Menschen mit Maske auf Straße
Reuters/Leonhard Foeger
Reuters/Leonhard Foeger
Chronik

Wünsche und Sorgen der Österreicher

Die Österreicherinnen und Österreicher vermissen derzeit vor allem den Kontakt zu Familie und Freunden – aber auch Reisemöglichkeiten und Gastronomiebesuche fehlen vielen. Was den Menschen derzeit abgeht, ist regional und nach Alter durchaus unterschiedlich – ebenso wie die Sorgen, die man sich macht.

Das ergab eine repräsentative Umfrage der Marktforschung von Observer im Auftrag des ORF mit 1.000 Befragten. Fast zwei Drittel sehnen sich danach, Familie und Freunde wiedersehen zu können. Bei Frauen ist dieser Wunsch ausgeprägter als bei Männern. Bei unter 29-Jährigen stehen die Freunde höher im Kurs als die Familie.

Jeweils rund 40 Prozent fehlen Reisen und Gastronomiebesuche, hier sind Männer stärker vertreten als Frauen. Auswärts essen zu gehen vermisst vor allem die Generation über 70. In Kärnten und der Steiermark wiegen die Reiseeinschränkungen besonders schwer, in Sachen Gastronomie zeigen Wiener den größten Leidensdruck.

Lokalbesuche werden vermisst

Erst dahinter folgt Einkaufen mit rund 30 Prozent. Der Kulturgenuss (28 Prozent) fehlt noch mehr als der gemeinsame Sport (23 Prozent), wobei die Jungen (bis 29 Jahre) das umgekehrt sehen. Die über 70-Jährigen zeigen sich jedoch sportlicher als die im Berufsleben stehenden. Kultur wird besonders in Wien vermisst, Sport in Tirol und Vorarlberg.

Auswärts essen und trinken zu können ist auch die bei Weitem meistgenannte Antwort bei der Frage, wie wichtig die Öffnung welcher Geschäfte, Lokale und Aktivitäten wäre. Über 80 Prozent der Befragten sehen das persönlich als sehr wichtig oder eher wichtig an.

Friseure fehlen

Dass andere Aktivitäten wieder möglich und auch Anlagen wieder geöffnet sind, rangiert auf Platz zwei (64 Prozent), gefolgt von Friseuren und Kosmetikstudios (63 Prozent). Bei den Einkaufsmöglichkeiten werden vor allem Baumärkte und Einkaufszentren vermisst. Alle anderen Branchen liegen an oder weit unter der 50-Prozent-Marke. Nach Geschlechtern getrennt ergeben sich fast schon klischeehafte Muster: Männer nennen Elektronik und Sportwaren, Frauen Blumengeschäfte, Parfümerien, Kleidungs- und Buchgeschäfte.

Große Sorge vor langer Dauer der Krise

Die drei größten Sorgen sind die lange Dauer der Krise, die Furcht, jemand Nahestehender könnte sich anstecken, und die Angst vor einer allgemeinen Wirtschaftskrise, je rund 40 Prozent der Befragten gaben diese drei Punkte an. Bei Frauen waren diese Sorgen deutlich ausgeprägter, die Jungen zeigten sich ein wenig unbesorgter.

Der Sorgenpunkt, dass viele Menschen am Coronavirus sterben (gesamt 22 Prozent) wird vor allem von den Jungen getrieben (31 Prozent). Sich mit dem Virus anzustecken ist eine vornehmliche Sorge der über 70-jährigen (29 Prozent, alle anderen Altersgruppen unter 17 Prozent). Bei Männern ist das stärker ausgeprägt, sie befürchten allerdings weniger als Frauen einen schweren Krankheitsverlauf. Zwischen den Altersgruppen ist diese Sorge auch relativ ausgeglichen.

Regionale Unterschiede

Bei der Regionalverteilung ist auffällig, dass Tirol als Region mit der höchsten Anzahl an Coronavirus-Fällen, nicht außergewöhnlich mehr Sorgen hat und sogar weniger Angst vor einer Ansteckung in der Familie hat. Nur bei der Sorge um die Wirtschaft liegt Tirol weit voran (45 Prozent), dicht gefolgt von der Steiermark und Kärnten (44 Prozent).

Die Wiener sorgen sich außergewöhnlich stark, dass die Maßnahmen nicht von allen eingehalten werden, und vor einem Spitalsaufenthalt. Beides Sorgen, die nicht unbedingt von den tatsächlichen Fakten unterstützt werden, eher von medial transportierten Eindrücken. Und Wiener befürchten signifikant am wenigsten, dass sich das eigene Einkommen reduziert.