Warnstreik der Gewerkschaft vida
APA/Tobias Steinmaurer
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Politik

Warnstreik in Privatspitälern

Die Beschäftigten der Privatspitäler legen am Dienstagvormittag drei Stunden lang ihre Arbeit nieder. Der Grund dafür sind die stockenden Lohnverhandlungen. Laut Arbeitgeberseite ist man den Forderungen schon weitgehend nachgekommen.

In über 25 Gesundheitseinrichtungen in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, der Steiermark, Salzburg und Tirol wird der Warnstreik durchgeführt. Er soll den Forderungen der Gewerkschaft zum Durchbruch verhelfen. Diese schließt in der Folge auch einen richtigen Streik nicht aus, wenn sich nichts bewegen sollte. Der Verband der Privatkrankenanstalten Österreichs als Arbeitgebervertreter sieht sein Angebot hingegen als angemessen an: Dieses gehe weit über das von der Gewerkschaft vida kommunizierte hinaus.

Arbeitgeberseite: Deutlich über Inflation

„Die Gewerkschaft beruft sich als Begründung für die Ankündigung ihres Warnstreiks auf ein angeblich zu wenig wertschätzendes Angebot von 175 Euro Lohnerhöhung. Dieser Betrag ist aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar, denn wesentliche weitere Bestandteile unseres Angebots bleiben völlig unerwähnt“, sagte Stefan Günther, Generalsekretär und KV-Verhandlungsführer des Verbands.

Im Rahmen eines Verbesserungsversuchs seien 2.000 Euro Mindestlohn bereits angeboten worden, das sei aber abgelehnt worden. Beim Stundenlohn sei man bereit gewesen, eine Inflationsabgeltung deutlich über der Inflationsrate zu bezahlen. „Die Stundenlöhne wären demnach um 8,39 Prozent erhöht worden – gegenüber einer festgestellten Inflation von 7,53 Prozent. Weiters haben wir eine Arbeitszeitreduktion um eine Stunde ab Mitte des Jahres 2023 angeboten“, so Günther.

vida-Verhandlungsleiter Harald Steer
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Vida-Verhandlungsleiter Harald Steer mit Streikenden vor dem Wiener Anton-Proksch-Institut

Auch bessere Arbeitsbedingungen gefordert

Die Gewerkschaft fordert einen Abschluss deutlich über der Inflationsrate und einen monatlichen Bruttomindestlohn von 2.000 Euro. Der Kollektivvertrag für die insgesamt 10.000 Beschäftigten gehöre noch immer zu den schlechteren im Gesundheits- und Sozialbereich und daher gebe es hier dringenden Aufholbedarf, sagte vida-Chefverhandler Harald Steer.

„Die Kolleginnen und Kollegen haben sich faire und wertschätzende Einkommenserhöhungen gegen die explodierende Teuerung verdient.“ Es gehe bei dem Warnstreik aber nicht nur um mehr Geld, sondern auch um bessere Arbeitsbedingungen für alle Berufsgruppen, so der Gewerkschafter. Die Belastung in den Gesundheitseinrichtungen nehme für alle zu.

Versorgung sichergestellt

„Wir sind bemüht, die Versorgung aller Patienten und Patientinnen am Streiktag sicherzustellen“, sagte er. Der Verband sei weiterhin an einer konstruktiven Fortführung und einem ehestmöglichen Abschluss der KV-Verhandlungen interessiert. „Wir bedauern, dass die vida angesichts unserer laufend verbesserten Angebote nicht zu einer Einigung bereit war. Der Verlauf der KV-Verhandlungen lässt aus unserer Sicht nur den Schluss zu, dass man es auf einen Streik ankommen lassen wollte.“

Von der Ärztekammer kam hingegen „volle Solidarität“ für die Arbeitnehmer, wie Stefan Ferenci, Obmann der Kurie angestellte Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer Wien, in einer Aussendung sagte: „Die Beschäftigten im Gesundheitswesen haben eine angemessene und nachhaltige Gehaltserhöhung nach über 30 Monaten Corona mehr als verdient.“ Ferenci kündigte an, dass er den Streik am Anton-Proksch-Institut in Wien persönlich unterstützen werde. Seine Kollegen rief er dazu auf, während des Streiktags auch von freiberuflicher Tätigkeit in den Spitälern abzusehen.