Post und Pakete
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Wirtschaft

Post: Eine Mio. Pakete/Tag zu Weihnachten

Die Coronavirus-Krise hat den Paketversand beschleunigt. Die Post rechnet vor Weihnachten mit bis zu einer Million Paketen am Tag. Briefe und Werbepost gehen dagegen zurück und drücken auf den Gewinn in den ersten drei Quartalen.

Bisher gab es heuer einen Anstieg um ein Drittel, im Spitzenmonat April in der ersten Lockdown-Phase sogar um etwa 70 Prozent zur Vorjahresperiode. An Spitzentagen gab es im Lockdown wie zu Weihnachten 2019 etwa 750.000 Pakete.

Nun rechnet Post-Chef Georg Pölzl damit, dass heuer zu Weihnachten Tagesspitzen von einer Million Paketen erreicht werden. Die Post AG sei „auf den Paketsegen vorbereitet“, so Pölzl. Im Schnitt werden heuer zu Weihnachten wohl so viele Pakete zuzustellen sein wie im Vorjahr noch an einzelnen Spitzentagen. In Summe dürften es über das Jahr mehr als 150 Millionen Pakete werden, 2021 dann schon mehr als 160 Millionen. Vor fünf Jahren war es noch die Hälfte.

Rückgang bei Briefen und Werbepost

Der Rückgang bei Briefen und Werbepost hat, da hier die Fixkosten hoch waren, bei steigendem Umsatz den Gewinn des Unternehmens in Summe aber geschmälert, sagte Pölzl anlässlich der Präsentation der Zahlen für das dritte Quartal 2020. Während der Umsatz in den ersten neun Monaten um 2,4 Prozent auf praktisch 1,5 Mrd. Euro zulegte, fiel der Gewinn (EBIT) um 37,3 Prozent auf 81,4 Mio. Euro.

Die Coronavirus-Krise hat die Post in der Größenordnung von 50 Mio. Euro gekostet, schätzt Pölzl. Jeweils die Hälfte davon waren zusätzliche Kosten und entgangene Umsätze. Wie es weiter geht, hänge von den noch zu treffenden Maßnahmen ab. Zwischen 2025 und 2030, aber vielleicht inklusive Auslandsgeschäft sogar schon früher, erwartet Pölzl, dass Briefpost weniger als die Hälfte des Konzernumsatzes von zuletzt gut zwei Mrd. Euro jährlich ausmachen wird.

Startkosten für bank99

Dafür sollen, abgesehen vom Paketvolumen, andere Bereiche einspringen. Etwa die seit April operative bank99. Diese bringt allerdings vorerst wegen Anfangsinvestitionen noch Verluste. In den ersten neun Monaten lag das Minus bei 37 Mio. Euro. Knapp 60.000 Kunden hat die Post bisher gewonnen, womit Pölzl sehr zufrieden ist.

Mit den wohl über einer Million BAWAG P.S.K.-Kunden, die vor der Trennung bei der Post betreut wurden, und dem Service einer Vollbank könne man das nicht vergleichen. „Aber wir werden uns schon ein paar hunderttausend Kunden vom Markt holen“, so Pölzl. Investiert werden in der Aufbauphase jedenfalls 30 bis 40 Mio. Euro jährlich.

Positive Entwicklung von shöpping.at

Sehr positiv habe sich auch die Onlineplattform shöpping.at entwickelt. In einer Umfrage hätten sieben Prozent der Österreicher gesagt, sie wollten auf der Plattform Weihnachtseinkäufe tätigen. Das sei zwar nur ein Zehntel des Zuspruchs, den der dominante US-Konzern Amazon erfährt (60 Prozent wollen dort kaufen), aber das mache shöpping.at in Österreich zur klaren Nummer zwei, noch vor Thalia und Zalando.

Pro Tag werden inzwischen über die Plattform gut 900 Pakete versandt, das sind über viermal so viele wie im Vorjahr. Shöpping.at soll „die Trägerrakete für einige hundert Millionen Euro“ Umsatz werden, wovon die Post eine Provision erhalte, so Pölzl. Das Durchbrechen der Gewinnschwelle sei „in greifbarer Nähe“, ob es schon kommendes Jahr so weit sein wird, könne er nicht sagen. Aber Amazon habe die ersten 20 Jahre Verlust gemacht, vergleicht Pölzl.

Wachstum auch bei Philatelie

Freude bereiten dem Post-Chef aber auch kleinere Geschäftsfelder wie die Philatelie, auf die rund 20 Mio. Euro Umsatz entfallen. Dank Briefmarken aus Klopapier und Briefmarken mit Kryptowährungszwilling habe man es zu internationaler Aufmerksamkeit geschafft, der sonst als verstaubt verschriene Bereich habe heuer Umsatzzuwächse gebracht und sei ein profitables Segment. Die Kryptobriefmarke um 500 Euro habe es sogar in das „Guiness-Buch der Weltrekorde“ als teuerste jemals ausgegebene Briefmarke geschafft und sei in wenigen Stunden ausverkauft gewesen.