Ein Kellner schenkt in einem Restaurant Wein in ein Glas
Getty Images/Oscar Wong
Getty Images/Oscar Wong
Wirtschaft

Gastro und Hotellerie Hauptpreistreiber

Die Inflation ist laut Statistik Austria im Oktober auf 5,4 Prozent gesunken, nach sechs Prozent im September. Hauptpreistreiber waren die Gastronomie und Hotellerie, gemeinsam mit dem Bereich Wohnen sorgten sie für fast die Hälfte der Teuerung. Die heimische Teuerung liegt immer noch wesentlich über jener in der Euro-Zone (2,9 Prozent).

Bei der Inflationsrate handle es sich um den niedrigsten Stand seit Jänner 2022, teilte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Freitag in einer Aussendung mit. Der Rückgang der Verbraucherpreise im Oktober geht den Statistikern zufolge vor allem auf die Treibstoffpreise zurück, die deutlich günstiger als im Vorjahr sind. „Außerdem haben sich die Preisanstiege insbesondere bei Nahrungsmitteln und bei Möbeln abgeschwächt“, sagte Thomas laut Aussendung.

Dass die Teuerung diesen Oktober niedriger war als im selben Monat vor einem Jahr, liegt auch daran, dass die Inflationsrate im Oktober 2022 mit elf Prozent auf den damals höchsten Wert seit 70 Jahren geklettert war. Im Vergleich zum Vormonat September 2023 erhöhte sich das durchschnittliche Preisniveau leicht um 0,3 Prozent.

Grafik zur Inflationsentwicklung im Oktober 2023
Grafik: APA/ORF; Quelle: Statistik Austria

Inflationstreiber Hotel und Gasthaus

Bedeutendste Treiber der Inflation im Oktober waren die Preissteigerungen in Hotels und Gasthäusern von durchschnittlich 11 Prozent. Die Preise im Bereich Wohnen verteuerten sich durchschnittlich um 5,1 Prozent und damit etwas stärker als im Vormonat.

Hauptverantwortlich dafür waren die Preise für Haushaltsenergie, die merklich weniger stark zurückgingen (minus 3,5 Prozent) als im September. Weiterhin wirkten laut Statistik Austria aber die Strompreisbremse, der Netzkostenzuschuss für GIS-befreite Haushalte sowie der Stromkostenergänzungszuschuss insgesamt preisverringernd.

Die Preise für Mieten inklusive Neuvermietungen hingegen erhöhten sich im Jahresabstand um 9,4 Prozent und damit stärker als noch im September (8,9 Prozent). Auch die Instandhaltung von Wohnungen verteuerte sich um 8,2 Prozent, wobei insbesondere die Materialkosten anstiegen.

Weniger Teuerung bei Lebensmitteln

Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke verteuerten sich im Jahresabstand durchschnittlich um 7,2 Prozent und damit deutlich weniger kräftig als im September (8,4 Prozent). Der Preisdruck nahm vor allem bei Brot und Getreideerzeugnissen ab. Auch Milch, Käse und Eier verzeichneten insgesamt weniger starke Teuerungen. Fleisch kostete um 5,9 Prozent mehr, die Preise für Gemüse stiegen um 8,9 Prozent, jene für Obst um 3,7 Prozent. Öle und Fette hingegen verbilligten sich um 5,8 Prozent.

Das Preisniveau des Mikrowarenkorbs, der den täglichen Einkauf abbildet und überwiegend Nahrungsmittel, aber auch Tageszeitungen oder den Kaffee im Kaffeehaus enthält, stieg im Jahresabstand um 8,3 Prozent. Grund dafür waren etwa die stark gestiegenen Orangensaftpreise, die sich um 27,9 Prozent verteuerten, die Kartoffelpreise mit einem Plus von 23,7 Prozent und die Zeitungspreise, die sich um 20,5 Prozent erhöhten.

Preisdämpfend wirkten hingegen die Butterpreise, die um 20,5 Prozent sanken, die Preise für Topfengolatschen mit einem Minus von 4,3 Prozent und jene für Haltbarmilch, die gegenüber Oktober 2022 um 1,3 Prozent zurückgingen.

Inflation sinkt auch in Euro-Raum und EU

Auch in der Euro-Zone und in der EU sinkt die Inflation weiter. Die jährliche Inflationsrate im Euro-Raum lag laut am Freitag veröffentlichten Eurostat-Daten im Oktober 2023 bei 2,9 Prozent, gegenüber 10,6 Prozent ein Jahr zuvor. Der Wert für die gesamte EU sank im Oktober 2023 auf 3,6 Prozent, gegenüber 11,5 Prozent ein Jahr zuvor. In Österreich lag die nach harmonisierter europäischer Methode berechnete Jahresrate (HVPI) im Oktober bei 4,9 Prozent.

