiheit in der Verkehrsmittelwahl“, sagte Gansterer.

Faktor Zersiedelung

Ein Treiber der Autoabhängigkeit ist die Zersiedelung. Wohnsiedlungen, Supermärkte und Fachmarktzentren außerhalb der Orte sind in der Regel nur mit dem Auto erreichbar. Der Autoverkehr steigt, die selbstständige Mobilität vor allem von älteren Menschen sowie von Kindern und Jugendlichen sinkt. Mit einer Stärkung der Ortskerne und der Nahversorgung ist auch ein klimafreundlicheres Mobilitätsverhalten möglich.

Forderungen gegen Autoabhängigkeit

Der VCÖ fordert den rascheren Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes. Derzeit seien in Österreich jede fünfte Stadt und zwei Drittel der Gemeinden nicht mit der Bahn erreichbar. Darüber hinaus mangle es vor allem an schulfreien Tagen vielerorts an Busverbindungen. Da die Arbeitszeiten immer flexibler werden, sei es wichtig, dass es auch tagsüber, am späteren Abend sowie am Wochenende ein gutes öffentliches Mobilitätsangebot gibt, so der VCÖ.

Besonders großen Aufholbedarf hat Österreich bei der Radinfrastruktur. Die Hälfte der Autofahrten ist in Radfahrdistanz. Die Klimaziele kann Österreich nur erreichen, wenn mehr kurze Strecken mit dem Rad gefahren werden. Dafür braucht es eine gute und sichere Infrastruktur für den Radverkehr, betont der VCÖ.

Privatbesitz verliert an Bedeutung

Für die Zukunft erwartet Gansterer, dass es die letzte Millionengrenze war, die der Pkw-Bestand in Österreich überschritten hat. Die Zukunft der Mobilität liegt beim Sharing, der Privatbesitz an Pkws wird in den kommenden 15 Jahren deutlich an Bedeutung verlieren. "Statt Autobesitz wird es Mobilitätsdienstleistungen geben, die wir dann nutzen, wenn wir sie brauchen. Erste Ansätze von Ridesharing und „Mobility on Demand" gibt es ja bereits heute. Die Wahrscheinlichkeit, dass es im Jahr 2035 weniger als vier Millionen Pkws in Österreich gibt, ist sehr hoch“, stellt VCÖ-Experte Gansterer fest.

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