Frau steckt einen Stecker in einer Steckdose
Getty Images/Maskot
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Wirtschaft

Inflation auf sechs Prozent gesunken

Die Inflation ist im September auf sechs Prozent gesunken. Das ist der tiefste Wert seit Februar 2022, als Russland in die Ukraine einmarschierte. Im Vergleich zum August, als die Teuerung 7,4 Prozent betrug, erhöhte sich das durchschnittliche Preisniveau um 0,4 Prozent, so die Statistik Austria.

Der Rückgang der Verbraucherpreise geht vor allem auf die Haushaltsenergie zurück, so die Statistik Austria. Diese war bisher einer der Haupttreiber der immensen Inflation. Ohne die Preisentwicklung bei der Haushaltsenergie hätte die Inflation exakt sieben Prozent betragen.

Grafik zur Inflation in Österreich
Grafik: APA/ORF; Quelle: Statistik Austria

Gastronomie und Hotellerie als Preistreiber

So lösten die Preissteigerungen in Hotels und Gasthäusern von 11,4 Prozent mit einem Einfluss auf die Inflation von 1,44 Prozentpunkten jene im Energiebereich als Hauptpreistreiber ab. Erstmals seit 2017 waren diese Wirtschaftsbereiche Haupteinflussfaktor für die Teuerung – obwohl es gegenüber August (plus zwölf Prozent, Einfluss plus 1,57 Prozentpunkte) sogar einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vormonat gab.

Ausschlaggebend dafür war ein etwas geringerer Preisauftrieb für Bewirtungsdienstleistungen (September: plus 11,2 Prozent, Einfluss: plus 1,25 Prozentpunkte; August: plus 11,7 Prozent, Einfluss: plus 1,33 Prozentpunkte). Beherbergungsdienstleistungen verteuerten sich um 12,8 Prozent (Einfluss: plus 0,19 Prozentpunkte; August: plus 14,4 Prozent, Einfluss: plus 0,24 Prozentpunkte).

September-Wert 2022 entsprach 70-Jahres-Hoch

„Nachdem die Energiepreise vor einem Jahr massiv gestiegen waren, sehen wir nun im Vergleich zum Vorjahr deutliche Preisrückgänge bei Strom und markant geringere Teuerungsraten bei Gas und Fernwärme“, so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Kein Wunder: Im vorigen September hatten extreme Preissprünge im Energiebereich damals für den höchsten Inflationswert in Österreich seit 70 Jahren gesorgt. Mit 10,5 Prozent war es in den zweistelligen Bereich gegangen.

Grafik zur Inflation in Österreich
Grafik: APA/ORF; Quelle: Statistik Austria

Kosten für täglichen Einkauf stiegen stärker

Großes Thema für die Verbraucher sind auch die Kosten für den Lebensmitteleinkauf, sei es täglich oder wöchentlich. Die Kosten für den täglichen Einkauf stiegen stärker als die Inflation im Durchschnitt, der wöchentlicher Einkauf hingegen etwas geringer. Das Preisniveau des Mikrowarenkorbs, der überwiegend Nahrungsmittel, aber auch Tageszeitungen und den Kaffee im Kaffeehaus enthält und den täglichen Einkauf widerspiegelt, stieg im Jahresabstand um 9,7 Prozent (August: plus 9,3 Prozent).

Das Preisniveau des Miniwarenkorbs, der einen wöchentlichen Einkauf abbildet und neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen auch Treibstoffe enthält, stieg im Jahresvergleich um 4,9 Prozent (August: plus 4,2 Prozent).

Nahrungsmittel deutlich teurer

Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke verteuerten sich durchschnittlich um 8,4 Prozent, steigerten die Inflationsrate um knapp einen Prozentpunkt (0,95). Hauptverantwortlich dafür waren Nahrungsmittel mit einem Plus von acht Prozent. Fleisch wurde um 6,4 Prozent teurer. Zucker, Marmelade, Schokolade, Honig und Süßwaren verteuerten sich um elf Prozent gegenüber dem September des Vorjahres.

Die Preise für Brot und Gebäck stiegen um 11,6 Prozent. Gemüse wurde um 10,7 Prozent teurer, Milch, Käse und Eier um 5,6 Prozent, Obst um 3,2 Prozent. Fette und Öle wurden um 2,8 Prozent billiger, Butter um 16,9 Prozent. Für Limos und Wasser zahlte man hingegen auch mehr – um 11,3 Prozent, Kracherln trugen mit einem Plus von 16,1 Prozent besonders bei.