Im Vergleich mit anderen Euro-Zonen-Ländern liegt die heimische Inflationsrate im oberen Mittelfeld. Das liege unter anderem an der Entwicklung der Haushaltsenergiepreise, sagte WIFO-Ökonom Josef Baumgartner im Ö1-„Mittagsjournal“. „Diese sind in Österreich im Laufe des Jahres kaum zurückgegangen. Erst im Sommer hat es langsam begonnen, das heißt, die Haushaltsenergie hat hier einen deutlich höheren Beitrag zur Inflation als in anderen Ländern.“

Auch die Preise in der Gastronomie und Hotellerie sowie die Mieten seien deutlich stärker gestiegen als in anderen europäischen Staaten. Für November erwartet der Ökonom einen weiteren Rückgang der Inflation, im kommenden Jahr dürfte sie sich dann deutlich abschwächen.

Hohe Preisschwankungen unter Euro-Staaten

Der Preisauftrieb schwankt stark unter den Euro-Staaten: Für Ungarn (9,6 Prozent), Tschechien (9,5 Prozent) und Rumänien (8,3 Prozent) wurden die höchsten Raten gemessen, während in Belgien (minus 1,7 Prozent), den Niederlanden (minus 1,0 Prozent) und Dänemark (minus 0,4 Prozent) eine Deflation zu verzeichnen waren: Waren und Dienstleistungen werden günstiger. Deutschland liegt mit 3,0 Prozent knapp über dem Durchschnitt.

Energiepreise sinken im Euro-Raum weiter

Weiter im Sinken befanden sich im Euro-Raum im Oktober die Energiepreise: Sie gingen im Jahresvergleich um 11,2 Prozent zurück, nach minus 4,6 Prozent im September. Die Teuerungsrate für Lebensmittel, Alkohol und Tabak sank weiter auf 7,4 Prozent, nach 8,8 Prozent im September.

Auch die Preise für Dienstleistungen sanken um 0,1 Prozentpunkte auf 4,6 Prozent. Die Kernrate, in der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak nicht eingerechnet werden, sank im Monatsvergleich von 4,5 auf 4,2 Prozent.

Damit kommt die Inflation dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2,0 Prozent immer näher. Inzwischen hat die EZB im Kampf gegen die Teuerung die Zinsen bereits zehnmal in Folge angehoben. Der Leitzinssatz liegt nun bei 4,5 Prozent. Im Oktober wurde eine Zinspause eingelegt.

Brunner optimistisch

Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) stimmt der Rückgang der Inflation optimistisch. Der positive Trend setze sich damit fort. „Laut Eurostat hatte Österreich im Vorjahr die dritthöchsten real verfügbaren Nettoeinkommen in der EU“, wurde der Minister in einer Aussendung zitiert.

Die Kombination aus kaufkraftstützenden Hilfen und gezielten Preis- und Kostensenkungsmaßnahmen beim Strom sowie struktureller Entlastungen wie der Abschaffung der kalten Progression und der Valorisierung der Sozial- und Familienleistungen sorgten trotz aller Herausforderungen dafür, dass das Leben für die Menschen leistbar bleibe, so Brunner.

FPÖ fordert Neuwahlen

Wenig Grund zur Freude sah hingegen FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz. „5,4 Prozent zu feiern, ist wie am Friedhof zu tanzen – das Leben ist in Österreich im Vergleich zum Euro-Raum viel zu teuer“, so der Freiheitliche in einer Aussendung. Die FPÖ erneuerte ihre Forderung nach Neuwahlen.

Scharfe Kritik übte auch SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter. „Die schwarz-grüne Regierung rühmt sich, dass sie im europäischen Vergleich am meisten Steuergeld gegen die Teuerung ausgegeben hat – tatsächlich ist das Ergebnis die höchste Inflation in Westeuropa“, teilte Matznetter via Aussendung mit. „Wenn der Markt nicht funktioniert, muss die Politik eingreifen. Doch genau dagegen weigert sich die Regierung.“

Auch für den Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) ist die rückläufige Inflation keine Jubelmeldung. „Die Inflation sinkt, aber die Preise steigen weiter. Sie steigen nur nicht ganz so rasant“, erinnerte ÖGB-Expertin Helene Schuberth. Der ÖGB fordert weitere preissenkende Maßnahmen von der Regierung.

Die Wirten und Hotelbetreiber sehen sich nicht als Preistreiber. Es sei „absurd zu glauben, dass die gastgewerblichen Betriebe willkürlich ihre Gewinnmargen erhöhen“, hieß es in einer Reaktion.