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Politik

Kindergartenpersonal kämpft um Besserungen

Am 24. Jänner begehen Beschäftigte der Kindergärten seit 2018 jedes Jahr den Tag der Elementarbildung, um ihre Forderungen an die Politik zu deponieren. Wiederholt gab es Demos und Aktionen. Die Akzeptanz in der Bevölkerung dafür nimmt zu.

Seit Herbst 2021 ist das Kindergartenpersonal mehrfach für bessere Rahmenbedingungen auf die Straße gegangen, vor allem in Wien führte das immer wieder zu geschlossenen Häusern. Am Mittwoch blieben die städtischen Kindergärten in der Bundeshauptstadt geschlossen. Für die Bediensteten werden Fortbildungskurse und Veranstaltungen abgehalten – mehr dazu in wien.ORF.at.

Streik und Proteste habe man schon gehabt, sagte die stellvertretende Obfrau der Berufsgruppe der elementaren Bildungseinrichtungen Kärnten (BEBEK), Marianne Kapelarie. In Kärnten entspanne sich die Situation, seit das neue Bildungs- und Betreuungsgesetz in Kraft sei. Ein Manko bleibe aber die Kleinkindbetreuung – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Petition soll Politik aufrütteln

Die Forderungen, die Aktivisten, Personal und Kindergartenträger an diesem Aktionstag an die Politik richten, haben sich seit 2018 kaum geändert. Verlangt werden bundesweit einheitliche Rahmenbedingungen – derzeit werden diese von den Ländern festgelegt – und mehr Geld, um die Rahmenbedingungen in den Kindergärten und Krippen zu verbessern – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Konkret geht es etwa um kleinere Gruppen, bessere Betreuungsverhältnisse und weniger Verwaltung, damit die Pädagoginnen und Pädagogen wirklich Zeit für Bildungsarbeit haben. Derzeit können die Kinder wegen des Personalmangels vielfach nur noch beaufsichtigt werden, gleichzeitig wollen immer weniger Pädagoginnen unter diesen Bedingungen nach der Ausbildung auch im Kindergarten arbeiten bzw. dort länger bleiben. Seit Montag läuft eine Petition mit Forderungen an die Politik – mehr dazu in news.ORF.at.

Zustimmung zu Protesten steigt

Die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Proteste des Kindergartenpersonals hat im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozentpunkte zugenommen: 53 Prozent finden es demnach gut, dass diese Proteste stattfinden. Besonders hoch ist die Zustimmung in Wien und unter Menschen mit höherem Bildungsabschluss. Weiter gestiegen auf 82 Prozent ist auch der Anteil derer, die die Vermittlung von Bildung bereits im Kindergarten für (sehr) wichtig halten.

Gleichzeitig sind laut Umfrage zwei Drittel der Ansicht, dass Österreich zu wenig für Elementarpädagogik ausgibt. Unterstützung kommt laut der Umfrage auch für die Forderung von Aktivisten und Kindergartenträgern nach Verbesserungen für Kinder mit geistiger oder körperlicher Beeinträchtigung.

Polaschek verweist auf Ausbildungsinitiativen

Von der Politik wurde die Rolle der Krippen und Kindergärten als erste Bildungseinrichtung betont. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) verwies auf die Ausbildungsinitiativen der vergangenen Jahre, um den Personalmangel zu verringern. Außerdem brauche es mehr Angebote für Quereinsteigerinnen – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Mit einer Novelle soll die Eignungsprüfung für Elementarpädagoginnen und -pädagogen sowie für pädagogische Assistenzberufe reformiert werden. Künftig sollen bestimmte Prüfungsinhalte wie das Klatschen eines Rhythmus, das Nachsingen eines Liedes und der Nachweis, dass man schwimmen kann, entfallen. Berufsvertreter sehen in der Änderung keinen großen Wurf – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Im Rahmen eines EU-Projekts werde zudem an bundesweiten qualitativen Verbesserungen bei den Rahmenbedingungen gearbeitet, so Polaschek. Der Bund ist eigentlich nur für die Ausbildung der Pädagoginnen und Pädagogen verantwortlich, über die Rahmenbedingungen (Gruppengröße, Betreuungsschlüssel etc.) entscheiden die Länder.

Grüne wollen Kompetenzen beim Bund

Auch die Grünen verwiesen auf eine Ausbildungsoffensive und mehr Geld für die Elementarbildung, die Umsetzung durch Länder und Gemeinden gehe aber viel zu langsam. Wenn diese nicht in der Lage seien, die Arbeitsbedingungen rasch zu verbessern, sodass Tausende jährlich vom Bund ausgebildete Pädagoginnen auch in den Beruf gehen bzw. dort bleiben, „wäre es vernünftiger, die Kompetenzen zum Bund zu übertragen“, sagte Bildungssprecherin Sibylle Hamann.

SPÖ: Recht auf Kindergartenplatz

SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner wiederholte ihre Forderung nach einem Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab dem ersten Lebensjahr, der den Eltern auch einen Vollzeitjob ermöglicht. Der Platz müsse außerdem – wie in den SPÖ-regierten Bundesländern Wien, Kärnten und dem Burgenland – gratis sein.

Etwa in Wien ist freilich nur ein knappes Drittel der Kindergärten öffentlich, in den Privatkindergärten muss man weiterhin zahlen. Letztere blieben am Mittwoch offen. Als Maßnahme gegen den Personalmangel in den Kindergärten forderte SPÖ-Bildungssprecherin Petra Tanzler einen „Ausbildungsturbo“, bessere Betreuungsverhältnisse und bessere Bezahlung.

NEOS: Verbindliche Qualitätsziele

NEOS verlangte verbindliche Qualitätsziele in der Elementarpädagogik. Kindergärten und Krippen würden nicht allein durch den Ausbau zu Bildungseinrichtungen, so Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre, laut der es für die nötigen Verbesserungen rund fünf Mrd. Euro pro Jahr bräuchte. Die Regierung hatte zuletzt 4,5 Mrd. Euro bis 2030 angekündigt. Nötig wären für Künsberg Sarre auch weitere Ausbildungswege für Fachkräfte, etwa ein Elementarpädagogik-Bachelorstudium insbesondere für AHS-Maturantinnen und -Maturanten.

Neue Plattform mit allen Wiener Standorten

Eine neue Infoplattform gibt in Wien nun einen Überblick über alle verfügbaren Kindergartenstandorte. Abrufbar sind sowohl die städtischen Kindergärten als auch die privaten elementaren Bildungseinrichtungen. Aktuell sind dort alle 1.668 Standorte – 1.266 private und 402 städtische – zu finden. Ob dort Plätze frei sind, ist vorerst noch nicht ersichtlich – mehr dazu in wien.ORF.at.