Wirtschaft

Deutlich mehr Firmenpleiten

Die Anzahl der Firmenpleiten in Österreich ist in den ersten drei Quartalen gegenüber 2022 dem Vorjahr kräftig gestiegen – bis Ende September gab es 4.059 Insolvenzen, das ist ein Anstieg um fast 13 Prozent und der höchste Wert der letzten fünf Jahre, wie aus der aktuellen Statistik des Alpenländischen Kreditorenverbandes (AKV) hervorgeht.

Für das Gesamtjahr 2023 rechnet der AKV mit 5.500 Firmeninsolvenzen. Als Gründe für die hohe Zahl an Pleiten nennt der AKV die Zinserhöhungen der EZB und gestiegene Kreditraten, verschärfte Kreditvergaberichtlinien und höhere Material- und Energiekosten.

Am häufigsten war heuer die Baubranche mit 607 Insolvenzfällen betroffen, gefolgt von der Handelsbranche (604). Hauptinsolvenzursache bei den Bauunternehmen sei weiterhin die rückläufige Auftragslage in der Baubranche, vorwiegend als Folge der KIM-Verordnung („Kreditimmobilienmaßnahmen-Verordnung“) mit verschärften Vergabekriterien für private Wohnimmobilienkredite.

Anzahl gefährdeter Arbeitsplätze verdoppelt

Im Handel hat es heute so bekannte Unternehmen wie kika/Leiner, geomix, Forstinger oder Tally Weijl erwischt. Diese Insolvenzverfahren konnten im 3. Quartal 2023 durch die Annahme von Sanierungsplänen abgeschlossen werden. Im Sanierungsverfahren der „Zentrasport“ wird erst Ende des Jahres abgestimmt. Lediglich im Fall der „Schneiders Bekleidung“ musste der Sanierungsplan zurückgezogen werden.

Durch die Pleiten im Handel hat sich die Anzahl der gefährdeten Arbeitsplätze fast verdoppelt, nachdem 14.242 Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer unmittelbar von eröffneten Insolvenzen betroffen waren. Davon entfallen 3.297 auf die Pleite der Leiner & kika Möbelhandels GmbH, die mit Passiva von knapp 132 Mio. Euro die größte Firmeninsolvenz war, gefolgt von der Gazprom Austria GmbH, deren Gläubiger Forderungen in Höhe von rund 118 Mio. angemeldet haben, wobei ein Großteil der Forderungen vorläufig noch bestritten ist.

Den vierten Platz belegt die Pro Revisio Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung GmbH, in deren Verfahren Verbindlichkeiten in Höhe von 107 Mio. Euro angemeldet wurden. Es handelt sich um die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft der insolventen Commerzialbank Mattersburg im Burgenland AG. Die in diesem Verfahren angemeldeten Schadenersatzforderungen der Masseverwaltung und einzelner Einleger sind vorerst noch bestritten.

Privatinsolvenzen noch hinter Pandemiewerten

Im Sanierungsverfahren der KSR Group wird eine Sanierung angestrebt, es wird bei der Sanierungsplantagsatzung im Dezember mit Verbindlichkeiten in Höhe von 77,3 Mio. Euro gerechnet. Bei der bisher sechstgrößten Insolvenz des laufenden Jahres handelt es sich um die Zentrasport Österreich e.Gen., in deren Sanierungsverfahren bisher 66 Mio. Euro angemeldet wurden. Die Privatinsolvenzen haben in den ersten drei Quartalen zwar um knapp acht Prozent auf 7.313 zugenommen, sie liegen aber immer noch hinter den Zahlen vor der CoV-Pandemie.

Die Gesamtverbindlichkeiten sind zwar auf 847 Mio. Euro drastisch gestiegen, dieser Anstieg ist laut AKV jedoch darauf zurückzuführen, dass die größte Insolvenz nach Passiva im heurigen Jahr eine Privatinsolvenz mit fast 146 Mio. Euro war. Dabei handle es sich um eine Person, die unterschiedliche Funktionen in der „Schilling“-Gruppe ausgeübt habe. Ohne diesen Ausreißer würden die Gesamtpassiva rund 701 Mio. Euro und die Durchschnittsverschuldung rund 105.500 Euro betragen.