Nationalrat, leer
ORF/Roland Winkler
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Politik

Weniger Frauen in Spitzenpolitik

Die Zahl der Frauen in der Spitzenpolitik ist im Jahr 2022 zurückgegangen. Durch diverse Regierungsumbildungen sank der Frauenanteil in der Bundesregierung – also ohne Staatssekretariate – von 46,7 auf 35,7 Prozent, wie eine Aufstellung des Instituts für Parlamentarismus und Demokratiefragen ergab. Auch im Nationalrat ging die Zahl der Frauen zurück.

Weniger Frauen waren – im Gegensatz zum europäischen Trend – auch im Nationalrat und den Landesregierungen. „2022 war kein Jubeljahr für die Frauen in der österreichischen Spitzenpolitik“, resümierte das Institut.

Mit einem Frauenanteil von 35,7 Prozent liegt die österreichische Bundesregierung nur noch knapp über dem Durchschnitt der EU-Staaten von 32,3 Prozent. An der Spitze liegen Spanien (60,9 Prozent), Finnland (57,9), Belgien (53,3) sowie Frankreich und die Niederlande mit je 50 Prozent. Nimmt man die drei Staatssekretärinnen und einen Staatssekretär dazu, so sind von den 18 Mitgliedern der Bundesregierung im weiteren Sinn acht (44,4 Prozent) weiblich. Genau genommen sind Staatssekretäre nicht Teil der Regierung, zählen aber laut Bundesverfassungsgesetz zu den „obersten Organen der Vollziehung“ des Bundes.

Zahl der Frauen im Nationalrat leicht verringert

Leicht verringert hat sich die Zahl der Frauen auch im Nationalrat von 76 auf 74 und damit 40,4 Prozent. Hier liegt Österreich dennoch deutlich über dem Durchschnitt der EU-Staaten von 32,4 Prozent. Marginal – und zwar um jeweils eine Frau – stieg sie im Bundesrat auf 26 und in den Landtagen auf 162. Keine Veränderung gab es bei den österreichischen Vertreterinnen im Europäischen Parlament (acht von 19).

Es gibt heuer um 0,9 Prozent mehr Bürgermeisterinnen (10,4 Prozent) und um 1,4 Prozent mehr Gemeinderätinnen (26 Prozent) als im Vorjahr. Österreich liegt damit noch deutlich unter dem EU-Schnitt von 34,5 Prozent bei Gemeinderätinnen und 17,7 Prozent bei Bürgermeisterinnen. Zusammengerechnet sind rund 24 Prozent aller österreichischen Kommunalpolitikerinnen und -politiker Frauen.

Grafik zu Frauen in der Politik
Grafik: APA/ORF; Quelle: Institut für Parlamentarismus und Demokratiefragen

Auch bei den Mitgliedern der Landesregierungen sank die Zahl der Frauen leicht. Von den insgesamt 73 (inklusive der fünf nicht amtsführenden Stadträte in Wien) waren per Februar 2023 28 weiblich, im Vorjahr war es um eines mehr.

Das sind 39,7 Prozent, die damit noch immer über dem EU-Durchschnitt von 36,1 Prozent liegen. Am besten in den Landesregierungen vertreten sind Frauen in der Steiermark mit 50 Prozent, am schlechtesten in Oberösterreich mit 22,2 Prozent.

Kaum verändert hat sich die Zahl der Frauen in den Landtagen mit 36,6 Prozent (EU-Schnitt: 35,1 Prozent). Auch hier sieht es in den Bundesländern recht unterschiedlich aus: In Vorarlberg ist mit 47,2 Prozent fast jede zweite Landtagsabgeordnete eine Frau, in Kärnten (22,2 Prozent) nicht einmal jede vierte.

EU-weit Anstieg in Spitzenpositionen

EU-weit ist ein Anstieg bei Frauen in Spitzenpositionen zu erkennen – wenn auch von niedrigem Niveau aus. So sind mittlerweile vier der 21 gewählten Staatsoberhäupter weiblich, was einen Anstieg von 14,3 auf 19 Prozent bedeutet. Die Zahl der Regierungschefinnen hat sich von fünf auf sechs und damit von 18,5 auf 22,2 Prozent erhöht.