Die Studierenden verstehen sich als Teil der internationalen Bewegung „End Fossil: Occupy“, die über Besetzungen den Ausstieg aus fossilen Energien vorantreiben will. Außerdem fordert „Erde brennt“ soziale und Bildungsgerechtigkeit und höhere Unibudgets.
Keine Party in Wien
In Wien ist seit Mittwochmittag mit dem C1 im Alten AKH der aktuell größte Hörsaal der Uni Wien besetzt. Rund 50 Personen waren nach einer abendlichen Podiumsdiskussion und einer Vollversammlung geblieben und verbrachten die Nacht an Ort und Stelle. Dabei gab es – anders als bei den wochenlangen Hörsaalbesetzungen der „unibrennt“-Bewegung 2009 – keine Party.

C1 sei ein drogen- und alkoholfreier Raum, immerhin wolle man mit den Forderungen ernst genommen werden, so Amina Guggenbichler von „Erde brennt Wien“ gegenüber der APA. Zudem habe man aus manchen Fehlern von 2009 gelernt. Im Aufruf zur Besetzung wurde sogar an das Mitnehmen von Zahnbürste und Wechselgewand erinnert und regelmäßige PCR-Tests bzw. Maskentragen empfohlen. Gegenstände, die als Vermummung oder Waffe dienen könnten (Sturmhaube, Wasserflasche) sollen daheimbleiben.
Für Donnerstag sind neben Arbeitsgruppentreffen auch eine Vorlesung zum Klimawandel und ein Vortrag der Linkswende geplant. Man sei allerdings eine parteiunabhängige Bewegung, sagte Guggenbichler. „Erde brennt Wien“ gehe von Studierenden aus, die teils auch schon in anderen Klimabewegungen wie Fridays For Future aktiv waren. Auch ehemalige unibrennt-Aktivistinnen und -Aktivisten seien dabei. Das Veranstaltungsprogramm in Wien reicht bereits bis kommenden Donnerstag. So lange wolle man den Hörsaal auch auf jeden Fall halten, sagte Guggenbichler – mehr dazu in wien.ORF.at.
„Entspannte Lage“ in Innsbruck
Auch an der Universität Innsbruck war der Klimaprotest am Donnerstag noch im Gange. Rund 40 Personen der Initiative „Erde brennt Innsbruck“ halten dort seit Mittwochnachmittag einen Hörsaal besetzt. Wie der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Universität, Uwe Steger, sagte, sei die Lage „sehr entspannt“. Im Laufe des Donnerstags sei ein Gespräch mit dem Rektorat geplant, um die Absichten der Protestierenden abzuklopfen und zu erfahren, „auf wie lange die Aktion ausgelegt“ sei.

„Es gibt noch keine klaren Ansagen“, hielt Steger fest. Die Lehrveranstaltungen, die heute im Hörsaal stattfinden hätten sollen, wurden teilweise in andere Räumlichkeiten verlegt. „Thematisch passende Lehrveranstaltungen“ hätten im besetzten Raum stattgefunden – mehr dazu in tirol.ORF.at.
Besetzung auf unbestimmte Zeit auch in Salzburg
In Salzburg war die Besetzung am Donnerstag ebenfalls noch im Gange. Dort hatten gestern Abend rund 55 Personen drei Hörsäle im Unipark Nonntal in Beschlag genommen, die Hälfte davon übernachtete dort auch. Derzeit gibt es laut Uni noch gutes Einvernehmen mit dem Rektorat, das für den Abend auch die Teilnahme an einer Podiumsdiskussion zugesagt hat. Die Besetzung ist vorerst auf unbestimmte Zeit angesetzt – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Uni als „Raum für Utopien und Solidarität“
Mit den Hörsaalbesetzungen wollen die Studierenden sich für soziale und Klimagerechtigkeit einsetzen und die Unis wieder zu einem „Raum für Utopien und echte Solidarität“ machen. Die konkreten Forderungen unterscheiden sich dabei je nach Standort etwas. Man agiere sehr autonom, „aber End Fossil vereint uns“, so Guggenbichler.
Die Wiener Aktivistinnen und Aktivisten treten auf Erdebrennt.at für einen „radikalen Systemwandel“ und für eine „sozial gerechte und ökologisch nachhaltige Gesellschaft mit zukunftsfähigen Hochschulen“ ein. Konkret fordern sie von der Regierung ein angemessenes Hochschulbudget, außerdem gratis Öffis für alle, ein Ende der Bodenversiegelung, den Ausstieg aus fossilen Energieträgern, die Bekämpfung sozialer Ungleichheit durch Steuern auf Übergewinne und Vermögen und ein Bleiberecht für alle.
Bei „Erde brennt Innsbruck“ heißt es, man wolle durch zivilen Ungehorsam einen „dringend notwendigen systemischen Wandel in Lehre, Klima- und Sozialpolitik“ erreichen. Dafür sollen auch die „elitären Strukturen“ der Unis geöffnet werden. „Wir wollen zusammen anfangen, die Welt neu zu denken.“ Die Salzburger Gruppierung wiederum argumentiert auch mit dem aktuellen Ukraine-Krieg für einen Ausstieg aus fossiler Energie. Obendrein fordern sie ein Ende des „ständigen Krisenmodus“: „Wir wollen endlich positive Zukunftsvisionen“, heißt es in einer Aussendung von „Erde brennt Salzburg“.