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ORF.at/Christian Öser
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Wirtschaft

335 besitzen ein Drittel des Finanzvermögens

Zusammen gehört ihnen ein Drittel des Finanzvermögens in Österreich, und jede und jeder von ihnen besitzt mehr als 100 Millionen Dollar. 335 solcher Ultrareichen zählt die heurige Ausgabe des „Global Wealth Report“ der Boston Consulting Group (BCG). Eine Verschiebung der ungleichen Verteilung ist vorerst nicht zu erwarten.

Als „Ultra High Net Worth Individuals“ definiert die Studie Menschen mit einem Finanzvermögen von mehr als 100 Millionen US-Dollar – dazu zählen Bargeld, Kontoguthaben, Schuldverschreibungen, Anteilsrechte an Unternehmen und Fonds, Pensionen sowie Lebensversicherungen.

Im westeuropäischen Durchschnitt verfügen die Ultrareichen nur über 17 Prozent des Finanzvermögens, so BCG. Österreicherinnen und Österreichern, die jeweils weniger als 250.000 Euro auf der hohen Kante haben, besitzen nur ein Drittel des Finanzvermögens – in Westeuropa sind es hingegen 43 Prozent. Zumindest für die kommenden fünf Jahre sei nicht mit einer Verschiebung der Vermögensverteilung in Österreich zu rechnen, sagt Michael Kahlich, Partner bei BCG in Zürich und einer der Autoren der Studie, laut Aussendung.

Grafik zeigt Vermögensverteilung im Vergleich
Grafik: APA/ORF; Quelle: Boston Consulting

Sachvermögen gestiegen

Über 40 Prozent des Finanzvermögens im Land liegen auf Sparkonten oder sind als Bargeld verwahrt – Tendenz steigend. Das seien über zehn Prozentpunkte mehr als im globalen Schnitt, heißt es im BCG-Bericht. Danach folgen Aktien und Fonds (36 Prozent) sowie Versicherungen und Pensionsansprüche (17 Prozent).

Wer mehr als 100 Millionen besitzt, dürfte hingegen einen erheblichen Teil auch in Sachwerte wie Immobilien und Kunstwerke investiert haben. Diese legten im vergangenen Jahr um 5,5 Prozent zu, während das Finanzvermögen um 3,5 Prozent auf 900 Milliarden Dollar (825 Mrd. Euro) schrumpfte. Dem standen 200 Milliarden Dollar an Verbindlichkeiten gegenüber.

Da aber das Sachvermögen an Wert gewonnen hat, ist das Gesamtvermögen doch etwas gestiegen, heißt es in dem BCG-Bericht. Der Rückgang des Finanzvermögens von 2022 dürfte ohnehin ein einmaliger Ausrutscher bleiben, erwartet BCG. Das weltweite Finanzvermögen dürfte heuer wieder um fünf Prozent zulegen – auf weltweit 267.000 Milliarden Dollar.

Die Häfen der Reichen

Auch die wirtschaftliche Unsicherheit stieg zuletzt im Zeichen von Coronaviurs-Krise und Ukraine-Krieg. Die Vergangenheit zeige, dass in solchen Zeiten die Vermögensströme über Ländergrenzen hinweg zunehmen, heißt es in der BCG-Studie. Im vergangenen Jahr sei der Wert des im Ausland deponierten Vermögens um 4,8 Prozent auf zwölf Billionen Dollar gewachsen.

Zu den Profiteuren dieser Entwicklung zählen internationale Finanzzentren, in denen viele Ultrareiche ihre Vermögen parken. Sehr beliebt sind der Studie zufolge Singapur und Hongkong, das in der chinesischen Metropole geparkte Vermögen dürfte bis 2027 auf mehr als drei Billionen Dollar steigen.

Noch aber führt die Schweiz mit rund 2,4 Billionen die Rangliste an. Das Land musste zwar vor einigen Jahren unter internationalem Druck sein strenges Bankgeheimnis aufweichen und nimmt mittlerweile am Austausch internationaler Steuerdaten teil. Dennoch bleibt die Schweiz laut BCG „ein hochattraktives Drehkreuz, das immer noch als sicherer Hafen in stürmischen Zeiten gesehen wird“.

Weltweit 62.000 Ultrareiche

Weltweit besitzen knapp 62.000 Ultrareiche jeweils ein Finanzvermögen von mehr als 100 Millionen US-Dollar, davon leben 22.000 in den USA. In China sind es knapp 7.600. Deutschland steht an Stelle drei mit 2.900 Ultrareichen. Weltweit halten die Ultrareichen knapp 13 Prozent des Finanzvermögens (Sachwerte nicht einberechnet).