Altbauten in Ottakring, Wien
ORF.at/Roland Winkler
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Soziales

Heizen zu teuer: 94.000 kalte Wohnungen

Aktuelle Daten zeigen, dass für viele österreichischen Haushalte das Heizen ein Luxus ist: 2,4 Prozent bleiben kalt. Ein Lichtblick: Die Energiearmut geht zurück.

Rund 94.000 Haushalte in Österreich können es sich nicht leisten, die Wohnung angemessen warm zu halten. Das geht aus einer Studie hervor, die die Statistik Austria für den Energieregulator E-Control durchgeführt hat. Damit sind 2,4 Prozent der Haushalte von Energiearmut betroffen – im Jahr 2010 waren es noch 3,7 Prozent. Die betroffenen Haushalte hatten pro Jahr im Median rund 18.980 Euro Haushaltseinkommen zur Verfügung.

Nicht nur in Zeiten der Pandemie gebe es energiearme Haushalte, die entweder überdurchschnittlich hohe Energiekosten bei niedrigem Haushaltseinkommen haben oder die Wohnung nicht ausreichend heizen können, erklärte E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch am Freitag laut Mitteilung.

Hohe Kosten in einkommensschwachen Haushalten

Allerdings ist die Energiearmut deutlich rückläufig: „In den letzten zehn Jahren ist der Anteil der Haushalte, die aufgrund ihrer finanziellen Situation nicht angemessen heizen können, um ein Drittel gesunken“, sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Auffallend ist, dass gerade Haushalte mit wenig Einkommen oft besonders hohe Energiekosten haben. So gab es im Jahr 2018 115.500 Haushalte mit vergleichsweise niedrigem Einkommen, die gleichzeitig überdurchschnittlich hohe Energiekosten zu tragen hatten. Diese Haushalte verfügten über ein äquivalisiertes Haushaltseinkommen von unter 15.437 Euro im Jahr, das sind 60 Prozent des Medianeinkommens, und mussten gleichzeitig äquivalisierte Energiekosten von mehr als 1.720 Euro begleichen, was 140 Prozent der Medianenergiekosten entspricht.

Dabei steigen der absolute Energieverbrauch und dafür anfallende Kosten mit zunehmendem Haushaltseinkommen, während der für Energie ausgegebene Anteil daran immer geringer wird.

Befreiung von Ökostromkosten

Die E-Control plädiert für eine mehrdimensionale Erfassung von Energiearmut. „Dabei sollten objektive Indikatoren wie entweder sehr hohe oder sehr geringe Energieausgaben mit subjektiven Indikatoren wie in etwa die Nichtleistbarkeit des Heizens oder offene Energieschulden miteinander kombiniert werden“, so E-Control-Vorstand Alfons Haber.

Nicht allen Betroffenen sei die Möglichkeit bewusst, sich von den Ökostromkosten befreien zu lassen, sagte Urbantschitsch. „Einkommensschwache Haushalte, die Anspruch auf die Befreiung von den ORF-GIS-Gebühren haben, können mit dem Antrag auf Gebührenbefreiung gleichzeitig eine vollständige Befreiung von den Ökostromkosten beantragen“, so der E-Control-Vorstand. „Wir appellieren an einkommensschwache Haushalte, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. Die E-Control steht hier gerne mit Informationen zur Verfügung.“