CoV-Test
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CoV-Krise

Wenig Interesse an Tests in Tourismus

Seit Anfang Juli gibt es die Möglichkeit für freiwillige Coronavirus-Tests für Tourismusmitarbeiterinnen und -mitarbeiter. Das Interesse daran ist bisher jedoch verhalten. Von angepeilten 65.000 pro Woche ist man meilenweit entfernt.

„Mit heutigem Stand sind rund 24.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Testung angemeldet, 10.200 Abstriche wurden durchgeführt“, hieß es am Mittwoch auf APA-Anfrage aus dem Tourismusministerium von Elisabeth Köstinger (ÖVP).

Ein Sprecher verwies auf die Freiwilligkeit des Programms. Es „ermöglicht freiwillige Coronatestungen für bis zu 65.000 Mitarbeiter mit Gästekontakt in Beherbergungsbetrieben“, relativierte er die ursprüngliche Ankündigung. Bisher sei europaweit aber kein vergleichbares Programm dieser Dimension bekannt, wurde betont.

„Wohlfühlen und sicher sein“

Mit den Tests der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollte sich Österreich als besonders sicheres Reiseland präsentieren. Es soll „verhindert werden, dass sie im Fall einer Ansteckung das Virus weiterverbreiten“, hatte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gesagt, als das Programm mit 65.000 Tests in der Woche am 21. Mai angekündigt wurde.

„Wohlfühlen und sicher sein wird entscheiden, wenn es darum geht, dass Österreich die Nase vorne hat, wenn Reisen wieder möglich sind“, sagte Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer (ÖVP) beim gemeinsamen Medientermin mit Köstinger.

NEOS kritisiert „größte PR-Show“

Der Hotelier und NEOS-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn kritisierte die Ankündigung gegenüber der APA am Mittwoch als „größte PR-Show überhaupt“. Bis die Tests tatsächlich flächendeckend erfolgen würden, „ist die Sommersaison vorbei“. Er habe das von Anfang an kritisiert: „Die Rechnung geht sich nicht aus.“ Schellhorn verlangte auch „endlich Klarheit darüber, was passiert, wenn ein Mitarbeiter eines Hotels positiv ist“.

Schellhorn thematisierte auch, dass die Tests, um tastsächlich Sicherheit bieten zu können, eigentlich bei jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter etwa dreimal in der Woche erfolgen müssten. „Was habe ich von negativen Tests, wenn ein Gast infiziert ist und alle ansteckt?“, fragte er. Der Oppositionspolitiker kritisierte in dem Zusammenhang auch das Gütesiegel, das Hotels bekommen, die bei den Tests mitmachen. Sie würden wohl trotzdem gesperrt, wenn es einen positiven Fall bei ihnen gebe.

Ministerium weist Kritik zurück

Kritik, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „irgendwo hinfahren müssen“, wie sie von Hoteliers in der „Kronen Zeitung“ (Mittwoch-Ausgabe) geäußert werde, kann man im Tourismusministerium nicht nachvollziehen. „Die Örtlichkeit und Organisation der Abstrichnahme werden zwischen Mitarbeitern bzw. Betrieben und Laboren direkt vereinbart. Mobile Abstrichnahmen sind hier ebenso möglich wie bei niedergelassenen Ärzten oder anderen Dienstleistern wie etwa dem Roten Kreuz.“ Testergebnisse würden binnen 48 Stunden vorliegen. Derzeit sind 17 Labore registriert und berechtigt, die Testungen durchzuführen.

Die Kosten trägt der Steuerzahler. Der Bund zahlt pro Test einen Pauschalbetrag von 85 Euro und rechnet direkt mit den Laboren ab. „Mit diesem marktüblichen Pauschalbetrag deckt das Labor die Testung selbst, die Abstrichnahme und die Logistik ab“, sagte der Köstinger-Sprecher. Die Verrechnung erfolge ausschließlich direkt zwischen den teilnehmenden Laboren und der Förderstelle des Bundes bzw. dessen Buchhaltungsagentur.

Laborkonsortium beauftragte Beratungsfirma

Nach einer Pilotphase in fünf Regionen in Österreich sei das Programm jetzt landesweit ausgerollt, so der Sprecher. Ein Konsortium von Laboren engagierte die Beratungsfirma McKinsey in der Pilotphase als operativen Umsetzungspartner.

Die Agentur Rosam.Grünberger Change Communications habe allerdings im Zusammenhang mit dem Projekt „Safe A“ rund um flächendeckende Corontests im heimischen Tourismus „nie einen Auftrag erhalten“. Weder von McKinsey noch vom Tourismusministerium oder der Wirtschaftskammer sei dies der Fall gewesen. Das betonte die PR-Agentur am Mittwochnachmittag.

Mails hatten nahegelegt, dass es einen Auftrag gab. Offenbar war die Agentur im Gespräch, erhielt aber schließlich keinen Auftrag.

Laut „Kronen Zeitung“ kosteten Beratungsdienste der Firma McKinsey wöchentlich rund 200.000 Euro. „Es gab oder gibt keinerlei Beauftragung oder Zahlungsflüsse des Tourismusministeriums oder des Bundes an das Beratungsunternehmen McKinsey. Das gilt sowohl für die Pilotphase als auch für das nunmehr ausgerollte Programm“, sagte der Sprecher des Tourismusministeriums.