Euro-Geldscheine
pixabay/martaposemuckel
pixabay/martaposemuckel
Wirtschaft

Sparquote im Vorjahr verdoppelt

Im Vorjahr haben die Österreicherinnen und Österreicher viel weniger Geld ausgegeben als üblich und dafür umso mehr gespart. Die Sparquote hat sich 2020 laut Zahlen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) und des WIFO praktisch verdoppelt. In den Konsum wird dieses Geld wohl nicht schnell zurückfließen.

Laut OeNB führten „Zwangssparen“ aufgrund der Einschränkungen der Konsummöglichkeiten im Lockdown und „Vorsichtssparen“ aufgrund der erhöhten Einkommensunsicherheit im vergangenen Jahr zu einem starken Anstieg der Sparquote auf 13,7 Prozent und einem Einbruch der privaten Konsumausgaben. Laut den Experten des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) stieg die Sparquote im Jahr 2020 sogar auf 15,7 Prozent. Während des Jahres kam es kurzfristig sogar zu einer Verdreifachung der Sparquote.

WIFO-Ökonom Josef Baumgartner erwartet trotz der im vergangenen Jahr zusätzlich angesparten Milliarden mit der Öffnung des stationären Handels am Montag keinen „Konsumboom“. Denn es gebe auch Haushalte, die im letzten Jahr ihre Reserven, so vorhanden, auflösen mussten. Das habe hauptsächlich das unterste Einkommensdrittel betroffen, das unter Einnahmenausfall durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit vermehrt gelitten habe.

Sparquote und privater Konsum in Östereich 2019-2023 (Prognose) – Säulengrafik
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Nationalbank

Viele Pensionistinnen und Pensionisten wiederum hatten zwar keine Einkommensausfälle, aber sie würden sich angesichts der Ansteckungsgefahr in der Coronavirus-Pandemie weiterhin verstärkt zurückziehen und dadurch ihre sonst üblichen Konsumausgaben nicht tätigen bzw. aufschieben.

Kein verstärkter Konsum erwartet

Die laut WIFO-Experten rund 17 Milliarden Euro, die im Coronavirus-Jahr vorwiegend von Personen in der oberen Einkommenshälfte zusätzlich angespart wurden, werden wohl auch jetzt nicht in verstärktem Konsum in die Wirtschaft fließen. Stattdessen erwartet Baumgartner eher ein normales Ausgabeverhalten, soweit es die Umstände – Kundenbeschränkung, Masken- und Testpflicht – zuließen.

Nach dem Lockdown werden viele Geschäfte mit Rabatten locken, um die Waren in ihren vollen Regalen an die Kundschaft zu bringen. Aber „Nachziehkäufe“ seien etwa beim ausgefallenen Skiurlaub in den Weihnachtsferien und bei verpassten Friseurbesuchen in den letzten Wochen gar nicht möglich. Denn man könne ja nicht täglich zum Friseur gehen. Und Hotellerie und Gastronomie bleiben noch geschlossen.

Zuletzt große Investitionen in die eigenen vier Wände

Schon im vergangenen Jahr hätten viele Private in Österreich Ausgaben zur besseren Ausstattung von Wohnung, Haus oder Garten getätigt. Die neuen Gartenmöbel und die renovierte Küche, Elektrogeräte, Wanderausrüstung und Fahrräder halten natürlich länger als ein Jahr, daher seien hier heuer weniger Ausgaben zu erwarten, heißt es.

Bei den aufgeschobenen Urlauben hätten manche eben die Präferenz für Fernreisen beziehungsweise Urlaub am Mittelmeer. Die Mehrheit der urlaubenden Österreicherinnen und Österreicher fahre üblicherweise im Sommer ins Ausland. Wer diese Urlaubsvorliebe habe, würde aber lieber noch länger warten, bis seine Reiseziele wieder möglich seien, also bis Sommer oder Herbst, als das Geld in einen Österreich-Urlaub zu stecken.