Geisterfahrer Stopp-Schild
ORF.at/Zita Klimek
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Chronik

Zahl der Geisterfahrer stark gestiegen

Eine äußerst hohe Zahl von 444 Geisterfahrern ist im vergangenen Jahr im Verkehrsservice des Radiosenders Ö3 gemeldet worden. Das ist ein starker Anstieg von 54 Meldungen bzw. ein Plus von 14 Prozent zum Jahr 2022.

Das ist der größte Wert seit 15 Jahren, wie Ö3 am Mittwoch bekanntgab. 2023 wurden bei Geisterfahrerunfällen zwei Menschen getötet – 2022 gab es keinen Toten –, acht Personen wurden schwer und 15 leicht verletzt. Nur Anfang der 2000er Jahre gab es mehr Geisterfahrer mit Werten von über 500 Fällen, zeigt die seit 1994 geführte Statistik. Ab 2009 gingen die Zahlen zurück, in der Pandemie lagen die Werte sogar unter 400 Fällen.

Grafik zeigt Statistiken zu Geisterfahrern in Österreich
Grafik: APA/ORF; Quelle: Ö3

Unfälle verdoppelt

Insgesamt ereigneten sich 14 Unfälle, an denen Geisterfahrer beteiligt sind. Das sind doppelt so viele wie im Jahr davor. Die meisten Crashes, wo der Fahrer in die falsche Fahrtrichtung geriet, ereigneten sich in Niederösterreich, gefolgt von Kärnten, das nun erstmals die Steiermark überholte. Die wenigsten Geisterfahrer werden aus Wien gemeldet.

Oberösterreich verzeichnete den stärksten Anstieg an Geisterfahrten. Zuwächse gab es auch in Kärnten, der Steiermark, Salzburg, Vorarlberg und Wien. Weniger Geisterfahrer werden in Niederösterreich, Tirol und im Burgenland gezählt.

Grafik zeigt Statistiken zu Geisterfahrern in Österreich
Grafik: APA/ORF; Quelle: Ö3

A2 führt Liste an

Die meisten Geisterfahrten wurden auf der der Südautobahn (A2) mit 73 Meldungen registriert, gefolgt von der Westautobahn (A1) und der Tauernautobahn (A10). Der „Wörtherseeabschnitt“ in Kärnten auf der A2 zwischen Klagenfurt und Villach ist wie schon im Jahr davor das Autobahnteilstück mit den meisten Meldungen (23 Geisterfahrer). Dieses Teilstück gilt seit Beginn der Aufzeichnungen als der Abschnitt mit den meisten Geisterfahrern.

Als „Geisterfahrerhotspot“ galt erneut der Großraum Villach. Hier wurden auf der A2, der A10, der A11 und am Knoten Villach in Summe 62 Geisterfahrer gezählt – das entspricht 14 Prozent aller Geisterfahrer in ganz Österreich.

Die meisten im November

Am öftesten wurden 2023 im Monat November Geisterfahrer gemeldet (49 Mal), danach kommt der Dezember mit 47 Meldungen. Somit gilt das Jahresende als stärkste Geisterfahrerzeit des Jahres. Im Februar wurden mit 30 Geisterfahrern die wenigsten gezählt, berichtete Ö3.

Wie auch in den vergangenen Jahren waren am Wochenende 2023 mehr Geisterfahrer unterwegs als an den Werktagen. Der Wochentag mit den meisten Geisterfahrern ist der Samstag. Im Tagesverlauf sind die Geisterfahrer mehrheitlich am frühen Abend in einer Zeit von 18.00 bis 21.00 Uhr unterwegs. Das geringste Risiko, einem Geisterfahrer zu begegnen, besteht unverändert in den Morgenstunden zwischen 6.00 und 9.00 Uhr.

Am 23. Dezember 2023, am Samstag vor Weihnachten, wurde mit acht Geisterfahrern der zweitgrößte Tageswert seit Beginn der Aufzeichnungen gezählt. Der bisherige Allzeitrekord liegt bei zehn Meldungen an einem Tag. An drei weiteren Tagen im Jahr 2023 schlug die Ö3-Verkehrsredaktion fünfmal Geisterfahreralarm.

Zunehmend „blindes Vertrauen“ in Navi

Hauptgründe für Geisterfahrten sind Alkohol- und Drogeneinfluss, aber auch Überforderung und Ablenkung. Laut Verkehrspsychologen dürfte vermehrt Unkonzentriertheit durch psychische Probleme aufgrund persönlicher und globaler Krisen eine Rolle spielen.

Zunehmend ist auch das „blinde Vertrauen“ in das Navigationsgerät der Auslöser, ergänzte die ASFINAG in einer Aussendung. Kürzlich war laut dem Autobahnbetreiber ein Lenker im Plabutschtunnel von seinem Navi aufgefordert worden zu wenden, was dieser in einer Pannenbucht auch prompt tat. Der Fahrer wurde noch im Tunnel von der Polizei angehalten.

Alle Daten über Geisterfahrermeldungen würden von der ASFINAG jedes Jahr zusammen mit den Unfalldaten des Innenministeriums analysiert, um Problembereiche erkennen und Maßnahmen einleiten zu können. „Wir als Autobahnbetreiber überprüfen laufend zum Beispiel Anschlussstellen auf Verbesserungen bei der Beschilderung und bei der Bodenmarkierung“, versicherte ASFINAG-Verkehrssicherheitsexperte Bernhard Lautner. „Auch Baustellen werden genau auf mögliche Problembereiche gecheckt.“