Umwelt & Klima

WWF: Boden für heuer schon verbraucht

Die Naturschutzorganisation WWF beklagt einmal mehr den enormen Bodenverbrauch in Österreich. Mit Montag wurde laut WWF statistisch gesehen das Nachhaltigkeitsziel der Bundesregierung von maximal 2,5 Hektar pro Tag für das gesamte Jahr bereits überschritten. Den Rest des Jahres werde darüber hinweg gebaut.

„Der Bodenverbrauchstag ist nach nicht einmal drei Monaten erreicht“, kritisierte WWF-Bodenschutz-Sprecherin Maria Schachinger. Jeden Tag werden hierzulande durchschnittlich 11,5 Hektar Boden verbraucht – das ist mehr als viermal höher als das offizielle Nachhaltigkeitsziel.

Ziel um die Fäche Wiens verfehlt

„Der hohe Bodenverbrauch befeuert damit nicht nur die Klimakrise und das Artensterben, sondern gefährdet auch die langfristige Ernährungssicherheit Österreichs“, warnte Schachinger. Seit der Einführung des Nachhaltigkeitsziels von 2,5 Hektar sei der „Flächenfraß nahezu dreimal so schnell gewachsen wie die Bevölkerung“. Insgesamt habe die Politik ihr selbst gestecktes Ziel in den letzten 20 Jahren um rund 45.000 Hektar verfehlt – das ist mehr als die Fläche Wiens.

Der WWF fordert, dass die Bodenschutz-Strategie, die aktuell unter Leitung des Landwirtschaftsministeriums ausgearbeitet und im Herbst von Bund, Ländern und Gemeinden beschlossen werden soll, eine verbindliche Obergrenze für den Bodenverbrauch und einen konkreten Maßnahmenkatalog beinhaltet.

Da die Verbauung bereits so weit fortgeschritten ist, sollte das Nachhaltigkeitsziel nach Einschätzung des WWF bis 2030 auf maximal einen Hektar pro Tag reduziert werden. „Diese Schwelle ist umgerechnet sogar schon am 1. Februar unter neuen Straßen, Supermärkten, Parkplätzen und anderen Bodenfressern verschwunden“, so Schachinger.

Bis 2030 um 80 Prozent weniger

Deshalb muss die Politik, allen voran Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), den Bodenschutz endlich ernst nehmen", forderte die WWF-Expertin. Im Oktober hatte die Österreichische Raumordnungskonferenz (ÖROK) unter dem Vorsitz Köstingers die „1. Österreichisches Bodenschutzstrategie“ auf den Weg gebracht und als Ziel vorgegeben, bis 2030 den Bodenverbrauch um 80 Prozent zu reduzieren.

Bis Herbst soll für Länder und Gemeinden, die für die Umsetzung der Raumordnungen zuständig sind, eine verpflichtende Handlungsanleitung erstellt werden. Die Kernthemen sind die Ausarbeitung nationaler Zielsetzungen, die Entwicklung eines bundesweit einheitlichen Monitoringsystems und besseren Daten für den Bodenverbrauch sowie der Schutz landwirtschaftlicher Böden und nachhaltige Entwicklung der Natur-, Grün- und Erholungsräume. Zudem soll ein Aktionsplan „mit konkreten Aktivitäten, Meilensteinen und Zielhorizonten für die Umsetzung bis 2030“ ausgearbeitet werden.

Verbraucht und versiegelt

Das Umweltbundesamt definiert Bodenverbrauch als den Verlust biologisch produktiver Böden durch Verbauung für Siedlungs- und Verkehrszwecke, aber auch für intensive Erholungsnutzungen, Deponien, Abbauflächen, Kraftwerksanlagen und ähnliche Intensivnutzungen. Knapp die Hälfte davon (41 Prozent) wird versiegelt, also mit einer wasserundurchlässigen Schicht überzogen.