Coronavirus COVID-19 Test Probe
ORF Vorarlberg
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Tourismus

Tests bald auch für Gastro, Camping, Hostels

Die staatlich finanzierten Coronavirus-Tests soll es ab 1. September auch abseits der Hotellerie geben. Dann soll es für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gastronomie ebenfalls möglich sein, sich kostenfrei und regelmäßig testen zu lassen. Bei dem Plan, Gästelisten in der Gastronomie zu führen, herrschen aber noch Unklarheiten.

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hat am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien Coronavirus-Tests auch für Gastronomiebetriebe, Campingplätze und Jugendherbergen angekündigt. Die Möglichkeit wird per 1. September geschaffen. Bisher gab es solche staatlich finanzierten Tests bis zu maximal 85 Euro je Testung nur für Mitarbeiter der Hotellerie. Derzeit finden 2.000 bis 4.000 Testungen pro Tag in der Hotellerie statt. 115.000 Tests von Mitarbeitern aus 2.800 Betrieben waren es bisher. Mit der Erweiterung auf Gastronomie u. a. sollten es schrittweise mehr werden, so Köstinger.

200.000 Menschen potenziell betroffen

„Unser Testangebot für den Beherbergungsbereich hat sich bewährt, daher weiten wir es aus“, so Köstinger. „Ab 1. September können sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Gastronomiebetrieben, Jugendherbergen und Campingplätzen kostenfrei und regelmäßig auf das Coronavirus testen lassen.“ Sowohl Betriebe als auch dann deren Mitarbeiter können freiwillig an den Tests teilnehmen.

Kostenlose Tests in der Gastronomie

Ab 1. September können sich auch alle Mitarbeiter der Gastronomie, von Campingplätzen und Jugendherbergen regelmäßig und kostenlos auf das Coronavirus testen lassen – das hat die Regierung am Donnerstag bekanntgegeben.

Die Ausweitung gilt für alle Betriebe in der gewerblichen Gastronomie – also für Firmen mit entsprechender Gastgewerbeberechtigung und wenn sie öffentlich zugänglich sind. „Mit der Ausweitung auf Gastronomie, Jugendherbergen und Campingplätzen bieten wir das größte präventive Testangebot in Österreich an“, sagte Köstinger. „Damit gehören wir zu den internationalen Vorreitern. Österreich soll auch in Zukunft eines der gastfreundlichsten und sichersten Urlaubsländer sein.“ Mario Pulker, Gastronomie-Obmann in der Wirtschaftskammer, freute sich: 45.000 mögliche Betriebe mit 200.000 Mitarbeiter kämen nun potenziell dazu.

Ausweitung auf Skilehrer geplant

Geplant ist auch eine weitere Ausweitung auf Fremdenführer, Reiseleiter und Skilehrer. „Das ist sinnvoll für den Winter“, sagte Köstinger. Dafür seien aber „einige technische Anpassungen“ nötig, es werde noch etwas dauern, fehle doch die Schnittstelle Wirtschaftskammer, wie man sie bei den Gewerbebetrieben habe. „Wir haben viel gelernt, wir werden den Weg in den Winter finden“, sagte Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbandes Hotellerie.

Die Tests hätten eine große Bedeutung für den Nächtigungsbereich in Österreich. Ohne solche Tests hätte man größere Schwierigkeiten gegenüber den Gästen darzustellen, dass sich die Betriebe ihrer Verantwortung bewusst seien. „Die Bereitschaft der Betriebe, an den Tests teilzunehmen, ist stark gestiegen.“ Für die Sicherheitsstrategie in der Freizeitwirtschaft stehen bis Jahresende 150 Millionen Euro zur Verfügung.

Gästelisten: Gegen Verantwortung der Betriebe

Beim weiteren Plan der Führung von Gästelisten in der Gastronomie herrschen aber noch Unklarheiten. Die Unternehmen wehren sich vehement dagegen, dafür verantwortlich zu sein, dass sich Gäste in Listen eintragen müssen – und die Unternehmen womöglich Kundschaft auch noch wegschicken müssen, wenn diese gar nicht oder nur mit Scherznamen Eintragungen tätigt. Wenn Betriebe in der Gastronomie und Veranstalter auf Basis einer Verordnung die Namen und Kontakte ihrer Gäste 28 Tage lang speichern sollen, dann dürfe die Verantwortung dafür nicht bei den Betrieben liegen, so Köstinger: „Die Branche hat hierbei meine vollste Unterstützung.“ Wie eine Lösung ausschauen könnte, ließ sie offen.

Ruf nach Tracing-App

„Wir haben jetzt den Vorschlag des Gesundheitsministeriums vorliegen, der ist in Begutachtung. Wichtig ist, dass nicht den Unternehmen allein die Verantwortung übertragen wird, das auch zu administrieren“, so die Politikerin. Bürokratisch handle es sich um enormen Aufwand, vor dem die Betriebe „bestmöglich zu schützen“ seien.

Pulker brachte bei der Gelegenheit wieder eine mögliche App ins Spiel. Er appellierte ans Gesundheitsministerium von Rudolf Anschober (Grüne), „eine App zu zertifizieren, in der die Gäste erhoben werden, wenn sie ein Lokal betreten. Wir wollen keine Zettelwirtschaft und keinen Konflikt mit dem Gast“.

Kritik an mangelnder Strategie

NEOS-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn begrüßte zwar die Ausweitung der Tests auf alle Tourismusbetriebe. „Das Hauptproblem ist aber, dass der Mehrwert für die Tourismusbetriebe nach wie vor nicht gegeben ist. Darum wird sich auch an der mangelnden Akzeptanz dieser Testungen im Tourismus nichts ändern“, so Schellhorn. Die Regierung habe sich keine Strategie zu den Testungen überlegt. „Zu glauben, jetzt durch die Hinzunahme der Gastronomiebetriebe den Wintertourismus zu retten, ist schlicht Realitätsverweigerung“, so Schellhorn.

FPÖ-Tourismussprecher Gerald Hauser vermisste klare Ankündigungen für den Wintertourismus. „Die Coronatests im Tourismus werden nun wohl auf Gastronomiebetriebe, Campingplätze und Jugendherbergen ausgeweitet, aber auf die Privatvermieter wurde wieder einmal vergessen“, kritisierte Hauser in einer Mitteilung.

Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer begrüßte hingegen die Tests als Zeichen dafür, dass Österreich ein sicheres Urlaubsland sei. Die Tests seien gerade vor der anstehenden Wintersaison besonders sinnvoll, sagte Mahrer am Donnerstag laut Mitteilung. Auch der Wirtschaftsbund lobte die ÖVP-Ministerin, sparte dafür aber nicht mit Kritik an Anschober, es wird ein „Zettel-Chaos in der Gastronomie aufgrund der Corona-Gästelisten“ befürchtet. „Der Unmut bei den Wirten ist enorm“, sagte Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger laut Mitteilung.