Atypisch Beschäftigte: Weiter Schieflage

Auf dem heimischen Arbeitsmarkt herrschen nach wie vor eklatante geschlechtsspezifische Unterschiede: Jede zweite berufstätige Frau ist atypisch beschäftigt, arbeitet also Teilzeit, geringfügig, in Leiharbeit oder mit freiem Dienstvertrag.

Bei den Männern hingegen haben nur 14 Prozent der Erwerbstätigen keine unbefristete Vollzeitanstellung, geht aus Zahlen der Statistik Austria hervor. Grund dafür ist die hohe Zahl der Teilzeitarbeitsverhältnisse bei Frauen. Fast 45 Prozent aller unselbstständig berufstätigen Frauen arbeiten Teilzeit - Tendenz steigend.

Insgesamt ein Drittel atypisch beschäftigt

Insgesamt gesehen ist etwa ein Drittel (31 Prozent) der unselbstständig Erwerbstätigen in Österreich atypisch beschäftigt. Zwischen 2008 und 2011 stieg die Anzahl der unselbstständig Beschäftigten um 46.000, zugleich sank jene der Normalarbeitsverhältnisse um 51.000. „Im Krisenjahr 2009 betraf der Rückgang bei den Normalarbeitsverhältnissen in erster Linie Männer, für Frauen setzte diese Entwicklung schwächer und mit einem Jahr Verzögerung ein“, kommentiert man bei der Statistik Austria.

Teilzeit bei Frauen angestiegen

Eine deutliche Reaktion auf die Konjunkturentwicklung könne bei Leiharbeitsverhältnissen beobachtet werden, deren Zahl im Jahr 2009 merkbar abnahm. Während Normalarbeitsverhältnisse in den Jahren 2009/2010 zurückgingen, nahm die Anzahl der Teilzeitarbeitsverhältnisse zu - eine Entwicklung, die überwiegend von Frauen getragen wurde. Für Männer spielt Teilzeit mit einem Anteil von 7,6 Prozent nahezu keine Rolle.

Geschlechtsspezifische Unterschiede gibt es bereits bei 20- bis 24-Jährigen: 69 Prozent der Männer, aber nur 56 Prozent der Frauen in dieser Altersklasse weisen ein Normalarbeitsverhältnis (unbefristete Vollzeitanstellung, Anm.) auf. Während bei Männern Normalarbeitsverhältnisse mit dem Alter sukzessive steigen und bei den 40- bis 59-Jährigen einen Anteil von über 90 Prozent erreichen, geht die Entwicklung bei Frauen bis zum Alter von 40 Jahren in die umgekehrte Richtung. Lediglich 40 Prozent der Frauen im Alter zwischen 35 und 39 Jahren sind in einem Normalarbeitsverhältnis.

Betreuungsaufgaben als Motiv

Überwiegendes Motiv für die Teilzeitarbeit von Frauen sind Betreuungsaufgaben. Erst ab einem Alter von 40 Jahren steigt der Anteil an Frauen mit Normalarbeitsverhältnis wieder an, bleibt aber im Vergleich zu den Männern auf sehr niedrigem Niveau.

Atypische Beschäftigungsformen treten vermehrt am Beginn und Ende einer Berufslaufbahn auf. Befristungen und Leiharbeitsverhältnisse sind deutlich auf jüngere Altersgruppen konzentriert. Rund die Hälfte aller Leiharbeitskräfte ist unter 35 Jahre alt, unter den befristet Angestellten sind es fast zwei Drittel.

Alle Bildungskategorien betroffen

Befristungen, Leiharbeit, geringfügige Beschäftigung und freie Dienstverträge finden sich in jeder Bildungskategorie. Bei Menschen mit Universitätsabschluss spielt Leiharbeit keine Rolle, sie stehen allerdings doppelt so oft in befristeten Arbeitsverhältnissen wie der Gesamtdurchschnitt der unselbstständig Beschäftigten. Wiederum sind Frauen im Vergleich zu Männern in allen Bildungskategorien häufiger atypisch beschäftigt.

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