Die Arbeitslosenquote lag bei 5,6 Prozent, der niedrigste Juli-Wert seit 2008. Weiter hoch ist allerdings die Zahl der offenen Stellen.
„Im langjährigen Vergleich erweist sich der Arbeitsmarkt als sehr robust“, kommentierte ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher die aktuellen Arbeitsmarktdaten in einer Aussendung. Als stabil erwies sich die Entwicklung dabei auch im Vergleich zu Juni, als sich 298.402 Menschen und damit um 1.755 Personen mehr auf Jobsuche befanden. Der Beschäftigtenstand lag Ende Juli sogar erstmals bei beinahe vier Mio. Personen.

Größte Rückgänge im Westen
Nach Bundesländern betrachtet gab es zum Vorjahr die größten Rückgänge an Arbeitslosen in Tirol (minus 22,1 Prozent) sowie in Salzburg (minus 20,5 Prozent) – mehr dazu in tirol.ORF.at und salzburg.ORF.at. Am geringsten fiel das Minus mit 11,7 Prozent in Wien aus, wo Ende des vergangenen Monats nach AMS-Daten 127.725 Menschen arbeitslos waren – mehr dazu in wien.ORF.at.

Besonders deutlich gezeigt hat sich die Arbeitsmarkterholung österreichweit in der Gastronomie (minus 19,3 Prozent), der Warenproduktion (minus 17,4 Prozent), im Handel sowie im Verkehrswesen (jeweils minus 16,7 Prozent). Für Stellenbesetzungen in der Gastronomie plant das AMS in Wien nun eine Sonderaktion – mehr dazu in wien.ORF.at.
Zahlreiche offene Stellen
Auf hohem Niveau blieb mit 137.826 zugleich die Zahl der offenen Stellen, nach 141.139 sofort verfügbaren Jobs im Juni. Laut einer Erhebung des ÖVP-Wirtschaftsbundes sind es derzeit sogar 268.000 Stellen. „In Österreich mangelt es also definitiv nicht an Arbeitsmöglichkeiten, sondern an notwendigen Arbeitskräften“, schlussfolgerte der Generalsekretär des Wirtschaftbunds, Kurt Egger.

Immer mehr zur Randerscheinung am Arbeitsmarkt wird indes die Kurzarbeit, zu der Ende Juli nur noch 6.381 Personen vorangemeldet waren. Das sind um 18.055 Menschen weniger als im Juni. Grund dafür sei die zuletzt gestartete neue Phase, die restriktivere Antragsvoraussetzungen mit sich gebracht habe, so Kocher.
Kaum CoV-Effekte, aber Bedenken wegen Ukraine
Überhaupt ist von den Pandemieeffekten am Arbeitsmarkt nur mehr wenig zu bemerken. Die Zahl der Arbeitslosen lag im Juli deutlich unter den entsprechenden Monatswerten der Jahre 2020 und 2021.
In den kommenden Monaten könnte sich die Lage jedoch verschlechtern. Es sei davon auszugehen, dass „der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die dadurch ausgelösten wirtschaftlichen Verwerfungen den Arbeitsmarkt in zunehmendem Ausmaß negativ betreffen“, sagte Kocher. „Fast scheint es, als wollte Österreich noch einen besonderen Rekord brechen, bevor ein angekündigtes Ende des Wirtschaftsbooms die so erfreuliche Entwicklung bremsen wird“, meinte auch AMS-Chef Johannes Kopf.
Interessenvertreter mit Forderungen
Gewerkschaftsbund (ÖGB) und Arbeiterkammer (AK) nahmen die aktuellen Zahlen zum Anlass, erneut eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes bzw. mehr Tempo und Einbindung bei der geplanten Arbeitsmarktreform zu fordern. „Wenn die Bundesregierung nicht endlich das Arbeitslosengeld erhöht, dann nimmt sie ganz bewusst in Kauf, dass immer mehr Menschen in Österreich verarmen“, so die leitende Sekretärin des ÖGB, Ingrid Reischl. AK-Bereichsleiterin Silvia Hruska-Frank verlangte, dass die Arbeitnehmervertretungen bei den Verhandlungen zur Reform eingebunden werden.
Auch die Industriellenvereinigung (IV) pochte angesichts der hohen Zahl an offenen Stellen auf eine Reform der Arbeitslosenversicherung. „Nach wie vor ist der Mangel an Arbeits- und Fachkräften eine der zentralen Herausforderungen für österreichische Betriebe. Es gilt, Menschen in Beschäftigung zu bringen, Beschäftigungsanreize zu stärken und die Vielzahl an offenen Stellen zu besetzen“, sagte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer.