Ordination PVZ St. Pölten
ORF/Novak
ORF/Novak
Coronavirus

Ordinationen kehren zu Normalbetrieb zurück

Mit der Lockerungen der Maßnahmen gegen die Coronavirus-Pandemie wird auch der Betrieb in den Ordinationen wieder sukzessive aufgenommen. Wie überall anders auch sind Sicherheitsvorkehrungen einzuhalten. Zuletzt gab es Plädoyers für ein vorsichtiges „Hochfahren“ des Betriebs, aber auch Stimmen, die vor medizinischen „Kollateralschäden“ wegen der zwangsweisen Behandlungspausen warnten.

Zuletzt durften Arztpraxen und Krankenhäuser nur in dringenden Fällen aufgesucht werden, nun sollen Kontroll- und Routineuntersuchungen nachgeholt werden, hieß es am Mittwoch von der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK). Details sollen am Donnerstag bekanntgegeben werden.

Erst sollte noch ein Positionspapier mit „Maßnahmen und Empfehlungen“ an die Landesärztekammern geschickt werden. Sicherheitsmaßnahmen, wie zumindest einen Meter Abstand zu anderen Personen zu halten, müssten beim Arztbesuch weiterhin eingehalten werden. Wo es möglich sei, sollten Termine vergeben werden und die Patientinnen und Patienten diese pünktlich einhalten.

Auch Spitäler fahren Betrieb wieder hoch

Bei vollen Wartezimmern sollen sie – wie jetzt schon üblich – je nach Gegebenheit – außerhalb der Ordinationen warten. Die ÖÄK hatte außerdem bereits die „dringende Empfehlung“ an die Patienten ausgegeben, beim Arztbesuch Schutzmasken zu tragen. Sollte das seitens der Regierung – ähnlich wie für den Besuch von Geschäften – auch in Ordinationen und Spitälern verpflichtend in einer Verordnung verankert werden, würde man das „sehr begrüßen“, hieß es zuletzt.

Neben der Wiederaufnahme der derzeit reduzierten Behandlungen in den Ordinationen sind auch Pläne für eine schrittweise Öffnung des Betriebs in den Spitälern des KAV in Ausarbeitung. „Solche Vorbereitungen gibt es natürlich auch im KAV“, hieß es auf APA-Nachfrage. Details sollen demnächst bekanntgegeben werden.

Plädoyer für vorsichtigen Start

Die steirischen Ärzte und Spitäler in der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) sprachen sich für ein „achtsames“ Hochfahren des Betriebs aus. „Wir müssen jetzt daran denken, die Gesundheitsversorgung achtsam und möglichst im Gleichklang aller Bundesländer wieder hochzufahren“, so Ärztekammer-Steiermark-Präsident Herwig Lindner am Mittwoch in einer Aussendung. Achtsam heiße, unter Einhaltung aller notwendigen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen arzt- und patientenseitig, im Gleichklang bedeute, dass möglichst nicht einzelne Länder, Spitäler und andere Anbieter vorpreschen sollten.

Warnung vor „Kollateralschäden“

Vor- und Nachsorge seien wichtig, wurde seitens der ÖÄK betont. In Wien etwa haben gut 90 Prozent der Ordinationen zwar trotz Coronavirus-Krise weiterhin geöffnet, vor allem bei Fachärzten wurden Routinekontrollen aber verschoben. Zahlreiche Ärztinnen und Ärzte setzten auf Telemedizin und beraten ihre Patienten über das Telefon. Die Ordinationen wurden von bis zu 90 Prozent weniger Patienten aufgesucht.

Ärzten macht das Sorgen, sie äußerten die Befürchtung, es könne zu medizinischen „Kollateralschäden“ kommen, wenn Patienten zu spät oder nicht in die Ordination kämen – mehr dazu in Internisten warnen vor Kollateralschäden (wien.ORF.at) und Ärzte warnen vor Auswirkungen (salzburg.ORF.at).

Ruf nach Ausgleichszahlungen

Wegen des über Wochen eingeschränkten Betriebs in den Ordinationen kam es für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte auch zu Verdienstausfällen. Die ÖÄK forderte daher am Mittwoch Ausgleichszahlungen und zwar in Höhe von 100 Prozent des Vorjahresumsatzes im Abrechnungszeitraum der Coronavirus-Pandemie. Das solle abzüglich allfälliger sonstiger staatlicher Unterstützung und abzüglich der verrechenbaren Honorare gelten, hieß es in einer Aussendung. Ein entsprechendes Forderungspaket sei an die politisch Verantwortlichen übergeben worden.

Aufgrund der von der Bundesregierung ausgegebenen Verhaltensregeln seien die Ordinationen zuletzt von bis zu 90 Prozent weniger Patienten aufgesucht worden. Laut dem Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsidenten der Ärztekammer, Johannes Steinhart, bedeutet das für die niedergelassenen Ärzte einen enormen Umsatzeinbruch – das jedoch bei gleichbleibenden laufenden Kosten. Steinhart räumt zwar ein, dass die Betreuung auf telemedizinischer Basis zugenommen habe, diese könne aber nicht wie eine Behandlung in der Ordination abgerechnet werden – weder gegenüber den Krankenkassen noch auf Basis eines Privathonorars.