Kinder mit Pädagogin in einem Kindergarten
Getty Images/Vadym Buinov
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Bildung

Mehr unter Dreijährige im Kindergarten

Der Anteil der Kinder unter drei Jahren, die eine Krippe oder einen Kindergarten besuchen, ist zuletzt weiter leicht gestiegen, zeigt die am Donnerstag veröffentlichte neue Kindertagesheimstatistik der Statistik Austria. 2022/23 hätten 29,9 Prozent dieser Altersgruppe einen Kindergarten besucht. Im Jahr davor lag der Anteil bei 29,1 Prozent.

Im Zehnjahresvergleich haben alle Bundesländer deutlich zugelegt, lag die Quote 2012/13 doch noch bei 20,8 Prozent. Insgesamt erreichten die Zahlen in diesem Kindergartenjahr mit über 76.000 unter Dreijährigen und knapp 254.000 Drei- bis Fünfjährigen (94,7 Prozent der Altersgruppe) in Kinderbetreuungseinrichtungen einen neuen Höchststand, hieß es in einer Aussendung der Statistik Austria.

Bei den unter Dreijährigen gab es dabei in allen Bundesländern Zuwächse, wie Generaldirektor Tobias Thomas betonte.„Wir haben einen Spitzenwert in der Kinderbetreuung“, zeigte sich Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) erfreut.

„Barcelona-Ziel“ noch nicht erreicht

Inklusive Betreuung durch Tageseltern sah Raab die Betreuungsquoten noch etwas höher, nämlich bei 32,1 Prozent bei den unter Dreijährigen und bei 95,4 bei den Älteren. Über die „Kindergartenmilliarde“ – das sind Förderungen des Bundes von jährlich 200 Mio. Euro bis 2026/27 – solle der Ausbau durch die Länder weiter vorangetrieben werden, damit mehr Plätze mit mehr Qualität und flexibleren Öffnungszeiten entstehen.

Das eigentlich bereits für 2010 EU-weit vereinbarte „Barcelona-Ziel“, wonach ein Drittel der Kleinkinder Betreuungseinrichtungen besuchen sollten, ist damit in Österreich allerdings immer noch nicht erreicht.

Ende 2022 wurde das „Barcelona-Ziel“ noch einmal erhöht, bis 2030 sollen 45 Prozent der unter Dreijährigen in Betreuung sein. Österreich hat angesichts der weiterhin vergleichsweise niedrigen Quote allerdings einen alternativen Zielwert von 31,9 Prozent vereinbart – sehr zum Ärger etwa von Arbeiterkammer und Gewerkschaft.

Steiermark mit niedrigster Betreuungsquote

Die nach Bundesländern insgesamt niedrigste Betreuungsquote bei Kindern unter drei gibt es immer noch in der Steiermark mit 19,9 Prozent, 2012/13 war der Wert allerdings mit 11,2 Prozent noch deutlich geringer.

Weit über dem Österreich-Schnitt von 29,9 Prozent liegt wiederum Wien mit 42,0 Prozent (2012/13: 34,8), ebenfalls höhere Werte gibt es im Burgenland (38,9), in Vorarlberg (34,7) und Niederösterreich (30,1). Etwas unter dem Bundesschnitt liegen Tirol (29,5) und Kärnten (29,3), deutlich darunter neben der Steiermark auch Salzburg (26,0) und Oberösterreich (20,8).

Große Unterschiede im Angebot

Sehr große Unterschiede gibt es weiterhin auch beim Ausmaß der Betreuung, berichtete Regina Fuchs, Leiterin der Direktion Bevölkerung der Statistik Austria, im Ö1-Mittagsjournal. Während in Wien über 90 Prozent und im Burgenland über 70 Prozent der Plätze VIF-konform (Vereinbarkeitsindikator Familie & Beruf, Anm.) und damit mit einer Vollzeitstelle der Eltern vereinbar sind, liegt der Wert in allen anderen Bundesländern unter 50.

Schlusslicht sind Nieder- und Oberösterreich mit rund einem Viertel. Über ganz Österreich ist der Anteil an VIF-konformen Plätzen im Vergleich zu früheren Jahren sogar zurückgegangen: Nur 48,6 Prozent der Kindergartenplätze ermöglichen den Eltern eine Vollzeitstelle, vor zwei Jahren waren es noch 52.

Bei den generellen Betreuungsquoten gilt weiterhin: Je älter die Kinder, umso höher der Anteil. Unter den Zweijährigen besuchen 59,4 Prozent einen Kindergarten bzw. eine Krippe, bei den Einjährigen sind es 27,1 und bei Kindern vor dem ersten Geburtstag nur 2,0 Prozent. Am höchsten ist die Quote bei den Drei- bis Fünfjährigen mit insgesamt 94,7 Prozent.

NEOS: Zahlen ein „Armutszeugnis“

Für NEOS-Familiensprecher Michael Bernhard sind diese Zahlen ein „Armutszeugnis“. „Die Länder außer Wien lassen berufstätige Mütter und Väter und die Kinder im Stich und nehmen den Eltern die Freiheit, selbst entscheiden zu können, ob und wie viel sie arbeiten.“

Österreich brauche eine rasche Trendumkehr weg von „rückschrittlichen und frauenfeindlichen Herdprämien“, hin zu einer flächendeckenden, möglichst kostenlosen Kinderbetreuung mit Rechtsanspruch ab dem ersten Geburtstag.