Skilift
APA/Barbara Gindl
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Wirtschaft

Inflation: Viele sparen beim Winterurlaub

Die hohe Inflation und die Verwerfungen auf dem Energiemarkt trüben die Umsatzaussichten der Tourismusbetriebe für die Wintersaison. Viele Menschen wollen ihre Urlaubspläne einschränken, schreibt das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) in einer Analyse.

„Im Wintertourismus wirken sich Preissteigerungen bei ‚lebensnotwendigen‘ Produkten und Dienstleistungen (z. B. Lebensmitteln oder Haushaltsenergie) besonders negativ auf die Abwägungsentscheidungen der Touristinnen und Touristen aus, da ein Winterurlaub im Allgemeinen eher als ‚Luxusgut‘ betrachtet wird“, so das WIFO. Diese Entwicklungen würden sich dabei nicht nur auf die touristische Nachfrage niederschlagen, sondern auch das Angebot prägen, das sich stark verteuert.

Gedämpfte Reiselust

Laut Umfragen wollen lediglich 70 Prozent der heimischen bzw. zwei Drittel der deutschen Befragten, die vor Ausbruch der Pandemie einen Winterurlaub gemacht hatten, diesen Winter definitiv verreisen, so das WIFO in der Tourismusanalyse. 15 Prozent der Befragten waren noch unsicher. Hauptgrund für eine gedämpfte Reiselust ist laut der Umfrage die Teuerung.

Rund zwei Drittel der Befragten in Österreich wie auch in Deutschland, die nicht verreisen werden, gaben an, dass die Teuerung für den Reiseverzicht hauptverantwortlich sei. Die Pandemie als Reisehemmnis ist deutlich in den Hintergrund getreten, vor allem in Österreich: Nur 30 Prozent der inländischen Befragten erwähnten
die Pandemie, in Deutschland waren es immerhin 40 Prozent. Auch von jenen Befragten, die sich im Hinblick auf Winterurlaubspläne noch unsicher zeigten, wurde die Teuerung dafür verantwortlich gemacht.

Eingeschränktes Reisebudget

Viele wollen auch billiger verreisen und vor allem bei Einkäufen, Gastronomie und der Unterkunft sparen. Das könnten der Handel, die Skihütten und Schirmbars sowie Restaurants und die Nachtgastronomie zu spüren bekommen. Haushalte mit geringerem Einkommen sparen nicht nur häufiger, sondern auch relativ stärker beim Urlaub als Haushalte mit höherem Einkommen. „Destinationen, die sich auf einkommensstarke Gästeschichten spezialisiert haben, könnten somit besser durch die Krise kommen“, schlussfolgert das WIFO.

Darüber hinaus plant mehr als die Hälfte der Befragten, auch Abstriche bei der Qualität der Unterkunft sowie beim Reiseziel zu machen. Davon könnten Anbieter von Ferienwohnung sowie günstigere Pensionen wiederum profitieren, aber auch kleinere (und damit günstigere) Skigebiete.

Verschiebung zur Nebensaison

Die Umfrageergebnisse deuten außerdem auf eine Verschiebung der Nachfrage in die Nebensaison hin. In Deutschland planen mehr als zwei Drittel (Österreich 54 Prozent), seltener zu verreisen und die Aufenthaltsdauer zu verkürzen – die bisherige Urlaubswoche könnte also zum verlängerten Wochenende werden, statt Reisen zu Weihnachten und Ostern könnte es im kommenden Winter nur eine Reise geben.

Umsatz und Wertschöpfung könnten in dieser Wintersaison daher stärker leiden als die Zahl der Nächtigungen und Ankünfte. Eine solide Buchungslage zu Saisonstart über Weihnachten und Silvester könnte die Branche jedoch unterstützen. Laut Schätzungen des WIFO könnte der Nächtigungsrückstand in dieser Saison im Vergleich zum Winter 2018/19 auf fünf Prozent reduziert werden.

Sommersaison lief gut

Die abgelaufene Sommersaison lief indessen gut. Mit rund 78 Mio. Übernachtungen sei nahezu das Niveau des Vor-Pandemie-Sommers 2019 erreicht worden, gefehlt haben nur noch 1,4 Prozent. Geholfen hat vor allem die starke Inlandsnachfrage. „Mit 24,3 Mio. Nächtigungen wurde in diesem Segment ein neuer Höchstwert erreicht (plus 4,4 Prozent im Vergleich zur Saison 2019)“, schreibt das WIFO.

Aber auch internationale Gäste kamen wieder vermehrt nach Österreich. Im Vergleich zum Sommer 2019 waren es nur mehr 3,8 Prozent weniger, im Vergleich zum Vorjahr sogar rund ein Viertel (26,5 Prozent) mehr. Das WIFO schätzt die Tourismuseinnahmen für den Sommer 2022 auf nominell knapp 14,7 Mrd. Euro, das sind um 0,8 Prozent mehr als in der Saison 2019. Preisbereinigt sind die Einnahmen jedoch aufgrund der Inflation des touristischen Warenkorbes um 14,7 Prozent geringer ausgefallen als im Sommer 2019.