US-Botschafterin Victoria Kennedy
APA/AFP/Mandel Ngan
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Politik

Victoria Kennedy soll US-Botschafterin werden

Ein prominenter Name soll in Zukunft die USA in Österreich vertreten: Die Witwe des früheren US-Senators Ted Kennedy, Victoria Kennedy, ist als neue US-Botschafterin in Wien vorgesehen. Das bestätigte die Präsidentschaftskanzlei. In den USA hält man sich noch bedeckt, auch weil noch Formalitäten offen sind.

Die Präsidentschaftskanzlei gab bekannt, dass Österreich den USA das für die Ernennung erforderliche Einverständnis („Agrement“) erteilt habe. Aus dem Weißen Haus gab es gegenüber der APA keine Bestätigung. „Nichts ist endgültig, solange wir keine Nominierung bekanntgeben“, sagte ein Sprecher am Dienstagvormittag (Ortszeit).

Im diplomatischen Verkehr ist es üblich, vor einer Botschafterernennung das Einverständnis des Gastlandes einzuholen, ehe man die Nominierung bekanntgibt. In den USA ist zudem eine Bestätigung von Botschaftern durch den US-Senat erforderlich.

Keine Schwierigkeiten erwartet

Dabei werden aber keine Schwierigkeiten erwartet, da die Demokraten von US-Präsident Joe Biden in der mächtigeren der beiden Parlamentskammern die Mehrheit haben. Nominierte Botschafter müssen sich aber im Senat auch einer Anhörung stellen. Der im Jänner aus dem Amt geschiedene Botschafter Trevor Traina war vom Senat mit 100 zu null Stimmen bestätigt worden.

Kurz: „Ehre für Österreich“

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sagte vor Journalisten in New York, die Nominierung sei eine „Auszeichnung“ für Österreich. „Wir freuen uns darüber. Das ist natürlich eine Ehre für uns in Österreich“, sagte Kurz. Man habe „selbstverständlich“ die Zustimmung erteilt, doch gelte es nun noch die Bestätigung durch den Senat abzuwarten. „Dann kann ich offiziell sagen: Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit.“

Kurz, dem Beobachter ein besonderes Naheverhältnis zum im Jänner aus dem Amt geschiedenen Traina attestierten, betonte zugleich, dass Österreich bisher „mit allen Botschaftern gut zusammengearbeitet und kooperiert“ habe.

Wichtiger Kennedy-Clan

Das US-Portal Axios hatte bereits Ende Mai berichtet, dass „Vicki“ Kennedy für einen Botschafterposten „in einem westeuropäischen Land“ vorgesehen sei. Ihre Nichte, die Tochter des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy, Caroline, werde demzufolge Botschafterin in Australien. Caroline war unter US-Präsident Barack Obama bereits US-Botschafterin in Japan gewesen. Laut Axios sollen die Nominierungen dazu dienen, über den Kennedy-Clan zusätzliche Unterstützer für die demokratische Regierung an Bord zu ziehen.

Klassische Demokraten-Familie

Die 67-jährige Victoria Kennedy stammt aus dem Südstaat Louisiana. Ihr Vater Edmund Reggie war ein Richter und Banker, der John F. Kennedy schon in dessen erfolglosem Präsidentschaftswahlkampf 1956 unterstützte. Ihre Mutter Doris Ann Boustany war ebenfalls in der Demokratischen Partei aktiv. Victoria Kennedy hat maronitische Vorfahren aus dem Libanon, die nach Louisiana ausgewandert waren.

Imagekorrektur für Ehemann

Ted und Victoria Kennedy heirateten im Jahr 1992. Seine zweite Frau half dem Präsidentenbruder, vom Image des Trunkenboldes und Schürzenjägers wegzukommen. Die „New York Times“ berichtete, dass sie wesentlichen Anteil daran hatte, dass Kennedy bei der Senatswahl 1994 den republikanischen Herausforderer Mitt Romney in Schach halten konnte. Drei Jahre später gab „Vicki“ Kennedy ihren Anwaltsberuf auf und begann sich stärker politisch zu engagieren. So versuchte sie etwa, katholische Unterstützer für den demokratischen Präsidenten Obama zu organisieren.

Für höhere Weihen unter Obama vorgesehen

Nach dem Tod ihres Ehemanns im Jahr 2009 war sie auch als mögliche Nachfolgerin im Gespräch. Sie lehnte es aber ab, den Sitz ihres Mannes bis zur neuen Senatswahl zu übernehmen. Das Rennen bei der vorgezogenen Wahl im Jahr 2010 machte dann der Republikaner Scott Brown. Als im Jahr 2012 eine reguläre Senatswahl stattfand, wollte Kennedy ihren Hut wieder nicht in den Ring werfen. Als Herausfordererin Browns trat Elizabeth Warren an, die nach ihrem Wahlsieg im Senat zur Ikone des linken Parteiflügels wurde und deren Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2020 von großer Euphorie begleitet wurde.

Kennedy, die sich auch als Aktivistin für ein strengeres Waffenrecht einen Namen machte, war schon unter Obama für einen Regierungsposten vorgesehen. Der damalige Präsident nominierte sie im Februar 2014 für den Posten des Gouverneurs der US-Post (USPS). Im stark polarisierten US-Senat ging die Nominierung aber nicht durch.