Großer Sprung bei Bekleidung

Als Hauptpreistreiber im Vergleich zum Vormonat August 2023 erwiesen sich Bekleidungsartikel (plus 16,4 Prozent; Einfluss: plus 0,45 Prozentpunkte). Als Hauptpreisdämpfer im Vergleich zum Vormonat zeigten sich saisonbedingt billigere Pauschalreisen (durchschnittlich minus 12,1 Prozent; Einfluss: minus 0,28 Prozentpunkte). Laut Handelsverbandschef Rainer Will sank das Preisniveau für Nahrung und alkoholfreie Getränke gegenüber dem Vormonat um 0,6 Prozent. Den Preisanstieg im Modesegment führte er auf den „Kollektionswechsel zur neuen Herbstware sowie auf das Ende des Sommerschlussverkaufs“ zurück.

Experte: Noch nicht aus dem Gröbsten heraus

Der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank (OeNB), Robert Holzmann, sieht eine Rezession der österreichischen Wirtschaft als sekundär an. Wichtiger sei für ihn die Inflationsbekämpfung. Bei Letzterer sei Österreich „noch nicht aus dem Gröbsten heraus“, so Holzmann. Die aktuelle Eskalation in Israel werde keine großen Auswirkungen haben, solange sich der Konflikt nicht ausweitet. Das sagte er im Rahmen einer Diskussion der Österreichisch-Akademischen Gesellschaft am Dienstag.

Zwei Prozent bleiben „Hauptziel“

Anders als die USA habe Europa kein Entwicklungsziel, sondern lediglich ein Preisziel, das verfolgt werde. Man werde auf die Rezession keine Rücksicht nehmen, solange das „Hauptziel“ nicht erreicht ist. Von der angestrebten Zweiprozentmarke werde man jedoch aus mehreren Gründen nicht abrücken, so Holzmann.

Einerseits würde man an Glaubwürdigkeit verlieren, wenn man Ziele auf dem Weg verändert. Andererseits sei der Unterschied zwischen zwei und vier Prozent Inflation weitaus größer, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Weiters sei es kein Zufall, dass alle große Volkswirtschaften zwei Prozent Inflation anstreben – laut dem aktuellen Wissensstand sei das die nahezu perfekte Inflationsrate.

Sowohl Holzmann als auch Paul De Grauwe von der London School of Economics (LSE), der ebenfalls an der Podiumsdiskussion teilnahm, übten Kritik an der „bedingungslosen“ Geldverteilung sowie der Übertragung von Gewinnen und Verlusten der Zentralbanken an die Geschäftsbanken. Rund ein Prozent des BIP könne so jährlich nicht für andere Zwecke genutzt werden.

Inflation in EU bei 4,9 Prozent

Die Inflationsrate in der Europäischen Union ging im September im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 4,9 Prozent zurück, wie die Statistikbehörde Eurostat mitteilte. Im August hatten die Verbraucherpreise sich auf Jahressicht noch um 5,9 Prozent verteuert. In Österreich lag die nach der harmonisierten europäischen Methode berechnete Jahresrate (HVPI) im September bei 5,7 Prozent (August: 7,5 Prozent).

Auch in der Euro-Zone (alle EU-Staaten mit dem Euro als Währung) verringerte sich der Inflationsdruck – von 5,2 Prozent im August auf 4,3 Prozent im September. Wichtigster Faktor war hier ein Anstieg der Preise von Dienstleistungen, gefolgt von Lebensmitteln, Alkohol und Tabak sowie von industriellen Gütern (ohne Energie). Die Energiepreise gingen im Jahresvergleich dagegen etwas zurück.

Den größten Preisanstieg gab es im Jahresvergleich in Ungarn mit einer Inflation von 12,2 Prozent. Auch in Rumänien (9,2 Prozent) und in der Slowakei (9,0 Prozent) war die Teuerung sehr stark. In den Niederlanden verbilligten sich die Verbraucherpreise im Schnitt leicht (minus 0,3 Prozent). Gering war die Inflation auch in Dänemark (0,6 Prozent) und Belgien (0,7 Prozent).