Arbeitsmarktservice Wien
ORF/Roland Winkler
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Wirtschaft

399.005 Personen auf Jobsuche

Ende Dezember waren 399.005 Personen beim AMS arbeitslos gemeldet oder in Schulung. Die Arbeitslosenquote betrug 7,8 Prozent. Das gab das Wirtschaftsministerium am Dienstag bekannt. Positiv sei die Entwicklung im Bereich der Langzeitarbeitslosigkeit.

329.328 Personen waren ohne Job, 69.677 Personen befanden sich in Schulungen. Die Langzeitarbeitslosigkeit (Personen, die länger als ein Jahr ohne Beschäftigung waren), die im April 2021 mit 148.436 Personen ihren Höchststand erreicht hatte, hat sich seither fast halbiert und lag Ende 2023 bei 78.506.

Grafik zeigt Daten zur Arbeitslosenquote seit 2012 in Österreich im Dezember
Grafik: APA/ORF; Quelle: APA

Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Arbeitslosigkeit bei Frauen (plus 5,6 Prozent) weniger stark als bei Männern (plus sieben Prozent). Ende Dezember waren 159.393 Frauen und 239.612 Männer arbeitslos oder in Schulung. 106.286 Personen ab 50 Jahren hatten keinen Job (plus 1,2 Prozent). Bei Jugendlichen gab es zum Jahresende einen Zuwachs von 9,6 Prozent, 61.541 waren ohne Job.

Grafik zeigt Daten zur Arbeitslosigkeit in Österreich im Dezember
Grafik: APA/ORF; Quelle: APA

Bei Inländern verzeichnete das AMS gegenüber 2022 ein Plus von 2,4 Prozent, bei Ausländern ein Plus von 12,5 Prozent. Unter allen Bildungsabschlüssen war der Anstieg bei den Akademikern am höchsten (plus 14,6 Prozent). Nach Branchen geordnet erwischte es das Gesundheits- und Sozialwesen am stärksten, hier wurde ein Plus von 16,1 Prozent verzeichnet, bei der Warenherstellung waren es zwölf Prozent.

Grafik zeigt Daten zur Arbeitslosigkeit in Österreich im Dezember nach Bundesländern
Grafik: APA/ORF; Quelle: APA

Weniger offene Stellen und Beschäftigungsrekord

Ein Blick auf die Lehrstellenstatistik des Arbeitsmarktservice von Dezember zeigt einen Rückgang der offenen Stellen von 3,7 Prozent (sofort verfügbar) und acht Prozent (nicht sofort verfügbar). Apropos offene Stellen: Über alle Branchen und Altersgruppen hinweg nahmen die sofort verfügbaren Jobs im Dezember 2023 um 16 Prozent ab, allerdings nahmen die nicht sofort verfügbaren Arbeitsplätze um 8,3 Prozent zu. Laut ÖVP-Arbeits- und -Wirtschaftsminister Martin Kocher waren mit 3.915.000 zum Jahreswechsel noch nie so viele Personen unselbstständig beschäftigt.

„Das Jahr 2023 baute aus Sicht des Arbeitsmarkts auf einem sehr niedrigen Vorjahresniveau von 2022 mit einer Arbeitslosigkeit von durchschnittlich 332.645 Personen auf. Im Jahr 2023 war mit durchschnittlich 341.319 arbeitslosen Personen lediglich eine leichte Steigerung zu beobachten“, so Kocher. Die Arbeitslosenquote im Jahresschnitt betrug 6,4 Prozent.

Grafik zeigt Daten zur Arbeitslosigkeit in Österreich
Grafik: APA/ORF; Quelle: APA

Kocher sieht Arbeitsmarkt als „widerstandsfähig“

Grundsätzlich sagte der Minister: „Der österreichische Arbeitsmarkt lässt sich in Hinblick auf seine Entwicklung im vergangenen Jahr 2023 insgesamt als widerstandsfähig bezeichnen.“ Im ersten Quartal habe noch ein kontinuierlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit verzeichnet werden können. Ab April habe sich diese Dynamik zunehmend eingebremst. Diese Entwicklung habe sich in den darauffolgenden Monaten fortgesetzt, „verschlechterte sich im Vorjahresvergleich jedoch nicht substanziell“.

Es müsse auch bedacht werden, dass Ukrainerinnen und Ukrainer 2023 vollumfänglich in die Arbeitsmarktstatistik aufgenommen wurden, so Kocher. Dadurch sei zwar die Arbeitslosigkeit statistisch gestiegen, gleichzeitig habe sich die Zahl der unselbstständig beschäftigten Ukrainerinnen und Ukrainer auf dem Arbeitsmarkt von rund 13.500 zu Jahresbeginn auf rund 17.000 erhöht.

Kopf erwartet schwierige Lage

AMS-Chef Johannes Kopf erwartet heuer eine schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere in der exportorientierten Industrie. Gleichzeitig werde aber auch der Arbeitskräftemangel bleiben. Wenn die Konjunktur wieder anspringt, werde das nicht gleich auf dem Arbeitsmarkt sichtbar, da viele Firmen derzeit auch trotz Flaute den Beschäftigtenstand halten, um bei anziehenden Aufträgen wieder durchzustarten.

Eine Aufhebung der Saisonniersquoten wie von der Tourismus- und Gastrobranche gefordert findet Kopf nicht gut. Eine Ausweitung der Kontingente in manchen Bereichen sei aber sinnvoll, sagte Kopf im Ö1-Mittagsjournal. Im Tourismus würden alle zwei Jahre 40 Prozent der Beschäftigten anderswo arbeiten, das sei eine Besonderheit. Und mehr als jeder zweite Mitarbeiter in der Branche habe eine ausländische Staatsbürgerschaft.

Politrufe an Minister

Zu Arbeitslosenzahlen gab es noch zahlreiche weitere Reaktionen: SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch sprach von einem „Alarmsignal, dass Österreichs Wirtschaft massiv schwächelt“. FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch warf Kocher vor, die Zahlen schönreden zu wollen. NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker verwies darauf, dass es nach wie vor viel mehr offene Stellen als vor der CoV-Krise gebe.

AK-Präsidentin Renate Anderl forderte eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 70 Prozent des Nettoeinkommens, eine Inflationsanpassung aller Leistungen bei Arbeitslosigkeit und eine Neuregelung der Berechnung. Ähnlich äußerte sich ÖGB-Geschäftsführerin Ingrid Reischl. WKO-Generalsekretär Karlheinz Kopf und IV-Generalsekretär Christoph Neumayer forderten eine Senkung der Lohnnebenkosten.