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APA/HERBERT PFARRHOFER
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Wirtschaft

Rekord bei offenen Stellen im Vorjahr

Derzeit sind gut 400.000 Menschen ohne Job, gleichzeitig waren in den vergangenen vier Quartalen im Schnitt 146.000 Posten unbesetzt. Das ist ein Rekordwert: Im Jahr 2020 waren es 102.600 und ein Jahr davor 128.200 Stellenangebote.

Den größten Zuwachs an offenen Stellen gab es im produzierenden Bereich mit einem Plus von 50 Prozent im Jahresvergleich. „Hier waren im Jahr 2021 durchschnittlich 40.200 Stellen vakant“, so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Auch der von der Pandemie 2020 stark betroffene Dienstleistungsbereich verzeichnete 85.400 unbesetzte Stellen. Im öffentlichen Sektor waren durchschnittlich 20.400 Stellen ausgeschrieben. Das entspricht einem Plus von 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Grafik zu offenen Stellen in Österreich
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Statistik Austria

Vor allem Vollzeitstellen ausgeschrieben

Besonders häufig gesucht wurden Personen für Dienstleistungsberufe und Verkäuferinnen bzw. Verkäufer (22 Prozent) sowie Personen für Handwerks- und damit verwandte Berufe (19,4 Prozent). Mit 84,4 Prozent war der überwiegende Teil der angebotenen Jobs als Vollzeitstellen ausgeschrieben. 6,8 Prozent der Jobangebote waren saisonal begrenzt.

Rund 62 Prozent der offenen Stellen wurde von den Unternehmen auch an das Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldet. Die Offene-Stellen-Quote (Anteil der offenen Stellen an allen verfügbaren Stellen) stieg im Jahr 2021 auf 3,5 Prozent an. 2020 lag sie bei 2,6 Prozent, rechnete heute die Statistik Austria in einer Aussendung vor.

Im Vergleich zum Vorjahr wurden etwas weniger Stellen mit sehr kurzer Suchdauer verzeichnet. 2021 waren 20,6 Prozent der offenen Stellen seit weniger als einem Monat ausgeschrieben, 2020 waren das noch 24 Prozent. Der Anteil dauerhafter Ausschreibungen verblieb mit 21,6 Prozent auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahr.

Industrie fehlen 10.000 Lehrlinge

Den Unternehmen in Österreich fehlen unterdessen laut des Chef der Industriellenvereinigung (IV), Georg Knill, durch die in der Pandemie lockere Notenvergabe an den Schulen mittlerweile an die 10.000 Jugendliche in der Lehrausbildung, wie er am Freitag in einer Pressekonferenz sagte. Die Aufstiegsklausel habe dazu geführt, dass mehr Jugendliche im Schulbetrieb geblieben seien, was für die Lehre einen „Hemmschuh“ darstellte, so der IV-Präsident. Eine im Jänner durchgeführte Umfrage untermauere das.

Der Umfrage zufolge haben 40 Prozent der 14- und 15-Jährigen derzeit keine Probleme in der Schule. Sie gaben an, dass ein Sitzenbleiben für sie unwahrscheinlich ist. Gleichzeitig ergab die Umfrage, dass nur mehr 62 Prozent der Jugendlichen die Lehre als attraktiv einschätzen. Vergangenes Jahr bei einer ähnlichen Befragung waren es noch 71 Prozent.

Für die Wirtschaft wird es immer schwieriger, genug geeignete Kandidatinnen und Kandidaten zu finden. Umgekehrt ist es für Jugendliche derzeit viel einfacher, eine gute Lehrstelle zu finden. Sie können sich praktisch aussuchen, in welchem Unternehmen sie ihre Lehrausbildung beginnen, fasste Marktforscher David Pfarrhofer vom Market Institut die Ergebnisse der Befragung zusammen.

IV will auf Chancen von Lehre hinweisen

IV-Chef Knill sagte, die Industrie müsse noch stärker als bisher die Chancen einer Lehre aufzeigen. Er sagte, eine Arbeiterin in der Metallindustrie verdiene in ihrer Lebenszeit doppelt so viel wie eine Friseurin und ähnlich viel wie ein Akademiker. Neben dem Bemühen, gezielt Mädchen für technische Berufe zu begeistern, werde es künftig eventuell ein Thema werden, auch Abgängern von chancenlosen Studienrichtungen noch eine Lehrausbildung zu ermöglichen, sagte der Generaldirektor der Energie AG, Werner Steinecker.

In Richtung Politik sagte Zukunft-Lehre-Österreich-Initiator Steinecker, es bräuchte in der Bundesregierung einen Lehrlingsbeauftragten, wenn nicht sogar einen Staatssekretär. Immerhin gehe es aufgrund des Fachkräftemangels um Milliardenbeträge. In den neuen ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek setzt er große Erwartungen, mehr als es beim Vorgänger der Fall war, so Steinecker.