Bagger auf einem Feld
Getty Images/iStockphoto/roman023
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Wirtschaft

Bodenverbrauch neuerlich gestiegen

Der Bodenverbrauch ist in Österreich zuletzt wieder gestiegen – und zwar fast um ein Viertel, nachdem er seit 2013 kontinuierlich gesunken war. Das teilte das Umweltbundesamt am Donnerstag mit.

Im vergangenen Jahr wurden täglich 13 Hektar Boden neu verbaut, 2018 waren es noch 10,5 Hektar gewesen. Das ist das Fünffache des Zielwertes von 2,5 Hektar pro Tag, der bereits 2002 in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung festgeschrieben wurde.

Von den 13 Hektar pro Tag gehen laut Umweltbundesamt vier Hektar dauerhaft verloren, weil diese Fläche versiegelt wird – das heißt: Der Boden ist mit einer wasserundurchlässigen Schicht abgedeckt, also bebaut, betoniert, asphaltiert oder gepflastert. Damit gehen wichtige Bodenfunktionen wie die Fähigkeit, Wasser zu speichern und zu verdunsten, Schadstoffe zu filtern und Kohlenstoff zu binden, verloren.

Im Vorjahr 44 Quadratkilometer Boden

Der Bodenverbrauch verursache einen kontinuierlichen Verlust von produktiven Böden, 2019 waren das laut Umweltbundesamt 44 Quadratkilometer. Das bedeutet, dass jährlich eine Fläche in der Größe von Eisenstadt verbaut wird.

Diese Entwicklung sei „fahrlässig“ und habe „dramatische Auswirkungen“ auf die Lebensmittelversorgungssicherheit, warnte die Österreichische Hagelversicherung. Die Ernährungssouveränität Österreichs werde damit stark gefährdet. Beim Brotgetreide habe das Land „bereits jetzt nur mehr einen Selbstversorgungsgrad von 86 Prozent, bei Kartoffeln von 80 Prozent, bei Gemüse nicht einmal 50 Prozent und bei Soja sogar nur von 15 Prozent“, so die Hagelversicherung. Auch der Klimawandel werde dadurch beschleunigt.

Priorität für Regierungspläne gefordert

Optimistisch stimmte die Hagelversicherung, dass die Bundesregierung erstmals auch detaillierte Maßnahmen für eine Reduktion des Bodenverbrauchs in einem Regierungsprogramm festgeschrieben habe. Deren Umsetzung müsse nun aber Priorität haben, forderte Präsident Kurt Weinberger. Nur durch eine „kluge Raumordnungspolitik, durch einen absoluten Verbauungsstopp bester Wiesen und Äcker“, durch Nutzung der vielen leerstehenden Immobilien und durch eine Stärkung der überregionalen Raumordnung könne der „negativen Entwicklung entgegengewirkt werden“, so Weinberger.

„Nur durch vorausschauenden Bodenschutz können wir die natürliche Bodenfruchtbarkeit für künftige Generationen erhalten, Hochwasserrisiken senken, Hitzeeffekten entgegenwirken und die biologische Vielfalt erhalten“, appellierte auch Gundula Prokop, Bodenexpertin im Umweltbundesamt.

Lektion durch Krise

Aus der gegenwärtigen Coronavirus-Krise könne man die Lehre ziehen, nicht weiter in natürliche Lebensräume einzugreifen, Ressourcen zu bewahren und die Artenvielfalt zu erhalten. „Dadurch werden Tiere vor dem Menschen geschützt und somit Menschen vor einer Übertragung mit gefährlichen Erregern“, so die Hagelversicherung.