Menschen gehen über einen Zebrastreifen
Getty Images/Brasil2
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Gesundheit

Die Rückverfolgung der Infektionsketten

Contact Tracing, wie es im Kampf gegen Covid-19 angewandt wird, ist die Rückverfolgung von Infektionsketten. Ziel der Methode ist es, möglichst jede angesteckte Person zu finden, um die Übertragung auf andere Menschen zu verhindern.

In Österreich nimmt die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), die das Epidemiologische Meldesystem (EMS) verwaltet, dabei eine bedeutende Rolle ein.

Das EMS ist die gemeinsame Datenbank der Bezirksverwaltungsbehörden, Landessanitätsdirektionen, des Gesundheitsministeriums sowie der AGES. Es dient dazu, Erhebungen über das Auftreten anzeigepflichtiger Krankheiten durchzuführen. Seit 2014 müssen Labors die Ergebnisse von Untersuchungen zu meldepflichtigen Erkrankungen elektronisch in das EMS melden. Ärzte melden diese etwa über das E-Card-Netz.

Anonyme Daten werden an ECDC und WHO übermittelt

Die Abteilung Infektionsepidemiologie der AGES unterstützt die Gesundheitsbehörden bei der Verwaltung des EMS. Daten werden plausibilisiert bzw. verknüpft, wodurch ein Erkrankungsfall angelegt wird. Gesundheitsministerium, Landessanitätsdirektionen und Bezirksverwaltungsbehörden können auf diese zugreifen. Die Daten werden auch anonymisiert an das Europäische Zentrum für Krankheitskontrolle (ECDC) in Stockholm und an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) übermittelt.

Aufgabe der AGES ist es auch, durch epidemiologische Abklärungen jedes Ausbruchs – wie etwa bei Covid-19 – Quellen der Infektion bzw. Übertragungsketten der Fälle zu identifizieren. Dabei gilt es, den Erkrankungsbeginn der laborbestätigten Fälle auf einen Tag, der infektionsepidemiologisch am wahrscheinlichsten ist, einzuengen, sowie auch epidemiologische Zusammenhänge zwischen den Fällen zu identifizieren.

Die Analysen im Rahmen der epidemiologischen Abklärung erfolgen im Nachhinein, da hierfür eine solide Datengrundlage vorliegen muss. Basis sind Befragungen zum ermittelten Erkrankungsbeginn. Dabei geht es etwa um mögliche Kontakte oder gewisse Aktivitäten, wie der Besuch von Veranstaltungen, aber auch Reisen.

Unterschiedliche Vorgehensweise in den Bundesländern

In Salzburg führen das Contact Tracing rund 40 Ärzte und Mitarbeiter der Gesundheitsämter durch, und zwar mit Befragungen und Erhebungsformularen. Unterstützt werden sie dabei auch von Epidemieärzten, die Polizei kam in Salzburg bisher dabei nicht zum Einsatz.

In Niederösterreich sind je nach Anforderung bis zu 250 Personen für das Contact Tracing eingesetzt, teilte das Büro von Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) mit. Zur Koordination gebe es in jeder Bezirkshauptmannschaft und in der Sanitätsdirektion einen Einsatzstab. Die Teams stehen unter der Einsatzleitung erfahrener Amtsärzte, die nach erfolgter Meldung eines Verdachtsfalles mit der telefonischen Kontaktpersonen-Nachverfolgung beginnen.

500 Mitarbeiter in Tirol im Einsatz

In Tirol kommen rund 500 Mitarbeiter der Behörden für das Contact Tracing zum Einsatz. Bei Bedarf werden sie auch von Polizeibeamten unterstützt, teilte das Land auf APA-Anfrage mit. Aufgrund der aktuell niedrigen Zahl an Neuinfektionen finde man derzeit mit den personellen Ressourcen der Gesundheitsbehörden und amtsinterner Hilfskräfte aber das Auslangen.

In Oberösterreich läuft das Contact Tracing über die Bezirksverwaltungsbehörden, fünf – bei Bedarf auch mehr – der 20 bis 30 Mitarbeiter der Einsatzstäbe sind jeweils dafür abgestellt, erfuhr die APA aus dem Krisenstab des Landes. Zwei Behörden haben bisher die angebotene Unterstützung der Polizei angenommen und berichten von einer sehr guten Zusammenarbeit – mehr dazu in ooe.ORF.at.

In Wien derzeit keine Polizeiunterstützung nötig

In Wien sind derzeit 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Rückverfolgung von Kontakten von positiv auf das Coronavirus getesteten Personen beschäftigt. Die Zahl könne im Bedarfsfall weiter aufgestockt werden, teilte das Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) der APA mit.

Durchgeführt wird das Contact Tracing vorrangig durch Beschäftigte im Gesundheitsdienst (MA 15) bzw. in der Landessanitätsdirektion, aber auch andere Magistratsabteilungen würden unterstützen, hieß es. Unterstützung durch die Polizei werde derzeit nicht benötigt.

Großer Einsatzstab in der Steiermark

In der Steiermark waren in Spitzenzeiten bis zu 250 Personen – Amtsärzte, Epidemieärzte, Juristen und Assistenzpersonal – für das Contact Tracing im Einsatz. Zurzeit richte sich der Personaleinsatz nach dem aktuellen Bedarf. Fallweise werde auch polizeiliche Assistenzleistung in Anspruch genommen, die Entscheidung fälle die jeweilige Bezirksverwaltungsbehörde, teilte das Land auf APA-Anfrage mit.