Gastronomie am Mönchsberg im Museum der Moderne im Lockdown 2
ORF.at/Georg Hummer
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Wirtschaft

BIP sank weniger stark als gedacht

Die Wirtschaft ist 2020 etwas weniger stark eingebrochen als noch vor kurzem angenommen. Laut vorläufigen Berechnungen der Statistik Austria sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) real um 6,6 Prozent – das WIFO war vor Kurzem noch von minus 7,4 Prozent ausgegangen.

Auch im vierten Quartal war der Rückgang mit 5,7 Prozent binnen Jahresfrist geringer als zuletzt befürchtet, sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Freitag. Das Minus bei der Wirtschaftsleistung von 6,6 Prozent im Gesamtjahr 2020 war der markanteste Rückgang seit dem Jahr 1945. Damit ging das BIP laut Thomas um 2,8 Prozentpunkte kräftiger zurück als im Jahr der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009.

Gastro und Tourismus als Faktor

Dass Österreichs Wirtschaft im europäischen Vergleich recht hart getroffen wurde, liegt laut dem Statistik-Austria-Chef insbesondere am kräftigen Rückgang der Wirtschaftsleistung gerade in den Bereichen Beherbergung und Gastronomie. „Ihr Anteil an der österreichischen Wertschöpfung wiegt mehr als dreimal schwerer als zum Beispiel in Deutschland“, so Thomas.

Am stärksten von allen Dienstleistungsbranchen in Mitleidenschaft gezogen waren in Österreich voriges Jahr mit real minus 35,2 Prozent Beherbergung und Gastronomie, gefolgt von Kultur-, Unterhaltungs- und persönlichen Dienstleistungen (minus 19,6 Prozent). Bei den Verkehrsdienstleistungen betrug das Minus 15,5 Prozent, der Handel insgesamt als gewichtigste Dienstleistungsbranche schrumpfte um 5,6 Prozent (Großhandel, Einzelhandel und Kfz-Handel).

Öffentlicher Bereich stützte Dienstleistungssektor

Im gesamten Dienstleistungsbereich fiel der reale Rückgang mit minus 6,7 Prozent etwas stärker aus als im produzierenden Bereich (minus 5,8 Prozent). Gestützt wurde der Dienstleistungssektor durch die staatsnahen Bereiche öffentliche Verwaltung, Gesundheitswesen und Bildungswesen. Das Minus im Bauwesen betrug nur 2,3 Prozent.

Massiv gesunken sind voriges Jahr die Konsumausgaben (real minus 9,6 Prozent). Das lag vor allem an den Konsumausgaben der privaten Haushalte, die um 9,8 Prozent tiefer waren. Die stärksten Einbrüche gab es beim Konsum von Dienstleistungen (Beherbergung und Gastronomie, Verkehr, persönliche Dienstleistungen). Einen Anstieg gab es bei dauerhaften Konsumgütern, etwa Möbeln, sowie bei digitalen Dienstleistungen (Internet, Streaming, Downloads, Spiele), wie in einem Pressegespräch erläutert wurde.

Einbruch bei Import und Export

Der Einbruch bei der Warenherstellung spiegelte sich 2020 auch in den Warenexporten wider, deren realer Rückgang mit 6,9 Prozent laut Statistik Austria ähnlich stark ausfiel wie jener der Warenimporte (minus 7,4 Prozent). Deutlich stärker waren die Einbrüche bei den Exporten (minus 18,0 Prozent) und Importen (minus 17,4 Prozent) von Dienstleistungen, nicht zuletzt wegen der Reiseverkehrs-Beschränkungen.

Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden sank in Österreich voriges Jahr um 8,8 Prozent – die Zahl aller unselbstständig und selbstständig Erwerbstätigen ging demgegenüber lediglich um 1,8 Prozent auf knapp über 4,7 Mio. Beschäftigungsverhältnisse zurück.

Stärkster Rückgang im zweiten Quartal

Im vierten Quartal lag das BIP saison- und arbeitstagbereinigt real um 2,7 Prozent unter dem Vorquartal. Den stärksten Rückgang im Quartalsabstand gab es durch den ersten Lockdown im zweiten Vierteljahr mit minus 10,7 Prozent, im Quartal darauf legte das BIP sogar um 11,8 Prozent zu. Auch im Jahresabstand am stärksten abgesunken ist das BIP im zweiten Quartal mit minus 13,5 Prozent.