Wirtschaft

Niedrigere Umsätze im Weihnachtsgeschäft

Zehn Tage vor Weihnachten hat der Handel am Donnerstag eine Zwischenbilanz über das bisherige Geschäft im Advent gezogen – und die fiel eher nüchtern aus. Teuerung und Warnstreiks lasten auf den Umsätzen.

Der weihnachtsbedingte Mehrumsatz von 1,25 Mrd. Euro netto im Dezember werde um fast 200 Mio. Euro unter dem Vorjahr liegen, auch im Gesamtjahr dürften die Umsätze im Handel mit 75,3 Mrd. Euro netto real um 3,6 Prozent im Minus sein, zeigt eine Prognose des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO).

Das diesjährige Weihnachtsgeschäft bewege sich „preisbereinigt unter dem langjährigen Durchschnitt“, hieß es in einer Aussendung des WIFO nach einem gemeinsamen Pressegespräch mit dem Handelsverband. Laut Prognose des Instituts dürften die Nettoumsätze im Bereich Nicht-Lebensmittel nominell um drei Prozent zurückgehen.

Teuerung bestimmender Faktor

Preisbereinigt ergebe sich ein Minus von real sechs Prozent. Im Lebensmittelhandel dürften die Umsätze dagegen im Dezember um fünf Prozent steigen, bei einem „erwarteten Preisanstieg in ähnlicher Größenordnung stagniert die abgesetzte Menge im Vergleich zum Vorjahr“.

Weihnachtsbaum, 24. Dezember, Geschenke
Michael Schreiber
Der Nachholeffekt nach der Corona-Pandemie wurde inzwischen schwächer

Nachdem im Vorjahr „Nachholeffekte“ nach der Coronavirus-Pandemie das Weihnachtsgeschäft gestützt hätten, stünden die Zeichen „angesichts der hohen Teuerung auf einen gedämpften Jahresausklang hin“. Den vereinzelten Streiks misst das Institut keinen großen Effekt bei.

Weihnachtsbudgets gekürzt

Der Handel ist unzufrieden: „So etwas hat es kaum gegeben in der Dimension“, sagte der Geschäftsführer des Handelsverbands, Rainer Will, bei dem Pressegespräch. Die Konsumentinnen und Konsumenten würden aufgrund der hohen Teuerung kräftig den Sparstift ansetzen. Seien die durchschnittlich geplanten Weihnachtsausgaben pro Person im Vorjahr noch bei 395 Euro gelegen, so seien es heuer 360 Euro. 2021 waren es überhaupt noch 463 Euro gewesen.

Eine Grafik zeigt die österreichischen Pro-Kopf-Ausgaben im Weihnachtsgeschäft im Jahresvergleich
Grafik: APA/ORF; Quelle: WIFO/Handelsverband

Zwar habe sich der Rückgang der Inflationsrate zuletzt „positiv auf die Konsumlaune ausgewirkt und auch die Sparneigung hat im Vergleich zu den Vorquartalen etwas abgenommen“, hieß es in einer Aussendung des Handelsverbands. Aber: Sparen sei trotzdem weiter ein großes Thema. Die Konjunkturerwartung der Konsumenten habe sich „im Einklang mit der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung“ im Vergleich zum Sommer deutlich eingetrübt.

Streiks bisher kein großer Faktor

Die Warnstreiks im Handel aufgrund der stockenden Verhandlungen über den Kollektivvertrag (KV) 2024 seien nicht optimal, wenngleich die Umsätze davon bisher kaum beeinflusst worden seien, sagte Will. „Kaum heißt aber nicht gar nicht.“ Der Konflikt müsse von der Straße zurück auf den Verhandlungstisch verlagert werden.

Die Arbeitgeber boten zuletzt ein Gehaltsplus von acht Prozent. Angesichts der derzeitigen Lage im Handel mit Umsatzrückgängen, Insolvenzen und Schließungen aus Sicht von Will ein hohes Angebot, das Personaleinsparungen zur Folge haben dürfte. Die Gewerkschaft setzt ihre Warnstreiks fort.