Saioa Alvarez Ruiz, ausgezeichnet als beste Schauspielerin bei der Verleihung des Nestroypreises
APA/Georg Hochmuth
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Kultur

Nestroy-Preise für Ruiz und Maertens

Im Wiener Volkstheater sind am Sonntag zum 24. Mal die Nestroy-Preise vergeben worden. Die Schauspielpreise gingen an Michael Maertens und Saioa Alvarez Ruiz, zuvor wurde bereits das Schauspielhaus Graz für die beste Bundesländeraufführung prämiert. Der Publikumspreis ging an Nick Romeo Reimann, der in seiner Dankesrede ein politisches Statement mitlieferte.

Mit den Preisen werden herausragende Bühnenproduktionen sowie Künstlerinnen und Künstler der vergangenen Theatersaison geehrt. Die Gala fand im Bühnenbild der Volkstheater-Produktion „Apokalypse Miau“ statt, in der es um die Verleihung des Theaterpreises „Destroy“ geht.

Den Lebenswerkpreis nahm Emmy Werner entgegen, die zuvor von Laudator Karl Markovics gewürdigt worden war: „Ich kenne niemanden, auf den diese Auszeichnung so zutrifft wie auf sie: Emmy Werner ist ein Lebenswerk! Leben und Werk gehören bei ihr untrennbar zusammen. Ich kenne keinen gegenwärtigeren Menschen als Emmy Werner.“ Werner, die jahrelang das Volkstheater leitete, fand es etwas komisch, in dieser Rolle wieder auf dieser Bühne zu stehen: „Gerade da muss das sein, auf dieser Bühne“, so Werner.

Emmy Werner erhält den Nestroy für ihr Lebenswerk
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Emmy Werner erhielt einen Nestroy für ihr Lebenswerk

Schweigen erhält Preis für beste Regie

Seine Rolle als Friedrich Hofreiter in Arthur Schnitzlers „Das weite Land“ in der Regie von Barbara Frey bescherte Michael Maertens seinen bereits dritten Nestroy als bester Hauptdarsteller. Als beste Schauspielerin wurde im Anschluss die Berliner Performerin Saioa Alvarez Ruiz für ihre Rolle in Holzingers „Ophelia’s Got Talent“ ausgezeichnet.

Mit „Faarm Animaal“ nach George Orwell sorgte Schauspielhaus-Wien-Direktor Tomas Schweigen zu Beginn seiner letzten Saison für einen großen Erfolg, wofür er nun einen Nestroy-Preis für die beste Regie erhielt. Regisseur Jossi Wieler erhielt mit der Uraufführung von Elfriede Jelineks mäanderndem, sehr persönlichem Monolog „Angabe der Person“ am Deutschen Theater in Berlin den Preis für die beste deutschsprachige Inszenierung.

Reimann: „Vielfalt und Empathie sprechen lassen“

Der erste Jurypreis ging an die beste Bundesländeraufführung: Große Freude herrschte bei Claudia Bossard, die für ihre Neudeutung „Bunbury. Ernst sein is everything!“ von Oscar Wilde am Schauspielhaus Graz ausgezeichnet wurde, womit das Haus nach 2021 und 2022 das dritte Mal in Folge mit dem Preis bedacht wurde. Die Regisseurin dankte ihrem gesamten Team und der ehemaligen Grazer Intendantin Iris Laufenberg.

Nick Romeo Reimann erhält den Publikumspreis
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Nick Romeo Reimann gelang der Sieg beim Publikumspreis

Der durch Onlinewahl von ORF III bestimmte Publikumspreis ging an Nick Romeo Reimann, der zuletzt am Volkstheater in Ingeborg Bachmanns „Malina“ in der Bühnenfassung von Claudia Bauer zu sehen war. „In einer Zeit, in der Rechte und Rechtsextreme teils zweitstärkste Kraft sind und ein rechter Kanzlerkandidat allen ‚echten Frauen‘ dankt, dass sie ihren Männern den Rücken frei halten und in Wien ein jüdischer Friedhof brennt – in dieser Zeit haben wir alle eine Bühne im Herzen der Stadt, wo wir Komplexität, Vielfalt und Empathie sprechen lassen können“, sagte Reimann.

Auch bester Nachwuchs wurde prämiert

Eine Neuerung gab es in der Kategorie „Bester Nachwuchs“, der bisher getrennt in den Kategorien männlich/weiblich vergeben wurde: In der neuen Kategorie „Bester Nachwuchs Autor*in, Bühne, Kostüm, Musik“ wurde die 1998 in Zürich geborene Selma Kay Matter für das Klimastück „Grelle Tage“ gewürdigt, das am Schauspielhaus Wien in der Regie von Charlotte Lorenz zur Uraufführung kam.

In der ebenfalls neuen Kategorie „Bester Nachwuchs Schauspiel“ wurde der 1997 in Brixen geborene Schauspieler Tommy Fischnaller-Wachtler von der Jury für seine bemerkenswerte Leistung als kokette, ihrem männlichen Umfeld weit überlegene Effi Briest in „Effi Briest“ von Moritz Franz Beichl frei nach dem Roman von Theodor Fontane (Bronski & Grünberg Theater) gewürdigt.

Weiterer Preis für „Ophelia’s Got Talent“

Wie bereits im Vorhinein bekannt, wurde Thomas Perle für das im Burgtheater-Vestibül uraufgeführte Stück „karpatenflecken“ mit dem Autor:innenpreis ausgezeichnet. Die vielfach nominierte Produktion „Ophelia’s Got Talent“ von Florentina Holzinger, die als Koproduktion mit dem Tanzquartier Wien im Volkstheater Wien zu sehen war, erhielt mit der Prämierung des Bühnenbildners Nikola Knezevic eine erste Auszeichnung.

In der Kategorie der besten Off-Produktion setzten sich Die Rabtaldirndln und Nadja Brachvogel mit ihrer im Wiener Kosmos Theater gezeigten Koproduktion „Ahnfrauen“ durch. Der Spezialpreis ging mit „Heimweh“ an eine performative Installation im WUK.

Über den Preis für die beste Nebenrolle freute sich schließlich Dorothee Hartinger, die für ihre Rolle der Haushälterin Rosa in Anita Vulesicas Inszenierung von „Der Raub der Sabinerinnen“ von Franz und Paul von Schönthan im Akademietheater prämiert wurde. Die von ORF III zeitversetzt übertragene Gala wurde von Nadja Bernhard und Peter Fässlacher moderiert.