Chronik

Kritik an Gewalt gegen Handelsangestellte

Beschimpfungen, Beleidigung und Bedrohungen gegenüber Handelsangestellten haben in den letzten Jahren zugenommen. Davor warnt die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp) und fordert Gegenmaßnahmen von Unternehmen und Respekt für die Arbeit von Handelsangestellten, auch von Kunden.

Ein Viertel der befragten Handelsangestellten gab in einer IFES-Umfrage an, selbst schon am Arbeitsplatz angeschrien oder eingeschüchtert worden zu sein, geht aus einem Bericht des Meinungsforschungsunternehmens hervor. Mehr als 40 Prozent der Befragten haben derartige Situationen an ihrer Arbeitsstelle wahrgenommen. „Die Ergebnisse zeigen hier wirklich einen dringenden Handlungsbedarf auf“, so GPA-Wirtschaftsbereichssekretärin Anita Palkovich.

Hohe Dunkelziffer bei Betroffenen

Auslöser für die zunehmende Gewalt gegen Handelsangestellte seien vor allem der steigende Arbeitsdruck und zu wenig Personal: „Man darf hier nicht einfach nur wirtschaftliche Kennzahlen heranziehen, um Personaleinsatz und Ressourcen zu planen“, so Palkovich. Außerdem ortet sie eine zunehmende Gewaltbereitschaft: „Je mehr sich Kunden hinter Anonymität verstecken können, desto niedriger ist auch die Hemmschwelle.“

Konkrete Zahlen könne man nur schwer nennen, „die Dunkelziffer ist sehr hoch. Viele kommen damit in Berührung, aber das wird vielleicht im Team besprochen, nicht irgendwie weitergemeldet“, sagte dm-Betriebsratsvorsitzender Josef Hager.

Gewerkschaft fordert rasche Hilfe

„Das Problem ist, dass sehr viele Arbeitgeberinnen sehr zögerlich mit dieser Problematik umgehen beziehungsweise auch wegschauen“, sagte auch der Vorsitzende des GPA-Handelsbereichs, Martin Müllauer. Er fordert deshalb schnelle und unbürokratische Hilfe für Betroffene, eine Mindestbesetzung bei hoher Frequenz im Geschäft, einen Gewaltschutzbeauftragten in Filialen ab 20 Mitarbeitern und „gewaltfrei gestaltete“ Arbeitsplätze, mit Rückzugsmöglichkeiten für Angestellte: „Ich fordere den Respekt, den alle ArbeitnehmerInnen verdient haben, auch für die Handelsangestellten“.

Auch den positiven Umgang einiger Unternehmen mit der Problematik betonen die Gewerkschafter. Als Beispiele nennen sie die Unternehmensgruppe REWE und den Drogeriemarkt dm. „Das Thema ist ja nicht ganz schwarz und weiß: Auf der einen Seite gibt es eben hier sehr gute Angebote und Unterstützungsleistungen für die Beschäftigen, und auf der anderen Seite gibt es auch sehr zögerliches Herangehen an das Thema“, sagte Palkovich.

„Wir stehen selbstverständlich auch für einen respektvollen Umgang mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, sagte der Obmann der Handelssparte der Wirtschaftskammer (WKÖ), Peter Buchmüller, in einer Aussendung am Donnerstag. Er verwies auf die (Lehr-)Ausbildung, mit der Mitarbeiter „bestmöglich vorbereitet werden“. Sollte es dennoch zu Übergriffen kommen, sollen Betroffene rasche, unkomplizierte Hilfe bekommen. Einen eigenen Gewaltschutzbeauftragten lehnt die WKÖ jedoch ab, „wir stehen für weniger anstatt mehr Bürokratie“.