Geldstapel
ORF.at/Christian Öser
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Wirtschaft

Nationalbank: Vermögen ungleich verteilt

Die Verteilung des Nettovermögens in Österreich ist – ähnlich wie in Deutschland – im Vergleich zu anderen Ländern sehr ungleich. Das geht aus einer am Mittwoch von der Nationalbank (OeNB) vorgestellten Studie zur Vermögensverteilung hervor. Ein direkter Vergleich mit anderen Ländern ist der Studie zufolge allerdings wegen institutioneller Unterschiede schwierig.

So gibt es in Österreich etwa ein gutes öffentliches Pensionssystem, was zu einem anderen Sparverhalten führt als in Ländern, wo das nicht der Fall ist. Dazu kommt, dass in Österreich nur etwa die Hälfte der Haushalte (47,6 Prozent) Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer sind.

„Österreich und Deutschland sind Mietergesellschaften“, sagte Nationalbank-Volkswirt Martin Schürz am Mittwoch bei der Präsentation der Studie „Household Finance and Consumption Survey"(HFCS 2021). Fast alle Eigenheimbesitzer befinden sich in der oberen Hälfte der Nettovermögensverteilung, während die untere Hälfte der Nettovermögensverteilung hauptsächlich aus Haushalten besteht, die ihre Wohnungen mieten. Nur Deutschland hat im Euro-Raum einen höheren Anteil an Mieterinnen und Mietern.

Seit 2010 laufende Befragungen

Bei der nun präsentierten Studie handelt es sich um die vierte Welle einer Befragung, bei der die Nationalbank seit 2010 das Vermögen der privaten Haushalte erhebt. Untersucht wurden alle Euro-Länder, aber auch zusätzliche Länder wie Tschechien.

Für die Notenbank ist die Studie wichtig, um die Vulnerabilität von Haushalten auszumachen und damit auf Risiken für die Finanzmarktstabilität schließen zu können. Außerdem will man wissen, wie die Haushalte finanziell dastehen, um die Wirkung der Geldpolitik zu sehen.

"Haben Untererfassung von wirklich armen Menschen“

Wie in allen Euro-Ländern ist die Verteilung des Nettovermögens in Österreich viel ungleicher als die Verteilung des Einkommens. Direktes Unternehmenseigentum sowie Einkommen aus der Vermietung von Immobilien sind beim obersten Zehntel der Nettovermögensverteilung konzentriert.

Die Analyse der Vermögenskonzentration könne aber nicht allein mit den HFCS-Daten durchgeführt werden, betonen die Studienautoren. Das sei einer der Gründe, warum die Europäische Zentralbank (EZB) bald Verteilungsvermögenskonten bereitstellen werde.

Zudem könne man mit diesen Daten keine Armutsforschung und keine Reichtumsforschung machen, betont Schürz. So seien keine Obdachlosen befragt worden, „wir haben eine Untererfassung von wirklich armen Menschen“. Der Maximumwert beim Nettovermögen liege überdies bei zwölf Millionen Euro, „dann können Sie sich vorstellen, wie viel nach oben fehlt“.

Auffallend sei, dass sich besonders wohlhabende, aber auch besonders arme Menschen selbst näher in der Mitte der Vermögensverteilung verorten würden. „Leute, die Millionen haben, glauben nicht, dass sie zu den Top fünf Prozent der Haushalte in Österreich gehören.“

Überschaubares Risiko

Wenige Haushalte in Österreich sind verschuldet (29,9 Prozent). Nur 13,9 Prozent haben besicherte Schulden, während etwa 17,4 Prozent unbesicherte Schulden haben. Besicherte Schulden werden hauptsächlich von Haushalten in der oberen Hälfte der Nettovermögensverteilung gehalten.

Daher sind die potenziellen Risiken für die Finanzstabilität, die von der Verschuldung der Haushalte ausgehen, in Österreich im Vergleich zu anderen Euro-Ländern relativ gering, so die Schlussfolgerung der Studie.

Österreichische Haushalte haben Finanzportfolio-Profile mit sehr geringem Risiko. Wenige Haushalte halten Vermögenswerte, die typischerweise als riskant eingestuft werden. Nur 12,3 Prozent der Haushalte halten Investmentfonds, nur 6,1 Prozent besitzen Aktien und nur 2,5 Prozent Anleihen. Wenn Haushalte riskante Vermögenswerte halten, machen diese etwa 40 Prozent ihres Finanzportfolios aus.