Inland

Umfrage ortet große Zukunftsängste

Teuerung und zahlreiche Krisen führen zu starken Zukunftsängsten in der Bevölkerung. 46,5 Prozent haben Angst vor der Zukunft, zeigt eine SORA-Umfrage im Auftrag der Volkshilfe. Die Situation sei „dramatisch“, warnte Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger.

Vor allem unter Frauen ist der Umfrage zufolge die Sorge um die Leistbarkeit des Wohnens mit mehr als 44 Prozent besonders hoch. Brisant seien die Ergebnisse mit Blick auf die Einkommenssituation, sagte Volkshilfe-Präsident Ewald Sacher.

In der Einkommensgruppe bis 1.500 Euro haben bereits mehr als zwei Drittel der Befragten Sorgen, sich das Wohnen nicht mehr leisten zu können. „Menschen mit geringem Einkommen und geringem Ausbildungsgrad sind jene Menschen, um die wir uns besonders sorgen müssen“, sagte Sacher.

Hier seien Arbeitgeber und Regierung gefordert. Schließlich sei Armut auch eine Gefahr für die Demokratie, so Sacher: „Die Menschen wenden sich jenen zu, die einfache Lösungen präsentieren.“ Das sei politisch „sehr gefährlich“.

„Von Aufstiegs- zu Abstiegsgesellschaft“

„Das Barometer hat es in sich, es weist unglaubliche Brisanz aus“, findet auch Fenninger. Man sehe aktuell eine „Ablösung von einer Aufstiegs- zu einer Abstiegsgesellschaft“, sagte der Volkshilfe-Direktor: „Nicht die Freude über das Morgen, sondern die Angst davor überwiegt.“ Das sei darauf zurückzuführen, „dass in der Gegenwart die falschen politischen Entscheidungen getroffen werden“.

Die Volkshilfe fordert „eine wirksame Preisregulierung“ für den öffentlichen und privaten Mietsektor sowie die Erhöhung der öffentlichen Wohnbauförderung von 0,4 auf ein Prozent des BIP. Der von der Regierung angekündigte Mietpreisdeckel sei zu wenig.

Reform der Sozialhilfe gefordert

Zudem sei die Regierung gefordert, mehr im Kampf gegen die Teuerung zu tun, so die Volkshilfe. Laut Umfrage sehen nur zwölf Prozent der Befragten, dass die Regierung genug gegen die Inflation tue. Was es brauche, seien langfristige Unterstützungen statt Einmalzahlungen.

Daher fordert die Volkshilfe einmal mehr eine grundlegende Reform der Sozialhilfe. „Es braucht die Anhebung auf ein armutsfestes Niveau“, so Fenninger. Weitere Forderungen sind eine Kindergrundsicherung und die Anhebung der Nettoersatzrate beim Arbeitslosengeld auf 70 Prozent.

Für das Sozialbarometer führt SORA mehrmals jährlich für die Volkshilfe eine repräsentative Befragung zu sozialpolitischen Themen durch. Die aktuelle Umfrage zum Thema Armut beruht auf 1.006 Face-to-Face-Interviews österreichweit mit Personen ab 15 Jahren. Durchgeführt wurde sie von 3. bis 29. August. Die Schwankungsbreite liegt bei plus/minus 3,1 Prozent.