Einzelhandel machte 2014 weniger Umsatz

Der Einzelhandel hat 2014 erneut Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Inflationsbereinigt (real) sanken die Umsätze der Branche um 0,5 Prozent, selbst unter Berücksichtigung des dynamischen Onlinegeschäfts waren die Erlöse rückläufig.

Handelsobfrau Bettina Lorentschitsch sieht dennoch das Positive: „Der Handel ist der Jobmotor in Österreich.“ Die Zahl der Einzelhandelsbeschäftigten stieg um 1,3 Prozent oder 4.200 Personen auf rund 326.100. Das Wachstum liege über dem Gesamtbeschäftigungswachstum, so Lorentschitsch beim Jahrespressegespräch in Wien. Fast die Hälfte der Beschäftigen im Einzelhandel arbeitet jedoch Teilzeit.

Gute Umsätze mit Kosmetika

Branchensieger waren erneut Drogerie- und Parfümeriegeschäfte mit realen Umsatzzuwächsen von 4,5 Prozent. „Den kleinen Luxus gönnen sich die Menschen nach wie vor“, sagte die Handelsobfrau. Auch Elektrohändler (plus 2,7 Prozent) sowie Uhren- und Schmuckgeschäfte (plus 2,9 Prozent) zählten im vergangenen Jahr zu den Gewinnern. Ein leichtes reales Plus ging sich auch in der Bekleidungsbranche (plus ein Prozent) aus.

Umsatz nach Branchen 2014

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Umsatz nach Branchen 2014

Alle anderen Branchen erzielten reale Umsatzrückgänge, am höchsten waren sie im Sportartikelhandel (minus 2,5 Prozent). Das Wetter spielte den Sporthändlern im Vorjahr übel mit - sowohl im ersten als auch im vierten Quartal lag zu wenig Schnee. Reale Umsatzeinbußen gab es auch im Möbelhandel (minus 1,9 Prozent), Bau- und Heimwerkerhandel (minus 1,7 Prozent) sowie im Lebensmittehandel (minus 1,3 Prozent).

Dynamisches Onlinegeschäft

Abgesehen von Salzburg, Vorarlberg und Kärnten, die von Grenztouristen profitierten bzw. auf ein niedriges Niveau aufsetzten, waren die Umsatzentwicklungen in den restlichen Bundesländern rückläufig. Vor allem die Wiener Händler litten - unter anderem an einem starken Rückgang der kaufkräftigen russischen Touristen.

Umsatzentwicklung real im Einzelhandel 2005-2014

APA

Umsatzentwicklung real im Einzelhandel 2005 bis 2014

Das Geschäft im Internet entwickelte sich einmal mehr dynamisch. Die Bruttoumsätze erhöhten sich um rund 200 Mio. Euro auf 3,1 Mrd. Euro. Das entspricht knapp fünf Prozent des gesamten Einzelhandelsvolumens. Die KMU Forschung Austria ermittelt allerdings keine Umsätze, die Österreicher auf ausländischen Websites wie Amazon und Zalando ausgeben. Hier kämen noch einmal rund drei Mrd. Euro Umsatz dazu.

Obfrau gegen neue Steuern

Der Umsatz im Weihnachtsgeschäft stieg leicht um 0,5 Prozent auf 1,617 Mrd. Euro. Für 2015 ist Lorentschitsch „eine Spur optimistischer als die Wirtschaftsforscher“, wenngleich sie einräumte, dass sich der Handel negativer Einflüsse von außen nicht verwehren könne. Bei den realen Umsätzen werde man sich hoffentlich der Nulllinie nähern oder vielleicht ein leichtes Plus erzielen.

In Richtung Regierung plädierte die Handelsobfrau: „Es darf keine neuen Steuern geben.“ Sinnlos seien auch Vorschriften, die viel Geld kosten und Unternehmer unter Generalverdacht stellten - wie die von der SPÖ zur Bekämpfung von Steuerbetrug vorgeschlagene „Registrierkassenpflicht“. „Wie soll das auf Märkten funktionieren“?, fragte Lorentschitsch.

Österreich im EU-Vergleich

Im EU-Vergleich schneidet Österreich schlecht ab: Während die Umsätze im EU-Schnitt im dritten Quartal 2014 bei plus 1,2 Prozent lagen, kam Österreich nur auf plus 0,3 Prozent. Aktuellere Zahlen sind hier noch nicht verfügbar. Ernst Gittenberger von der KMU Forschung Austria beruhigte aber: Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern durchtauchten die österreichischen Einzelhändler die Krise nahezu unbeschadet. „Die anderen erholen sich jetzt erst von den Rückgängen, sind aber immer noch nicht auf österreichischem Niveau“, so Gittenberger.

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