Wirtschaft

Fachkräftemangel belastet Mittelstandsfirmen

Der Fachkräftemangel belastet mittelständische Unternehmen zunehmend. Laut einer Umfrage des Wirtschaftsprüfers EY bei rund 600 Firmen wird der Mangel an Fachkräften als größte Gefahr für die Unternehmensentwicklung angesehen. Rund 83 Prozent tun sich nach eigenen Angaben schwer, qualifiziertes Personal zu finden.

„Der Fachkräftemangel hat sich durch die Coronakrise und den Wirtschaftsabschwung im letzten Jahr weiter verschärft“, wird Erich Lehner, Managing Partner Markets bei EY Österreich, in einer Aussendung zitiert. „Es gibt innerhalb Österreichs keine Branche und kein Bundesland, das vom Fachkräftemangel verschont bleibt. Das bremst – gemeinsam mit dem Rohstoffmangel – den Wiederaufschwung nach der Krise.“

Suche nach Mitarbeitern nimmt zu

Die Bereitschaft zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu beschäftigen, steige zum ersten Mal seit Anfang 2018 wieder, geht aus der EY-Studie hervor. Seitdem sei die Zahl der Unternehmen, die von einem wachsenden Personalstand ausgingen, kontinuierlich gesunken. Nur fünf Prozent rechneten im Dezember 2021 (Erhebungszeitraum) mit einer abnehmenden Mitarbeiterzahl.

Die Beschäftigungsprognose fällt regional allerdings sehr unterschiedlich aus. Während in Oberösterreich (33 Prozent), Vorarlberg (30 Prozent) und Niederösterreich (29 Prozent) besonders viele Betriebe mehr Personal einstellen wollen, tun dies im Burgenland nur 10 Prozent.

83 Prozent tun sich schwer

Die Suche nach neuen Beschäftigten könnte sich jedoch als schwierig herausstellen, zumindest wenn es um qualifiziertes Personal geht. Nur zwei Prozent der befragten Unternehmen sagen, sie hätten es sehr leicht Fachkräfte zu finden. Die ganz große Mehrheit (83 Prozent) tut sich schwer bei der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern – mehr als ein Viertel sogar sehr schwer.

Auch hier gibt es regionale Unterschiede, wenn auch weniger eindeutige. Im Burgenland gaben grundsätzlich im Bundesländervergleich die meisten Firmen an, vom Fachkräftemangel betroffen zu sein. Gleichzeitig fiel der Anteil jener Betriebe die sehr große Schwierigkeiten haben mit 21 Prozent österreichweit am geringsten aus. Hier zeigt sich ein deutliches Ost-West-Gefälle. In Vorarlberg (39 Prozent) und in Tirol (30 Prozent) ist der Fachkräftemangel demnach besonders akut.

Tourismus- und Transportbranche betroffen

Die Suche nach geeignetem Personal stellt sich in fast allen Wirtschaftszweigen als schwieriges Unterfangen dar. Besonders betroffen ist der Tourismussektor sowie die Transport- und Energiebranche. Etwas leichter tun sich (Finanz-)Dienstleister und Immobilienunternehmen. Im Immobilien- und Baugewerbe führe der Fachkräftemangel dafür zu den stärksten Umsatzeinbußen, genau so wie in der Industrie. Im Transport- und Energiewesen hat die schwierige Suche nach qualifizierten Mitarbeitern hingegen wenig Auswirkungen auf den Umsatz.

Platz eins der Unternehmenssorgen

Alles in allem rückt der Fachkräftemangel nach einem Jahr Pause wieder auf Platz eins der Unternehmenssorgen. Im Jänner 2021 sahen von EY befragte Betriebe noch in der Pandemie und einem wirtschaftlichen Abschwung die größten Gefahren für ihre Entwicklung. Diese Ängste sind nicht verschwunden, rangieren aber klar hinter dem Fachkräftemangel (61 Prozent sahen darin eine Gefahr), Lieferkettenproblemen (51 Prozent) und stark schwankenden Rohstoffpreisen (49 Prozent).

„Angesichts der demografischen Entwicklung ist die Sicherung des Fachkräftebedarfs eine der großen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte für alle Akteure aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft“, kommentiert Erich Lehner von EY. Die Umfrage unter 628 nicht kapitalmarktorientierten Unternehmen wurde im Dezember 2021 vom Market Institut im Auftrag von EY durchgeführt. Die teilnehmenden Firmen beschäftigten jeweils zwischen 30 und 2.000 Menschen, steht es in der vom Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen EY veröffentlichten Studie.