Blick über den Attersee Richtung Schafberg
ORF.at/Roland Winkler
ORF.at/Roland Winkler
Wetter

So war heuer der Frühling

Mit Ende Mai endet der meteorologische Frühling. Dieser war heuer überdurchschnittlich warm, es gab mehr Sonne als zu erwarten, und lange gab es keinen bis wenig Regen, lautet die Bilanz der Klimatologen.

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hat die Messdaten von Temperatur, Sonnenscheindauer und Regenmengen der letzten Monate ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass auch die vergangenen Wochen die Frühlingsbilanz nicht mehr drehen konnten. Der Frühling 2020 wird um 0,8 Grad wärmer ausfallen als im Vergleichszeitraum zwischen 1981 und 2010.

Mai „zu“ kühl

Verantwortlich dafür waren März und April mit einer Temperaturabweichung von plus ein bzw. plus 2,1 Grad, der Mai dürfte um 0,7 „zu“ kühl ausfallen. Damit beendet der Mai übrigens eine Serie von elf überdurchschnittlich warmen Monaten in Folge. Am größten war die Temperaturabweichung im Frühling in Vorarlberg mit bis zu plus zwei Grad, ganz im Osten des Landes entsprachen die Temperaturen unterm Strich ziemlich genau den Durchschnittswerten.

Nachtfröste und Sommertage – nur einmal heiß

Ungewöhnlich war eine Serie von kalten Nächten Ende März, Anfang April im Norden und Osten des Landes. Vom Innviertel bis zum Weinviertel wurden flächendeckend drei bis zehn Nächte mit Frost verzeichnet, punktuell sogar 18. An einzelnen Orten ergab die Zahl der Frostnächte einen neuen Rekord: Hohenau an der March (NÖ) etwa übertraf den bisherigen Rekord für April aus 1997 gleich um zwei, die Temperaturaufzeichnungen reichen hier bis 1948 zurück. Als Folge der Nachtfröste wurden Schäden in der Landwirtschaft verzeichnet, vor allem im Obstbau.

Karte mit Temperaturen in Österreich im Frühling
ZAMG/SPARTACUS
Abweichung der Temperatur vom vieljährigen Mittel 1981-2010

Obwohl der Frühling in Summe überdurchschnittlich warm war, fiel die Zahl an Sommertagen in vielen Regionen vergleichsweise bescheiden aus. Von einem Sommertag sprechen Klimatologen, wenn die Tageshöchsttemperatur mindestens bei 25 Grad liegt, das war in Graz nur zweimal der Fall, in Linz dreimal. In einem durchschnittlichen Frühling sind es jeweils sieben. Den langjährigen Mittelwert genau erreicht haben Bregenz und Innsbruck, St. Pölten hatte sogar einen Sommertag mehr als im Schnitt.

Die 30-Grad-Marke wurde in diesem Frühling nur an einem einzigen Tag überschritten, und das nur an einer Handvoll Orten in Tirol. Imst hatte den österreichweiten Höchstwert mit 32,2 Grad am 23. Mai verzeichnet.

Teils extrem trocken

Nach einer gemischten Winterbilanz (Alpennordseite feucht, Süden trocken) waren der März und April in vielen Regionen extrem trocken. Wieder hatten Landwirte wetterbedingt Ausfälle zu beklagen wegen Dürreschäden. Auch die Waldbrandgefahr war schon zeitig im Jahr ein Thema, ebenso der teils tiefe Grundwasserpegel sowie niedrige Pegelstände an vielen Flüssen und Seen. Am Neusiedler See wurde für einen Mai-Monat der tiefste Wasserstand seit vielen Jahrzehnten beobachtet. Anfang Mai änderte sich die Großwetterlage, Tiefdruckgebiete wurden wetterbestimmend, ergiebiger Regen erreichte viele, aber längst nicht alle Landesteile.

Karte mit Niederschlag in Österreich im Frühling
ZAMG/SPARTACUS
Vergleich des Niederschlags mit dem vieljährigen Mittel 1981-2010. 100 Prozent entsprechen dem Mittel

Auch der Mai wird teilweise als „zu“ trockener Monat in die Klimaaufzeichnungen eingehen, ganz besonders im südöstlichen Niederösterreich und im Mittelburgenland. Hier liegt auch der trockenste Ort des gesamten Frühlings: Lutzmannsburg hatte bis zum 28. Mai nur 60 Liter Regen pro Quadratmeter, das sind um 60 Prozent weniger, als im Durchschnitt fällt.

Summa summarum war der Frühling 2020 österreichweit gesehen um rund ein Drittel trockener als im langjährigen Durchschnitt, noch trockener war zuletzt der Frühling 2003. Zustande kommt diese Bilanz durch ein Niederschlagsdefizit von 30 Prozent im März, 50 Prozent im April und zehn Prozent im Mai. Der heurige Frühling zählt zu den 15 trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnung der ZAMG im Jahr 1858. Nur wenige Regionen hatten durchschnittliche Niederschlagsmengen, dazu zählen Osttirol sowie Teile von Kärnten und der westlichen Obersteiermark.

Deutliches Sonnenplus

Mehrere über Wochen andauernde Hochdruckwetterlagen brachten in diesem Frühling um knapp 20 Prozent mehr Sonnenstunden als zu erwarten. Der sonnigste Ort des Landes war Zwerndorf (NÖ) mit gesamt 791 Sonnenstunden. Den größten Beitrag lieferte der April, er liegt auf Platz zwei der sonnigsten April-Monate der Messgeschichte.