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Wirtschaft

Erdgasreserven reichen bis zum Frühjahr

Mit dem andauernden Konflikt zwischen Russland und der Ukraine wächst die Sorge vor einem möglichen Lieferausfall bei Erdgas – Stichwort: Krise 2009. Unter der – aktuell eher unwahrscheinlichen – Annahme, dass es zu einem Totalausfall kommt, würden die Reserven etwa bis zum Frühjahr reichen.

Die Speicher seien aktuell weniger gut gefüllt als um diese Zeit üblich, hieß es am Freitag. Allerdings wurden die Kapazitäten nach der Erdgaskrise vor ziemlich genau zwölf Jahren verdoppelt.

Die Krise damals traf nicht nur Österreich, sondern weite Teile Westeuropas. Der russische Energiekonzern Gazprom hatte seine Lieferungen eingestellt. Hauptsächlicher Grund war ein Streit mit der Ukraine über offene Rechnungen.

Ein Viertel des Jahresverbrauchs auf Vorrat

Das derzeit eingespeicherte Gas entspricht ungefähr einem Viertel des österreichischen Jahresverbrauchs und würde, selbst wenn nichts mehr beim Gashub Baumgarten in Niederösterreich ankommen würde, ohne weitere Maßnahmen etwas bis Mitte März reichen.

Österreich ist bei Erdgas sehr stark von Russland abhängig: Ungefähr 60 Prozent der hierzulande verbrauchten Menge – 2020 waren das rund 8,5 Mrd. Kubikmeter – stammen vom russischen Monopolisten Gazprom, mit dem es langfristige Lieferverträge gibt. Diese Verträge werden von Gazprom auch erfüllt. Dass trotz des aktuell sehr hohen Gaspreises deutlich weniger Gas aus Russland geliefert wird als sonst und auch die Speicher nicht aufgefüllt werden, sorgt trotzdem für Nervosität – mehr dazu in Keine Lieferenpässe befürchtet (ooe.ORF.at).

Ein Zehntel in Österreich gefördert

Knapp ein Zehntel der verbrauchten Menge wird in Österreich gefördert, der Rest wird aus anderen Ländern importiert, etwa aus Norwegen. Nach wie vor ist Österreich bei der Energieversorgung zu rund zwei Drittel von fossilen Energieträgern abhängig, zwei bis drei Milliarden Euro pro Jahr werden allein für Erdgasimporte ausgegeben.

Im Fall einer unmittelbar drohenden Störung der Energieversorgung könnte man – wie schon 2009 – zunächst die Großverbraucher ersuchen, ihren Verbrauch freiwillig zu reduzieren. Sollte das nicht ausreichen, könnte das Klimaschutzministerium per Verordnung „Energielenkungsmaßnahmen“ anordnen – dann dürfte z.B. Gas aus Speichern in Österreich nicht mehr exportiert werden. In einem weiteren Schritt wäre es auch möglich, eine Verbrauchsreduktion bei industriellen Verbrauchern anzuordnen.

Derartige Maßnahmen könnte das Klimaschutzministerium nach Anhörung des dort angesiedelten Energielenkungsbeirates per Verordnung beschließen – dafür wäre dann auch ein Beschluss im Hauptausschuss des Nationalrates notwendig. 2020 entfielen 29 Prozent des Gasverbrauchs in Österreich auf Kraftwerke, der größte Verbraucher war aber die Industrie mit einem Anteil von 36 Prozent, auf die Haushalte entfielen 19 Prozent.