Lehrerin schreibt auf Tafel
ORF/Ákos Heves
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Bildung

Nur sehr wenige „echte“ Ganztagsschulen

In Österreich gibt es einen Mangel an „echten“ Ganztagsschulen – also jenen mit einer verschränkten Form. Lediglich 224 Standorte bieten dieses Modell an. Nicht nur die Länder wollen ein größeres Angebot, auch das Bildungsministerium unterstütze einen Ausbau.

Insgesamt besucht in Österreich ein Drittel der Sechs- bis 14-Jährigen eine ganztägige Schulform, die überwiegende Mehrheit eine „offene Ganztagsschule“. Dort findet am Vormittag Unterricht statt, in der Nachmittagsbetreuung Lern- und Freizeit. Rund 2.400 Standorte bieten diese Form laut Ö1-Morgenjournal in Österreich an.

Nur 224 Standorte

International wird unter Ganztagsschule allerdings die verschränkte Form verstanden, in der sich Unterricht, Lern- und Freizeit über den Tag abwechseln. Als Grund, dass es für dieses Modell lediglich 224 Angebote gibt, nannte Salzburgs Bildungslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP), dass vielen Eltern die verschränkte Form zu unflexibel sei, weil man sein Kind nicht am Nachmittag etwa für den Musikunterricht aus der Schule herausnehmen könne (weil ja Unterricht stattfindet, Anm.).

Unangefochtener Spitzenreiter bei den „echten“ Ganztagsschulen ist Wien mit 103 Standorten. In der Bundeshauptstadt ist – anders als in den übrigen Bundesländern – vor einer Umstellung auf die verschränkte Ganztagsschule nicht die Zustimmung von zwei Dritteln der Eltern und Lehrer notwendig. Im Ö1-Rundruf plädierten alle Bundesländer für einen Ausbau der Ganztagsschulen, sowohl der offenen als auch der verschränkten Form.

Sehr viele Player

Allerdings sei das aktuelle System mit seinen vielen Playern – Schule, Gemeinde, Bildungsdirektion, Land und über die Finanzierung noch der Bund – sehr komplex, sagte Vorarlbergs Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP). „Für eine Weiterentwicklung bräuchte es eine Vereinfachung des Systems“, forderte sie einen Vorschlag des Ministeriums ein.

Dort hieß es, man arbeite bereits gemeinsam mit den Ländern an einer Lösung zur langfristigen Finanzierung und besseren Organisation der Ganztagsschulen. Wichtig für den Ausbau seien hier die Freizeitpädagogen und Freizeitpädagoginnen, die mehr Aufgaben übernehmen sollen. Denn für mehr Ganztagsschulen braucht es eben auch mehr Personal. Die Freizeitpädagogen und Freizeitpädagoginnen selbst sind allerdings gegen eine Änderung ihres Berufsbildes. Gespräche mit Gewerkschaft, Ländern und Gemeinden dazu laufen.