Wirtschaft

Mehr Firmeninsolvenzen: 9.095 Jobs bedroht

Im ersten Halbjahr hat die Zahl der Firmeninsolvenzen in Österreich wieder zugelegt. Mit 1.548 Insolvenzen gab es laut AKV ein Plus zur Vorjahresperiode um 12,09 Prozent, die Zahl der betroffenen Jobs stieg um 87,64 Prozent auf 9.095.

Während die Zahl der Insolvenzen in etwa auf dem Niveau der Zeit vor der Pandemie liegt (2019: 1.534), hat sich die Zahl der von Insolvenzen betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stark erhöht, teilte der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) am Mittwoch mit. Größe Insolvenz bisher war die des Möbelhändlers Kika/Leiner.

Es zeichne sich ab, dass 2023 ein Insolvenzjahr mit besonders vielen gefährdeten Arbeitsplätzen sein wird, schreibt der AKV. Im ersten Halbjahr 2022 waren 4.847 Jobs bedroht. Auch im Vor-Pandemie-Jahr 2019 waren es mit 6.814 deutlich weniger betroffene Stellen.

Kika/Leiner bisher heuer größte Insolvenz

Rund 3.300 gefährdete Jobs sind alleine auf die kika/Leiner-Insolvenz von Anfang Juni zurückzuführen. Damit schafft es der Möbelhändler unter die Top Ten der größten Insolvenzen seit den 1980er-Jahren. Auch nach Passiva war die Kika/Leiner-Pleite mit 132 Mio. Euro die bisher größte Insolvenz des Jahres.

Dahinter folgt die Gazprom Austria, bei der Forderungen in Höhe von rund 118 Mio. Euro angemeldet wurden. Allerdings sei ein Großteil der Forderungen noch strittig, so der AKV. Insgesamt sind die Passiva aller neu eröffneten Firmeninsolvenzen im ersten Halbjahr auf 1,2 Mrd. angewachsen, nach 1,067 Mrd. Euro in der Vorjahresperiode.

Bausektor führt vor Handel

Branchenmäßig entfielen die meisten eröffneten Firmeninsolvenzen auf den Bausektor (408) und den Handel (384). Die beiden Branchen seien am stärksten von „neuartigen Insolvenzursachen“ wie der hohen Inflation, den gestiegenen Kreditraten, gestiegenen Material- und Produktionskosten betroffen, heißt es von den Gläubigerschützern.

Im Jahresverlauf erwartet der AKV eine weitere Zunahme bei den Firmenpleiten: „Die eingetrübte Wirtschaftslage lässt auch im nächsten Halbjahr keine Entspannung bei den Firmeninsolvenzen erwarten, sodass der AKV mit circa 5.500 Firmeninsolvenzen im Gesamtjahr 2023 rechnet“.

Zugelegt haben auch die Privatkonkurse mit 4.547 und einem Plus von 5,18 Prozent zum ersten Halbjahr 2022. Trotz Erleichterungen bei den Entschuldungen liege der Wert damit deutlich unter dem Niveau von 2019 (5.066). Pro Woche wurde 175 Privatkonkurse angemeldet. Im Schnitt lag die Verschuldung bei 138.400 Euro, nach 111.700 Euro in der Vorjahresperiode.