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ORF.at/Patrick Bauer
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Wirtschaft

Schnellschätzung: Inflation bei 8,0 Prozent

Die Inflation ist im Juni laut Schnellschätzung der Statistik Austria auf 8,0 Prozent gesunken, nach 9,0 Prozent im Mai. Das ist der niedrigste Wert seit Mai 2022.

Der Rückgang geht in erster Linie darauf zurück, dass die Preise für Treibstoffe und Heizöl im Vergleich zum Juni des Vorjahres stark gesunken sind. Darüber hinaus haben sich die anhaltend hohen Preissteigerungen in der Gastro, bei der Haushaltsenergie und bei Nahrungsmitteln weiter leicht abgeschwächt, so die Statistik Austria.

Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) für Juni 2023 liegt bei plus 7,8 Prozent, das ist ein Plus von 0,3 Prozent zum Vormonat, geht aus den am Freitag präsentierten Daten der Statistik Austria hervor.

Grafik zur Infaltionsentwicklung Juni 2023
Grafik: APA/ORF; Quelle: Statistik Austria

WIFO: Hohe Energiepreise tragen weiter zu Teuerung bei

In Österreich liefern vor allem die Energiepreise weiterhin einen hohen Beitrag zur Teuerung, im Euro-Raum schlagen hier sinkende Preise bereits stärker durch, sagte WIFO-Ökonom Josef Baumgartner im Gespräch mit der APA. Auch die Dienstleistungspreise liegen hierzulande deutlich höher als im Euro-Raum. „Die Kerninflation steigt in Österreich noch, im Euro-Raum schon nicht mehr“, sagte Baumgartner.

Im Dienstleistungsbereich machen die Löhne einen großen Teil der Kosten aus, die Lohnentwicklung habe hier heuer im ersten Quartal deshalb zu höheren Preisen geführt. Zuletzt hatte es in Österreich Diskussionen darüber gegeben, ob die hohe Inflation eine Folge der Lohnabschlüsse von plus rund zehn Prozent ist. Basis für die Kollektivvertragsverhandlungen ist traditionell die Inflationsrate der zurückliegenden zwölf Monate.

2022 hätten die höheren Löhne hingegen nicht preistreibend gewirkt, Schuld an der hohen Inflation waren im vergangenen Jahr vor allem die Energiepreise. „Die Energiewirtschaft, die Mineralölwirtschaft, die Bauwirtschaft und auch die Landwirtschaft haben 2022 satte Gewinne eingefahren“, so der WIFO-Experte. Die Reallöhne seien im vergangenen Jahr um knapp vier Prozent gefallen.

WIFO: Bis Jahresende Inflation rund fünf Prozent

Bis Jahresende dürfte die Inflation hierzulande laut WIFO-Einschätzung deutlich zurückgehen und schließlich rund fünf Prozent erreichen. Baumgartner rechnet aber damit, dass Österreich heuer und im nächsten Jahr weiterhin bei den Euro-Raum-Ländern mit den höchsten Inflationsraten liegen wird.

Das habe auch mit dem Lohnsystem zu tun: „Gewerkschaften wollen den Kaufkraftverlust abgegolten haben, das hat im nächsten Jahr höhere Lohnkosten zur Folge und verlangsamt den Rückgang der Inflation“, so der WIFO-Ökonom. Das Ziel der Europäischen Zentralbank, die Teuerungsrate auf zwei Prozent zu begrenzen, wird Österreich laut WIFO-Einschätzung erst 2026/27 erreichen, später als andere Euro-Länder.

Trend für Brunner „erfreulich“

In Deutschland wurde am Donnerstag die Teuerung für Juni veröffentlicht – dort liegt sie bei 6,4 Prozent. Im Mai war die deutsche Inflationsrate noch auf 6,1 Prozent gesunken.

„Der Trend geht weiter, und die Teuerung sinkt erneut, das ist mehr als erfreulich“, sagte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) zur Inflationsrate im Juni. „Nach wie vor ist die Situation in vielen Ländern nicht einfach. In Deutschland ist die Inflation angestiegen statt gesunken“, so Brunner. „Um die EZB im Kampf gegen die Inflation zu unterstützen, müssen wir daher weiterhin Maßnahmen setzen, die inflationssenkend wirken.“

EZB erhöhte Zinsen achtmal in Folge

Die EZB hat die Zinsen bereits achtmal in Folge erhöht. Der an den Finanzmärkten richtungsweisende Einlagensatz liegt mittlerweile bei 3,5 Prozent – das höchste Niveau seit 22 Jahren, und der zentrale Leitzins, also der Satz, zu dem Geschäftsbanken sich Geld bei der EZB leihen können, bei 4,0 Prozent. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat für den Juli bereits den nächsten Schritt nach oben in Aussicht gestellt.

Die Energiepreise gingen im Juni binnen Jahresfrist kräftig um 5,6 Prozent zurück, nach einem Rückgang von 1,8 Prozent im Mai. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak zogen dagegen um 11,7 Prozent an, nach einem Plus von 12,5 Prozent im Mai. Industriegüter ohne Energie verteuerten sich um 5,5 Prozent nach zuvor 5,8 Prozent. Die Preise für Dienstleistungen erhöhten sich um 5,4 Prozent, nach 5,0 Prozent im Mai.

Forderungen nach Preissenkungen

Die Opposition sieht im Rückgang der Inflation indes keinen Grund zur Freude. Österreich habe nach wie vor eine der höchsten Inflationsraten in der Euro-Zone, kritisierten FPÖ und SPÖ in Aussendungen. Beide Parteien machten die ÖVP-Grünen-Regierung für die Teuerung verantwortlich und forderten Preissenkungen.

Auch die Arbeiterkammer (AK) nahm die anhaltend hohe Inflation zum Anlass, Preissenkungen zu fordern. „Wir müssen die Inflation mit Preiseingriffen schneller in den Griff bekommen. Dafür braucht es endlich eine Mietpreisbremse, auch eine Wärmekostenbremse, sowie ein Preisgesetz mit Biss“, so Tobias Schweitzer von der AK Wien.