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ORF.at/Zita Klimek
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Wirtschaft

Gender-Pay-Gap über EU-Schnitt

Der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern hat sich zuletzt zwar auf 18,8 Prozent verringert, im EU-Vergleich zählt Österreich aber zu den Spitzenreitern bei geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden. Auch die Teilzeitquote liegt über dem EU-Durchschnitt, teilte die Statistik Austria am Freitag mit.

Der Gender-Pay-Gap – er vergleicht die durchschnittlichen Bruttostundenverdienste von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft – ist demnach zwischen 2011 und 2021 von 23,5 Prozent auf 18,8 Prozent gesunken. Der EU-Durchschnitt liegt bei 12,7 Prozent.

Oft schlechter bezahlte Berufe

Die hohe Lohndifferenz beruht in Österreich laut Statistik Austria zu rund einem Drittel auf geschlechtsspezifischen Unterschieden auf dem Arbeitsmarkt. Ein Teil könne dadurch erklärt werden, dass Frauen öfter in schlechter bezahlten Dienstleistungsberufen und Branchen mit geringeren Verdienstmöglichkeiten arbeiten, während Männer häufiger in besser bezahlten technischen Berufen und in Führungspositionen zu finden seien.

Unterschiede in der Arbeitszeit sind durch die Verwendung von Stundenverdiensten bereits berücksichtigt – Teilzeit wird im Schnitt aber auch pro Stunde geringer entlohnt, was Frauen stärker betrifft als Männer. Zudem seien Frauen durchschnittlich kürzer im Unternehmen beschäftigt. An schlechteren Qualifikationen liegt es keineswegs: Nach der Höhe der Ausbildung müssten Frauen nämlich rein rechnerisch bereits mehr verdienen als Männer, betont die Statistik Austria.

Grafik zum Gender-Pay-Gap
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Statistik Austria

Jede zweite Erwerbstätige in Teilzeit

Die Erwerbsbeteiligung von Frauen ist in Österreich hoch – die Teilzeitquote aber auch, was zuletzt im Zuge des Arbeitskräftemangels politisch heiß diskutiert wurde. Die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-jährigen Frauen lag in Österreich 2021 mit 68,1 Prozent (Männer 76,7 Prozent) über dem EU-Durchschnitt von 63,4 Prozent (Männer 73,3 Prozent).

Bei der Teilzeitbeschäftigung der Frauen wies Österreich einen Anteil von 49,6 Prozent (Männer 11,6 Prozent) auf, damit waren 79 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten Frauen. Im EU-Durchschnitt betrug die Teilzeitquote der Frauen 2021 dagegen nur 29,5 Prozent (Männer 9,3 Prozent).

Der Grund für die hohe Teilzeitquote dürfte vor allem in Kinderbetreuungspflichten liegen, für die sich offenbar nach wie vor vorwiegend die Frauen verantwortlich fühlen: Bei Frauen mit Kindern unter 15 Jahren war Teilzeitbeschäftigung die dominierende Form der Erwerbsarbeit, erklärte die Statistik Austria. 2021 lag die Teilzeitquote der 25- bis 49-jährigen Frauen mit Kindern unter 15 Jahren bei 72,8 Prozent. Die Teilzeitquote der Männer mit Kindern unter 15 Jahren betrug hingegen nur 6,8 Prozent.

Große Unterschiede auch bei Pensionen

Die Unterschiede im Erwerbsleben spiegeln sich auch in den Pensionen wider: Die durchschnittliche Alterspension der Frauen lag laut den Daten des Dachverbands der Sozialversicherungsträger 2021 bei 1.264 Euro, jene der Männer bei 2.164 Euro. Das durchschnittliche Zugangsalter zur Eigenpension betrug 2021 bei Frauen 59,9 Jahre, bei Männern 61,9 Jahre.

Frauen in Pension und Alleinerziehende treffen auch finanzielle Risiken stärker. Laut der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen EU-SILC 2021 waren 26 Prozent der alleinlebenden Pensionistinnen, aber nur 15 Prozent der alleinlebenden Pensionisten armutsgefährdet. Und Alleinerziehende – das sind fast ausschließlich Frauen mit Kindern – haben mit 36 Prozent das höchste Armutsrisiko aller Haushaltstypen.

Alleinerziehende am stärksten betroffen

Alleinerziehende zählen auch zu den am stärksten von der aktuellen Krise betroffenen Gruppen: Laut der Erhebung zu den sozialen Krisenfolgen gaben im dritten Quartal 2022 34 Prozent der Alleinerziehenden an, nur schwer mit dem Haushaltseinkommen auszukommen (Gesamtbevölkerung zwischen 16 und 69 Jahren: 16,3 Prozent). Über 45 Prozent der Alleinerziehenden gaben an, mit Zahlungsschwierigkeiten für Wohnkosten (wie Miete, Wohnkredit, Betriebskosten und Energie) in den nächsten drei Monaten zu rechnen.