Wirtschaft

E-Control fordert Tempo bei PV-Anschlüssen

Wer eine Photovoltaikanlage installieren will, braucht vor allem eines: Geduld. Das beginnt bei der Anlage selber, da selbst auf einzelne Komponenten wie Wechselrichter lange gewartet werden muss. Auch bei den Anschlüssen dauert es. Die E-Control fordert mehr Tempo.

Selbst fertig installierte Anlagen können oft nicht in Betrieb genommen werden, da es Probleme beim Netzanschluss gibt. Mit einem Aktionsplan will die Regulierungsbehörde E-Control nun gegensteuern, teilte sie am Donnerstagabend vor Journalisten und Journalistinnen mit.

Vor allem beim Netzanschluss gebe es viele Hürden, die zu beseitigen seien. Vom Ansuchen bis zur Umsetzung könnten mehrere Monate vergehen. Das beginne bei der teilweise langen Bearbeitungsdauer der Netzbetreiber bzw. der Reaktionszeit auf Anträge zum Netzzugang.

Viele Unbekannte und lange Wartezeiten

Aber auch die Begrenzung der Einspeiseleistung, um eine Netzüberlastung zu verhindern, sowie die fehlende Transparenz bei den Netzkapazitäten gelten als Hemmschuhe für den Ausbau der Anlagen, wie E-Control-Vorstand Alfons Haber und Esther Werderitsch von der Energietechnikabteilung der Regulierungsbehörde mitteilten.

Anschlüsse sollen schneller kommen

Daher habe die E-Control einen Aktionsplan erarbeitet, „der eine Reihe von Maßnahmen für eine raschere Umsetzung von Netzanschlüssen vorsieht“, sagte Haber. Das sei notwendig, um die Ziele bis 2030 einhalten zu können. Schließlich soll bis dahin die Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen um 27 Terawattstunden (TWh) erhöht werden, elf TWh davon mit Photovoltaikanlagen.

Ende 2022 gab es in Österreich 250.000 Zählpunkte für PV-Anlagen. Die E-Control geht davon aus, dass bis 2030 jährlich rund 100.000 Zählpunkte hinzukommen müssen. Künftig sollen alle Netzbetreiber ihren Kunden den Zugang zum Onlineportal gewähren. Damit könnten die Kundinnen und Kunden den Antrag für den Netzzutritt und Netzzugang selber stellen.

Betreiber sollen Ausbaupläne vorlegen

Der Netzbetreiber muss vor der Errichtung der Anlage eine Netzanschlussbeurteilung durchführen, um eine Überlastung des Netzes zu verhindern. Mit einer Standardisierung sollte dieser Prozess künftig einheitlich und innerhalb von maximal 14 Tagen durchgeführt werden. Derzeit gebe es hier Wartezeiten von bis zu 40 Tagen.

Bei fehlenden Netzkapazitäten soll den Kundinnen und Kunden zumindest ein gedrosselter Netzzugang oder ein alternativer Zählpunkt angeboten werden, bis das Netz entsprechend ausgebaut wurde. Verteilernetzbetreiber ab einer gewissen Größe werden verpflichtet, alle zwei Jahre einen Netzentwicklungsplan mit den geplanten Investitionen und Ausbauplänen vorzulegen.

Wo muss was ausgebaut werden?

Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) stellte am Freitag den „Integrierten Netzinfrastrukturplan“ vor. Dieser soll als Richtschnur für den Ausbau der Netzinfrastruktur bis 2030 dienen und damit den Weg hin zu einem klimaneutralen Energiesystem darlegen, so Gewessler bei einem Pressegespräch.

Der Netzinfrastrukturplan zeigt erstmals im Detail, wo die Strom- und Erdgasnetze ausgebaut werden müssen. Die fossilen Gasnetze sollen dabei künftig zu einem klimaneutralen Wasserstoffnetz umgebaut werden. Die Umsetzung liegt wie bisher bei den regionalen Netzbetreibern.

Fehlende und zu schwache Netzinfrastruktur

Die Energieexpertinnen und -experten sind sich einig: Ohne geeignete Netze wird die Energiewende nicht gelingen. Derzeit geht überschüssiger Strom aus Erneuerbaren in Produktionsspitzenzeiten teilweise verloren. Der Grund: Die Netzinfrastruktur fehlt oder ist zu schwach, um den Strom zu verteilen.

Die Stromübertragungsnetze müssten stark ausgebaut werden und der Osten mit dem Westen des Landes besser miteinander verbunden werden, sagte Thomas Kienberger von der Montanuniversität Leoben, der das dem Netzinfrastrukturplan zugrunde liegende Modell mitentwickelt hat.

Die gesetzliche Grundlage für den Netzinfrastrukturplan liegt im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz. Darin ist auch das Ziel Österreichs verankert, bis 2040 klimaneutral zu werden. Der Plan wurde in den vergangenen Monaten gemeinsam mit unterschiedlichen Expertinnen und Experten ausgearbeitet, darunter das Umweltbundesamt, die Österreichische Energieagentur und die Montanuniversität Leoben.

Lob von Grünen, Kritik von SPÖ

Grünen-Energiesprecher Lukas Hammer bezeichnete den Netzinfrastrukturplan als „Meilenstein in der österreichischen Energiepolitik“. So sei erstmals auf Basis detaillierter Studien der Ökostromausbau den Anforderungen an Netze und Speicher gegenübergestellt worden. Lob gab es auch vom Dachverband Erneuerbare Energie Österreich.

SPÖ-Energiesprecher Alois Schroll kritisierte in einer Aussendung den verspäteten Start beim Netzinfrastrukturplan. „Wie auch bei anderen wichtigen Energiethemen kündigt die Ministerin vieles an, bleibt aber die Umsetzung der Energiewende schuldig“, so Schroll.

IV fordert konkrete Umsetzungsschritte

Die Industriellenvereinigung (IV) und die Branchenvertretung der E-Wirtschaft begrüßten das Papier, forderten aber konkrete Umsetzungsschritte. Bei der Wirtschaftskammer strich man die Bedeutung einer integrierten Planung hervor, die auf bereits bestehenden Instrumenten aufbaut.

Auch die Umweltschutzorganisation WWF begrüßte die Vorlage des Plans, kritisierte aber, dass die Ausbaupotenziale der Wasserkraft sowohl im Entwurf als auch im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz deutlich überschätzt würden.